Ajoie: Das zweite schwierige Jahr
Der HC Ajoie nimmt seine zweite Saison in der National League in Angriff. Letztes Jahr war man abgeschlagen Letzter hinter den SCL Tigers. Mit der Verstärkung auf der Torhüterposition, der breiter aufgestellten Verteidigung und treffsicheren Stürmern könnte der HC Ajoie für eine Überraschung sorgen und die Kellermeisterschaft für sich entscheiden.
Torhüter
Auf der Torhüterposition hat sich der HC Ajoie auf die kommende Saison verstärkt. Neben Tim Wolf, der letzte Saison in der Qualifikation über 2400 Minuten auf dem Eis stand – es war die viertlängste Einsatzzeit aller National League Goalies – bekommt Unterstützung in der Person von Damiano Ciaccio, der aus dem Tessin in den Jura wechselt. Sportchef Julien Vauclair ist es gelungen, einen zweiten Torhüter zu holen, der rund die Hälfte aller Spiele durchspielen kann.
Somit wird Wolf eine grössere Last abgenommen und beide können sich abwechseln. Der gebürtige Zürcher Wolf stieg 2021 mit den Jurassiern sensationell ins Oberhaus auf, kassierte in der National League rund 4 Gegentore pro Spiel, wobei seine Vorderleute, insbesondere die Verteidiger, als logische Konsequenz alle eine Minus-Bilanz aufwiesen. Nichtsdestotrotz dürfen sich die Ajoie-Fans auf eine gewisse Stabilität auf der wichtigsten Position freuen.
Verteidigung
In der Verteidigung wird der HC Ajoie breiter aufgestellt sein als noch letzte Saison. Unter Vertrag stehen neun Verteidiger, darunter vier Zuzüge. Zu den erfahrenen Leitwölfen wie Alain Birbaum oder Jordane Hauert gesellen sich neu Thomas Thiry (SC Bern), Kevin Fey (EHC Biel), Valentin Pilet (EHC Visp) und der US-Amerikaner T.J. Brennan (Salzburg). Letztgenannter erreichte letzte Saison in der ICEHL, der höchsten österreichischen Liga, nicht nur eine Bilanz von +33 in der Vorrunde und +13 in den Playoffs sondern er wurde mit Salzburg Meister, war punktbester Verteidiger sowohl in der Vorrunde als auch in den Playoffs und wurde gar ins All-Star-Team gewählt.
Der HC Ajoie darf sich also auf einen guten Spieler mit viel internationaler Erfahrung freuen. Den Vergleich mit Salzburg hinkt nicht. Auch wenn die österreichische Liga per se nicht mit der Schweizer verglichen werden kann, spielt der EC Red Bull Salzburg regelmässig in der Champions Hockey League mit. Zudem war Brennan jahrelang in der AHL aktiv.
Sturm
Bei den Stürmern schmerzte vor allem der Weggang von Kanadier Maxime Fortier, der letzte Saison elf Tore für den HC Ajoie erzielte und damit am zweitmeisten traf. Doch die vier punktbesten Stürmer blieben dem Verein treu und sorgen auch nächste Saison für Furore vor dem gegnerischen Tor: Philip-Michaël Devos, Thibault Frossard, Reto Schmutz und Ueli Huber. Sie werden unter anderem ergänzt mit Zuzügen aus Bern, Biel und sogar aus New Jersey. Der Kanadier Frédérik Gauthier stand letzte Saison acht Mal für die Devils auf dem Eis, spielte dann aber mehrheitlich beim AHL-Team Utica Comets. Beachtliche 32 Punkte in 51 Spielen resultierten daraus. Wenn er seine Leistung auch beim HC Ajoie zeigen kann, ist er für das Team Gold wert.
Ein weiterer Aspekt wird die Verfassung des Duos Devos/Hazen sein, welches wir bestens aus dem Cup-Final und der Aufstiegssaison kennen. Letzte Saison zog sich Hazen bereits früh eine Verletzung zu und fiel praktisch das ganze Jahr aus. Wenn beide verletzungsfrei bleiben, wird es interessant zu sehen sein, ob das Duo auch in der National League gemeinsam harmonieren wird. Bisher konnte man sich darüber noch kein genaues Urteil bilden.
Trainer / Sportchef
Während die Aufstiegsmacher um Headcoach Gary Sheehan und Sportchef Vincent Léchenne im Januar und Februar aufgrund der schlechten Saisonbilanz entlassen wurden, schaute sich der neue General Manager und Interimstrainer Julien Vauclair auf diese Saison hin nach einem geeigneten Kandidaten für die Position des Headcoachs um.
Fündig wurde er an den olympischen Spielen in Peking in der Person von Filip Pesan, der zu dieser Zeit die tschechische Nationalmannschaft trainierte und schliesslich im März durch den zweifachen SCB-Meistercoach Kari Jalonen ersetzt wurde. Zuvor war Pesan 13 Jahre in der Organisation des tschechischen Erstligisten Bili Tygri Liberec in verschiedenen Funktionen tätig, darunter fünf Jahre als Headcoach. Ist es also ein Glücksgriff für Vauclair und den HC Ajoie?
Fazit
Wenn Filip Pesan sein Team zu einer Einheit formen kann, die Verteidiger ihre Torhüter nicht im Stich lassen, das Duo Hazen/Devos wieder zu skoren und das Goalie-Duo Wolf/Ciaccio zu hexen beginnt, dann steht einer Überraschungssaison nichts im Wege. Und dann hat Julien Vauclair mit der Trainerwahl alles richtig gemacht. Ansonsten wird es für den HC Ajoie ein Kopf an Kopf-Rennen, um den Ligaerhalt in der Kellermeisterschaft zu sichern, wo auch mit Langnau und dem Aufsteiger Kloten gerechnet wird.
hockeyfans.ch-Ranglistentipp
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10. SC Rapperswil-Jona Lakers
11. HC Ambrì-Piotta
12.
13. HC Ajoie
14. SCL Tigers
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