Bereit für spannende Playoffs

16.3.2024 - Von hockeyfans.ch

In je 52 Spielen haben die Mannschaften der National League ihre Stärken und Schwächen ausgespielt, wobei die ZSC Lions und Fribourg-Gottéron beim Punktesammeln herausstachen. Wie es ausgeht, wenn es in den Playoffs hart auf hart kommt, werden wir bald sehen und schauen auf die vier Viertelfinalpartien.

ZSC Lions (1.) – EHC Biel (9.)

Unter Coach Marc Crawford beenden die ZSC Lions die reguläre Saison meist an erster Stelle. Meister wurden sie danach aber nur 2014 unter dem jetzigen Coach. In der langen Pause nach dem Ende der Qualifikation werden die Zürcher sicher auch über die Playoffs 2016 gesprochen haben. Die Lions standen damals auch als Sieger der Qualifikation fest, scheiterten aber im Viertelfinal am späteren Meister SC Bern. Die Berner hatten die Playoff-Qualifikation in extremis geschafft und hatten schon das eine oder andere Spiel der letzten Chance hinter sich. Die Lions spielten hingegen wochenlang in der Komfortzone. Die Parallelen zum Duell mit dem EHC Biel sind offensichtlich.

Der EHC Biel hat eine unglaublich schwierige Saison mit vielen Verletzungssorgen hinter sich und kann erst befreit aufspielen seit Martin Steinegger vom Büro an die Bande zurückgekehrt ist. In den Play-In-Duellen haben die Bieler schon alles gezeigt, was es für erfolgreiche Playoffs braucht. Einen starken Goalie, eine grosse Geduld, Killerinstinkt in der Offensive und die Fähigkeit, einen knappen Vorsprung zu verwalten. Wenn Toni Rajala noch in Fahrt kommt und Damien Brunner zu zaubern beginnt, ist alles möglich.

Die ZSC Lions sind also gewarnt. Die Zürcher werden vor allem geduldig spielen müssen und in den entscheidenden Momenten zuschlagen. 2016 hatte Crawford die erste Linie um Auston Matthews bis zur Erschöpfung forciert. Dieses Coaching würde die Lions auch diesmal ins Verderben stürzen. Das Kader der Lions ist stark genug, um die Last auf vier Linien zu verteilen, die alle den Unterschied ausmachen können. Zudem haben sie mit Simon Hrubec einen Goalie, der auch dann gut hält, wenn es der Mannschaft nicht nach Wunsch läuft. Für erfolgreiche Playoffs muss Denis Malgin seinen Spielwitz in Punkte ummünzen können, muss Denis Hollenstein die wichtigen Tore schiessen und muss Chris Baltisberger die Möglichkeit erhalten, dem Gegner unter die Haut zu gehen. Wenn dann auch noch Juho Lammikko, Jesper Frödén und Rudolfs Balcers ihr offensives Potenzial ausschöpfen, ist der Sieg in dieser Serie gesichert.

Die Playoffs schreiben eigene Gesetze, trotzdem rechnen wir damit, dass sich die ZSC Lions am Ende mit 4:2 durchsetzen werden. (AB)

Fribourg-Gottéron (2.) – HC Lugano (7.)

Seit letztem Samstag und dem emotionalen 3:1-Sieg im Rückspiel des Play-In-Derbys gegen Ambrì steht fest, dass der HC Lugano auch diese Jahr wieder die Playoffs bestreiten wird.

Auf dem Papier steigt Fribourg-Gottéron als haushoher Favorit in diese Serie. Man spielte eine herausragende Qualifikation mit 102 Punkten und erzielte dabei mit 175 Toren den ligaweiten Bestwert und anlässlich des Medientags sprach Christian Dubé Klartext.

«Wir haben eine Supersaison gespielt und verstecken uns nicht. Wir wollen weit kommen. Als wir das letzte Mal eine solch starke Mannschaft hatten, war ich noch Spieler und wir qualifizierten uns für den Final», gibt sich der Trainer unbescheiden.

Auch bei allen anderen Statistiken ist Gottéron besser, etwa in Über- und Unterzahl und den Gegentoren. Lugano beendete die Qualifikation mit 23 Punkten weniger.

Bei einer genauen Analyse stellt man fest, dass Gottéron eine Saison ohne Verletzungen von Schlüsselspielern hatte, während die Bianconeri während Monaten mehr als sieben bis acht verletzte Spieler auf dem Matchblatt hatte, darunter mehrere Schlüsselspieler. Mit all diesen Problemen war die Playoff-Qualifikation von Lugano keine Selbstverständlichkeit, sondern wurde hart erkämpft.

Für den Lugano-Trainer Luca Gianinazzi «ist das wichtigste, dass wir die Fortschritte, die wir diese Saison gesehen haben, in die Playoffs mitnehmen können, wo das Niveau steigen wird.»

Letzte Saison trafen die beiden Mannschaften in den Pre-Playoffs aufeinander und dank eine überragenden Mikko Koskinen, der 55 von 56 Schüssen parierte, setzte sich Lugano durch und machte anschliessend dem späteren Meister aus Genf das Leben schwer.

Vielleicht ein kleiner Vorteil für Lugano, doch diesmal geht es über die volle Distanz. Natürlich werden auch diesmal die beiden Torhüter eine wichtige Rolle spielen. Noch ist bei Lugano unklar, ob Niklas Schlegel bereits fit ist. Es ist auch das Duell der Liga-Topscorer Marcus Sörensen gegen Calvin Thürkauf, doch natürlich hat Gottéron viele weitere Pfeile im Köcher wie Chris DiDomenico, Julien Sprunger oder Kilian Mottet.

Auch die grössere Erfahrung spricht für Gottéron. Bei Lugano werden es für viele Spieler wie Jesper Peltonen, Lorenzo Canonica, Cole Cormier und Matthew Verboon die ersten Playoffs auf diesem Niveau sein.

Die Mannschaft von Luca Gianinazzi hat während der ganzen Saison grossen Charakter und mentale Stärke gezeigt und dies wird man auch in dieser Serie aufs Eis bringen und man wird der Mannschaft von Christian Dubé sicherlich nicht den roten Teppich ausrollen.

Wir erwarten eine hartumkämpfte Serie über sieben Partien in der sich am Schluss Gottéron knapp durchsetzen wird. (MU)

Lausanne HC (3.) – HC Davos (6.)

Nachdem die Lausanner vor einem Jahr, trotz sechs Siegen aus den letzten zehn Spielen nicht einmal Pre-Playoffs spielen konnten, beendeten sie die Qualifikation diesmal auf dem dritten Rang. So gut waren sie zuletzt 2018/19. Damals scheiterte Lausanne, nach einem 4:3 im Viertelfinal, im Halbfinal 1:4 am EV Zug. Nach turbulenten Jahren konnten sich die Waadtländer in dieser Saison endlich wieder aufs Wesentliche konzentrieren und wurden dafür belohnt. Mit konstanten Leistungen erreichten sie den dritten Rang und standen damit etwa dort, wo sie sich schon seit langem erwarten – dank sportlicher Stabilität und dem Wegfall der Nebengeräusche und Unruhen hinter dem Eis.

Der HC Davos setzte einen veritablen Schlussspurt hin und holte in den letzten 10 Spielen 8 Siege und damit mehr als jedes andere Team. Dank diesem Effort konnten die Davoser im zweitletzten Spiel das erste Saisonziel, die direkte Playoff-Qualifikation, doch noch erreichen. Die Bündner spielten bereits mit Playoff-Intensität, was ein Vorteil sein könnte. Denn Lausanne musste seit einigen Spielen nicht mehr um die Playoffs bangen. Nach der langen Play-in-Pause müssen aber auch die Davoser wieder bei Null starten und erst wieder auf Betriebstemperatur kommen.

Die beiden Teams standen sich 2017 ebenfalls im Viertelfinal gegenüber, nachdem Lausanne die Saison auf dem 4. Rang beendet hatte. Davos gewann die Serie diskussionslos mit 4:0-Siegen mit einem Torverhältnis von 16:9. Lausanne konnte bisher erst einmal eine Playoff-Serie gewinnen. 2019 schlugen sie Langnau mit 4:3 Siegen. In dieser Saison gewann der Lausanne HC drei der vier Direktbegegnungen gegen die Bündner. Sämtliche Partien waren eng. Lausanne gewann das erste Spiel in der Verlängerung, Davos das dritte im Penaltyschiessen. Die beiden übrigen Partien gingen mit 1:0 und 2:1 in der regulären Spielzeit ebenfalls nur knapp an Lausanne. Statistisch lassen sich zwischen den beiden ebenfalls kaum Unterschiede feststellen. Das Torverhältnis ist beinahe identisch. Lausanne schoss zwei Tore mehr. Die Davoser haben das bessere Powerplay, Lausanne dafür das bessere Boxplay. Dabei stechen vor allem die sechs Shorthander auf Seiten der Lausanner auf. Dem HCD gelang in 52 Spielen kein Tor in Unterzahl.

Wir rechnen mit einer langen Serie und einem 4:3 für den Lausanne HC. (AB)

EV Zug (4.) – SC Bern (5.)

Nach fünf Jahren und dem letzten Meistertitel gelang es dem SC Bern sich erstmals wieder ohne Umwege für die Playoffs zu qualifizieren. Im Viertelfinale wird man zwar kein Heimrecht geniessen, doch die Form des SCB vor Ende der Qualifikation zeigte nach oben, diejenige des EVZ hingegen war stagnierend.

Alles was war interessiert aber nun niemanden mehr. Mit den Playoffs beginnt die schönste Zeit des Jahres eines jeden Hockeyfans. Zwischen dem EV Zug und dem SC Bern kommt es zur Neuauflage des Playoff-Viertelfinals von 2021 resp. des Playoff-Finals von 2019, dem bisher letzten meisterlichen Ruhm der Stadtberner.

Mit Leonardo Genoni verliess damals einer der Schlüsselspieler das Berner Meisterteam und sah seine Zukunft beim EV Zug, wo er auf Anhieb die persönlichen Titel Nummern sechs und sieben feiern konnte. Genoni spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Er hielt sein Team in den vergangenen zehn Spielen mit neun Niederlagen fast immer im Spiel. Nur gegen die ZSC Lions und den HC Lugano war Genonis Fangquote weit unter 90 Prozent. Dies spricht für seine nach wie vor sehr gute Leistung.

Beim SC Bern setzt man nach der Rückkehr von Philip Wüthrich konsequent auf beide Torhüter. Ob dies auch in den Playoffs der Fall sein wird, wird sich weisen. Wir gehen davon aus, denn Wüthrich hat mit seinen starken Leistungen Werbung in eigener Sache gemacht und fordert Adam Reideborn seither heraus. Es ist zu hoffen, dass beide in den Playoffs noch besser werden und über sich hinauswachsen.

In der Defensive verfügen sowohl der EV Zug als auch der SC Bern über reichlich erfahrene Playoff-Spieler, allen voran mit Niklas Hansson, Tobias Geisser oder Nico Gross auf Zuger, Romain Loeffel, Ramon Untersander, Patrik Nemeth und Samuel Kreis auf Berner Seite. Sie alle können mit Druck umgehen und werden es dem Gegner schwer machen.

Im Sturm verfügt der EV Zug nach wie vor über die treffsicheren Schützen. In der Regular Season gelangen den Innerschweizern 161 Tore (3.09 Tore pro Spiel). Die Berner trafen 145 Mal (2.78 Tore pro Spiel). Zwei entscheidende Faktoren werden sein, ob die Schlüsselspieler in der Offensive ihr bestes Potential ausschöpfen können und ob sie verletzungsfrei bleiben werden. Zudem werden es die kleinen Details sein, die schlussendlich diese Serie entscheiden werden.

Wir erwarten trotz allem eine enge Serie, die möglicherweise erst in der Belle entschieden wird. Wir glauben, dass der SCB auch dank dem getankten Selbstvertrauen in den letzten Meisterschaftsspielen zu alter Playoff-Stärke zurückfindet und bei vielen Experten für eine Überraschung sorgen wird. Der SC Bern wird die Playoff-Serie knapp für sich entscheiden. (RB)

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Duell mit Vorgeschichte


Volle Hallen, Emotionen und Spannung auf dem Eis: Die Playoffs gehen bald los, unter anderem mit einem Wiedersehen zwischen dem EV Zug und dem SC Bern. Foto: Philipp Hegglin