Kann Rappi die guten Leistungen bestätigen?

14.9.2022 - Von Pascal Zingg

Mit Platz vier in der Qualifikation konnten die SCRJ Lakers in der letzten Saison selbst die kühnsten Optimisten überraschen. Ein Jahr danach müssen die Rosenstädter zeigen, wie gross der Schritt war, den sie in den letzten Jahren vollzogen haben. Ob die Lakers auch in dieser Saison reüssieren, wird bestimmt auch davon abhängen, wie gut man mit der neuen Ausländersituation umgehen kann.

Für die SCRJ Lakers ging es in den letzten Jahren beinahe nur bergauf. Nach dem Wiederaufbau in der Swiss League konnte man sich nach dem Aufstieg in der National League etablieren. Zum Abschied von Langzeit-Trainer Jeff Tomlison gab es 2021 die überraschende Qualifikation fürs Playoff-Halbfinale. In der letzten Saison konnte man sich spielerisch noch einmal steigern, was Platz vier in der Qualifikation bedeutete. Auch wenn man am Schluss die Qualifikation für die Playoff-Halbfinals nicht mehr schaffte, war auch diese Saison ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Trotz dieser guten Leistungen wird man am Obersee jedoch nicht überschwänglich. «Wir messen uns gegen das Budget und wollen deshalb in die Top Ten», erklärt Janick Steinmann. Auch der Sportchef ist sich bewusst, dass die Rapperswiler in der letzten Saison eher über ihren Verhältnissen gespielt haben und eine Bestätigung in dieser Saison deshalb schwierig werden könnte.

Die gesteigerte Ausländerzahl hat dazu geführt, dass die Kräfteverhältnisse in der Liga noch einmal neu gemischt werden. Zwei Ausländer mehr haben dafür gesorgt, dass sich viele Teams mit einem ausländischen Goalie verstärkt haben. Vergleicht man die Lakers mit der Konkurrenz, haben sie hier an Vorteilen eingebüsst. Dies soll nicht etwas bedeuten, dass Melvin Nyffeler nicht mehr zu den besten Torhütern des Landes gehört. Nein, es gibt nun einfach diverse ausländische Protagonisten, die das Spiel ebenfalls für ihr Team entscheiden können. Hinter Publikumsliebling Nyffeler verfügen die Rapperswiler mit Robin Meyer zudem über eine Nummer zwei, die erst noch an das Niveau der höchsten Spielklasse herangeführt werden muss. Gefordert ist damit auch die Verteidigung. Hier agieren die Rapperswiler erstmals mit zwei Imports. Neben Emil Djuse trägt neu auch Maxim Noreau das Trikot der SCRJ Lakers. Mit knapp 450 NL-Spielen für Ambrì, Bern und die ZSC Lions haben die Rosenstädter einen sehr erfahrenen Mann geholt. Der Offensiv-Verteidiger soll unter anderem das Powerplay besser machen. Daneben wird er aber auch den schmerzlichen Abgang von Igor Jelovac wettmachen müssen.

Neben dem Transfer von Noreau ändert sich in der Verteidigung der Rapperswiler nur wenig. Dies zeigt, dass man am Obersee auf Kontinuität setzt. Es ist zu hoffen, dass diese Kontinuität gerade den jungen Spielern Sicherheit gibt. Schliesslich konnten mit David Aebischer und Nathan Vouardoux in der letzten Saison zwei Spieler den Sprung zum NL-Stammspieler schaffen. Dass Vouardoux nach der Saison zum Rookie of the Year gewählt wurde, zeigt, dass Sportchef Steinmann bei seinen Transfers sehr gute Arbeit leistet. Gespannt sein darf man in dieser Saison auch auf Inaki Baragano und Janis Elsener. Baragano konnte in der letzten Saison nicht die gleichen Fortschritte vollziehen, wie Aebischer und Vouardoux, war aber auch öfter verletzt. Gut möglich also, dass der Verteidiger in dieser Saison nochmals einen Sprung macht. Eine andere Geschichte verbirgt sich hinter Janis Elsener. Der 25-jährige schaffte den Durchbruch weder in Zug, noch bei den SCL Tigers. Die Lakers scheinen daher die letzte Chance für den Verteidiger auf einen NL-Stammplatz.

Gibt es in der Defensive nur wenige Veränderungen, warten die Lakers im Sturm mit drei starken Zuzügen auf. Einerseits konnte man mit Jorden Schroeder und Niklas Jensen zwei neue Ausländer verpflichten, andererseits kommt mit Tyler Moy auch ein guter Spieler mit Schweizer Pass an den Obersee. Insbesondere der Zuzug von Schroeder zeigt eine weitere Entwicklung im Schweizer Eishockey. Mit Cervenka, Rowe und Schroeder verfügen die Rapperswiler nun über drei Ausländer, die als Mittelstürmer eingesetzt werden können. Dies macht aus der Sicht des Clubs sicher Sinn, sind Schweizer Center doch eher rar. Für junge aufstrebende Talente wird es unter solchen Umständen jedoch noch schwieriger sich auf dieser Position durchzusetzen. Dies kann den Lakers jedoch egal sein, verfügen sie aktuell mit den drei Imports und Yannick-Lennart Albrecht über vier gute Center. Blickt man auf die letzte Saison, so stellt man fest, dass die Rapperswiler auch deshalb erfolgreich waren, weil alle vier Linien Tore geschossen haben. Dieser Effekt dürfte sich durch die Transfers von Schroeder, Jensen und Moy noch verstärken. Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass der SCRJ nicht das einzige Team ist, dass sich im Sturm mit guten Ausländern verstärken konnte. Die Wirren um den Ukrainekrieg haben bekanntlich dafür gesorgt, dass viele gute Ausländer den Weg von der KHL in die Schweiz gefunden haben. Insgesamt dürften sich die offensiven Qualitäten aller Teams erhöhen. Gepaart mit den Transfers einiger guter ausländischer Goalies dürfte sich das Niveau in der Liga allgemein heben.

Die angesprochene Niveausteigerung wird in der kommenden Saison wohl nicht nur für mehr Spektakel sorgen, nein sie wird auch dazu führen, dass die Liga ausgeglichener sein wird. Dies gilt in meinen Augen vor allem für die ersten zehn bis zwölf Positionen. Sieht man vom HC Ajoie und den SCL Tigers ab, werden wohl alle Mannschaften eine Chance auf die (Pre-)Playoffs haben. Die Vorteile der Lakers liegen vor allem in der Erfahrung der letzten Saison. Die Mannschaft ist in weiten Teilen das gleiche, wie noch in der letzten Spielzeit. Jeder im Team weiss daher, dass man mit dieser Mannschaft Erfolg haben kann. Dass die Rapperswiler auch dank geschickten Transfers auf dem richtigen Weg sind, hat sich in der Champions Hockey League gezeigt. Hier ist der SCRJ zwar vorzeitig ausgeschieden, doch hat er gegen europäische Topclubs wie Red Bull München oder Tappara Tampere gezeigt, dass man auch gegen gute Gegner bestehen kann. Insgesamt gehe ich deshalb davon aus, dass Rappi in dieser Saison bestätigen kann, dass man einen weiteren Schritt vorwärts gemacht hat. Ob man aber gleich wieder auf Platz vier der Qualifikation landen wird, scheint ob der Stärke der Konkurrenz doch eher schwierig.

hockeyfans.ch-Ranglistentipp
1.
2. ZSC Lions
3.
4.
5.
6. SC Bern
7. Fribourg-Gottéron
8.
9. EHC Biel
10. SC Rapperswil-Jona Lakers
11. HC Ambrì-Piotta
12.
13.
14. SCL Tigers
 

 

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