Lugano: Endlich wieder unter den Protagonisten?

15.9.2022 - Von Maurizio Urech

Die erste Saison der Bianconeri unter Chris McSorley war kompliziert und von vielen Problemen, lies Verletzungen, geprägt. Nach einem guten Start fielen schon im Oktober Schlüsselspieler wie Niklas Schlegel, Romain Loeffel, Daniel Carr und Troy Josephs länger aus. Dies hatte zur Folge, dass die verbliebenen Spieler forciert wurden und bis Ende November auf dem Zahnfleisch liefen. Die jungen Torhüter Davide Fadani und Thibault Fatton, sowie Leland Irving wurden von den Vorderleuten mehr als einmal im Stich gelassen und u.a. verspielte man auch eine gute Ausgangslage in der CHL und musste die Segel schon nach der Gruppenphase streichen.

Man beendete die Qualifikation auf dem enttäuschenden 9. Platz und traf in den Pre-Playoffs auf Genf-Servette. Man gewann die Serie in zwei ganz engen Spielen und in den Viertelfinals wartete mit dem EVZ eine Mannschaft die mindestens eine Nummer zu gross war, gegen die man absolut chancenlos war. Dort bestätigte sich, dass Lugano drei gute Blöcke hatte, der vierte war auf diesem Niveau überfordert. Immerhin hatte das klare Scheitern gegen den zweifachen Meister aus der Innerschweiz einen positiven Nebeneffekt: Es zeigte schonungslos auf, wie gross die Differenz zwischen den Bianconeri und einem Spitzenteam ist. Es wird nicht einfach diese Lücke zu schliessen, doch genau aus diesem Grund hat man McSorley geholt. Lugano will wieder im Konzert der grossen mitspielen.

Um die Abgänge von Verteidiger Romain Loeffel (SCB) und Stürmer Alessio Bertaggia (Genf-Servette) und den Rücktritt von Routinier Alessandro Chiesa zu kompensieren war Sportchef Hnat Domenichelli auf dem Transfermarkt sehr aktiv.

Von den Edmonton Oilers (NHL) verpflichtete man den finnischen Torhüter Mikko Koskinen. In der NHL waren seine Leistungen nicht immer konstant, doch in Europa gewann er zweimal den Gagarin-Cup und wurde mehrmals als bester Goalie ausgezeichnet. Nachdem sich letzte Saison Niklas Schlegel zweimal verletzte und länger ausfiel, will man dieses Jahr jedes Risiko vermeiden. Auf dem Papier haben die Bianconeri mit dem Duo Koskinen-Schlegel eines der besten Duos der gesamten NL.

Calle Andersson kehrt nach acht Jahren wieder nach Lugano zurück. Der Sohn der Lugano-Legende Peter Andersson soll den Abgang vom Romain Loeffel kompensieren. Ein veritabler Transfercoup gelang Domenichelli mit der Verpflichtung des finnischen Verteidigers Oliwer Kaski. Er gewann nicht nur 2019 die WM-Goldmedaille mit Finnland sondern war in den letzten Jahren immer einer der produktivsten Verteidiger der KHL und Kaski wird vor allem im Powerplay mit seinem harten Schuss viele Punkte sammeln.

Vom EVZ konnte man mit Marco Müller einen polyvalenten Stürmer holen der sowohl Center als auch als Flügel eingesetzt werden kann. Er hat sich in den letzten Jahren stetig gesteigert und kann auch in Lugano zu einem wichtigen Faktor werden. Als zweiten Transfer vom SCB holte man mit Jeremi Gerber einen jungen Spieler der hier in Lugano den nächsten Schritt in der Karriere machen kann. Auch in diese Kategorie gehört die Verpflichtung von Stéphane Patry (Genf-Servette). Er spielte sowohl mit der U18- als auch mit der U20-Nationalmannschaft und soll in Lugano mehr Eiszeit als in den letzten zwei Jahren erhalten.

Ebenfalls aus der NHL konnte man mit dem finnischen Stürmer Markus Granlund einen weiteren Hochkaräter holen. Er kommt mit der Erfahrung von 338 NHL-Spielen nach Lugano und in den letzten zwei Jahren in der KHL mit Salawat Julajew Ufa erzielte er einen Punkt pro Spiel. Granlund ist der klassische Zwei-Weg-Center und hat dazu auch beachtliche Offensive-Qualitäten. Mit dem kanadischen Stürmer Kris Bennett (26) holte man einen Ergänzungsspieler, der wohl hauptsächlich in der SL mit den Ticino Rockets zum Einsatz kommen wird.

Leider gab es schon vor dem Saisonstart zwei schlechte Nachrichten. Einerseits muss Routinier Julian Walker erneut operiert werden und wird wohl frühestens anfangs 2023 zurückkehren. Dazu leidet Daniel Carr an den Langzeitfolgen seiner Covid-Erkrankung und noch ist ungewiss, wann er voll einsatzfähig sein wird. Daher verpflichtete man dem kanadischen Stürmer Brett Connolly (30), der nächste Woche in Lugano eintreffen wird, einen weiteren ausländischen Stürmer. Er gewann einen Stanley-Cup mit den Washington Capitals und ist eine mehr als valable Option falls Carr noch länger ausfallen dürfte.

Auf dem Papier hat sich Lugano klar verstärkt und die sportlichen Ziele für die Saison sind klar. Man will sich direkt für die Playoffs qualifizieren und vor allem will man einen gelungenen Start hinlegen und bis zur Nati-Pause zur Spitzengruppe gehören.

Trotz den nicht immer überzeugenden Auftritten in den Vorbereitungsspielen, trauen wir Lugano den vierten Platz zu.

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