Lausanne: Spektakel auf oder neben dem Eis?

15.9.2022 - Von Martin Merk

Siebter Platz in der regulären Saison und ein Viertelfinal-Aus in fünf Spielen gegen Fribourg-Gottéron – letzte Saison trat der Lausanne HC nicht wie ein Spitzenclub auf und zog umso mehr Blicke auf das Geschehen neben dem Eis auf sich. Können die Waadtländer Löwen diese Saison mehr Furcht und Schrecken verbreiten?

In den vergangenen drei Jahren hat es der Lausanne HC verpasst unter den besten vier Teams der National League zu gehören. Obwohl der Club um den Tschechen Petr Svoboda im Transferkarussell teilweise kräftig mit der Kelle rührte, folgte mit dem siebten Rang eine enttäuschende Saison. Eigentlich hatten andere Clubs befürchtet, dass der LHC durch seine Einkäufe zu einer neuen Supermacht werden könnte und dabei kräftig an der Lohnspirale dreht. Doch auf dem Eis konnten die Waadtländer kaum jemandem das Fürchten lehren. Mit 155 geschossenen Toren und 143 kassierten waren sie schlicht und einfach Mittelmass. Im Powerplay schlugen die Löwen mässig zu, im Boxplay waren nur Ajoie und Langnau schwächer.

Solange die Investoren spendierfreudig sind, wird der LHC weiterhin für Schlagzeilen auf und neben dem Eis sorgen. Doch der Rückhalt schwindet. Letzte Saison kamen im Schnitt noch 6042 Fans in die Vaudoise Arena – das sind so wenige wie noch nie seit dem Aufstieg 2013 (abgesehen von der «Covid-Saison» 2020/21). Das reichte noch für Platz 6 im Zuschauerranking der Liga – auch in dieser Statistik stand man schon besser dar.

Damit es diese Saison idealerweise besser läuft, hat man mit dem gebürtigen Letten Ivars Punnenovs einen Torhüter geholt, der der bislang unumstrittenen Nummer 1 Tobias Stephan Konkurrenz machen soll. Mit 38 ist Stephan nicht mehr der Jüngste und hatte statistisch seine schlechteste Saison seit seiner Rückkehr aus Nordamerika in die Schweiz vor 13 Jahren. Nach sieben Jahren als «Lebensversicherung» der SCL Tigers muss sich Punnenovs bei seinem ersten Arbeitgeber mit Ambitionen nach oben aber zuerst beweisen.

Mit Igor Jelovac von den Rapperswil-Jona Lakers und dem U20-Nationalspieler Dario Sidler von der EVZ Academy konnte der LHC die Abwehr ergänzen. Der Fokus im Transfersommer lag aber vor allem in der Offensive, wo neben Marco Pedretti von den ZSC Lions gleich vier ausländische Stürmer verpflichtet wurden. Vom sechsköpfigen Ausländerkontingent sind einzig der slowakische Verteidiger Martin Gernat und der kanadische Stürmer Cory Emmerten Rückkehrer aus der vergangenen Saison.

Der bekannteste Neuzugang ist der 33-jährige Österreicher Michael Raffl, der nach neun Jahren in der NHL (629 NHL-Spiele inkl. Playoffs, 96 Tore, 94 Assists) nach Europa zurückkehrt und für zwei Jahre beim LHC unterschrieben hat.

Ein weiterer NHL-Rückkehrer ist der Finne Miikka Salomäki, dem in acht Jahren in Nordamerika der Durchbruch nicht so recht gelingen wollte und zwischen der NHL und AHL hin und her pendelte. Ein guter Zweiwegstürmer, der aber auch bei seiner Rückkehr-Saison letztes Jahr in Örebro (Schweden) wenig Punkte produzierte. Mit ihm reist der offensivere Schwede Robin Kovacs von Örebro nach Lausanne. Dazu kommt der Kanadier Daniel Audette, der in seinen vier Profijahren in Nordamerika in der AHL hängen blieb und in seinen beiden Europajahren in Finnland und Russland für Torgefahr sorgte.

Die defensiven Defizite wird der LHC mit diesen Wechseln wahrscheinlich nicht beseitigen, möchte dafür aber umso mehr für offensives Spektakel sorgen. Und falls die Rechnung nicht aufgehen sollte, wird der hemdsärmlige und allmächtige Svoboda neben dem Eis für Aufsehen sorgen. Für John Fust, der vor einem Jahr auf den Posten als Cheftrainer zurückkehrte, wird es weder eine einfache, noch eine ruhige Aufgabe. Für Spektakel sollte aber so oder so gesorgt sein.

Unser Tipp: Der LHC muss erneut durch die Pre-Playoffs und wird auch dieses Jahr seinen Ambitionen als Spitzenteam nicht gerecht.

hockeyfans.ch-Ranglistentipp
1.
2. ZSC Lions
3.
4. HC Lugano
5. HC Davos
6. SC Bern
7. Fribourg-Gottéron
8. Lausanne HC
9. EHC Biel
10. SC Rapperswil-Jona Lakers
11. HC Ambrì-Piotta
12. EHC Kloten
13. HC Ajoie
14. SCL Tigers
 

 

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