Titel zur Einweihung?
Nach 72 Jahren im Hallenstadion in Oerlikon ziehen die ZSC Lions auf diese Saison nach Altstetten in ihr neues eigenes Stadion. Aller Vorteile zum Trotz erntet der neue Spielort nicht nur Applaus. Die ZSC Lions werden versuchen, die Fans mit gutem Eishockey ins neue Stadion zu locken.
Eigentlich hätten sich die ZSC Lions mit einem Meistertitel aus dem Hallenstadion verabschieden wollen. Doch der EV Zug kämpfte sich nach einem 0:3 Rückstand zurück und verteidigte den Meistertitel in extremis. “Das schmerzt auch heute noch, wenn ich darüber sprechen muss”, sagte Sportchef Sven Leuenberger an der Saison-Pressekonferenz, die bereits in der neuen Arena in Zürich-Altstetten abgehalten wurde. “Eine 3:0-Führung in der Serie muss man nach Hause bringen. Allerdings hätte die Serie gegen Zug nach drei Spielen auch 1:2 heissen können.” Nun soll das neue Stadion der Lions mit einem Meistertitel eingeweiht werden. Das offizielle Ziel ist, die Qualifikation in den Top-4 zu beenden und in den Playoffs in die Halbfinals zu kommen. Für Trainer Rikard Grönborg ist aber klar: “Wir haben noch eine Rechnung offen.” Einfacher als letzte Saison wird die Jagd nach dem Titel nicht. Neben vielen Punkten müssen die Lions auch die Herzen der Fans neu erobern. Nicht wenige haben sich kritisch darüber geäussert, dass sie jetzt nach Altstetten reisen müssen und dass es dort praktisch keine Parkplätze gebe. Doch ein erfolgreicher Z wird diese Bedenken beiseite schaffen können. Wir stellen die Mannschaft vor, mit der die ZSC Lions ihren Ansprüchen gerecht werden wollen.
Torhüter
Ludovic Waeber hat in der ersten Saisonhälfte 21/22 bewiesen, dass er ein sehr guter Torhüter ist. Trotzdem wurde ihm Jakub Kovar vor die Nase gestellt. Eine echte Chance erhielt Waeber danach nicht mehr. In den Playoffs kam er nur nach einer Verletzung von Jakub Kovar zu Einsätzen im Halbfinal gegen Fribourg und hielt hervorragend. Auch nach dem Rücktritt von Lukas Flüeler sieht es für Waeber in dieser Saison nicht besser aus. Die Lions haben eine ihrer sechs Ausländerplätze für den 31-jährigen Tschechen Simon Hrubec eingesetzt. Hrubec spielte seit 2019 in der KHL, nachdem er mit Ocelari Trinec in der Extraliga Meister wurde. Mit Avangard Omsk feierte er 2021 den Titel im Gagarin Cup. In 18 Playoff Partien kam er auf nur 1.45 Gegentore pro Spiel und eine Fangquote von 95.3%. In der letzten Saison blieb Omsk im Viertelfinal an Metallurg Magnitogorsk hängen. Das Positive für die Lions: Auf der Torhüterposition brauchen sie sich keine Sorgen zu machen, auch nicht, wenn Hrubec sich verletzen würde.
Verteidigung
Nachdem die Zürcher in der letzten Saison Yannick Weber von der NHL zurückholten, kommt für diese Saison der nächste hochkarätige Schweizer Verteidiger von Nordamerika nach Zürich. Dean Kukan ist sogar ein Eigengewächs. Er wechselte 2011 nach Schweden und 2015 in die Organisation der Columbus Blue Jackets. Bei ihm stehen mittlerweile 172 NHL-Partien zu Buche.
Maxim Noreau spielt in diesem Jahr für die Rapperswil-Jona Lakers. Er wird durch den 28-jährigen Finnen Mikko Lehtonen mehr als ersetzt. Wie Hrubec kommt auch Lehtonen aus der KHL. Er spielte beim SKA St. Petersburg und gilt als weltweit bester Verteidiger ausserhalb der NHL. Er strahlt eine grosse Ruhe aus und überzeugt mit einem sicheren Auge für den ersten Pass. Sven Leuenberger sprach davon, dass das Powerplay stark verbessert werden müsse. Mit Kukan und Lehtonen hat man nun, neben Patrick Geering und Yannick Weber, zwei weitere starke Verteidiger, die ein Powerplay lenken können. Die Kreativität muss jedoch auch von den Stürmern kommen.
Angriff
Der Abgang von Denis Malgin schmerzt sehr. Den besten Spieler der letzten Saison zu verlieren ist für jeden Club eine schwere Hypothek. Aber mit Sven Andrighetto, Denis Hollenstein und Simon Bodenmann sind weiterhin hervorragende Schweizer Stürmer im Kader. Zudem bringt Rückkehrer Jérôme Bachofner weitere Kreativität und Spielwitz mit. Justin Azevedo ist bisher nicht zum Team gestossen. Er lässt sich in seiner Heimat behandeln. Als Ersatz haben die Lions Alexandre Texier verpflichten können. Der Transfer könnte zum Glücksfall werden. Der Franzose hat in seinen letzten Stationen bei KalPa Kuopio und Columbus Blue Jackets seine sehr gute Stocktechnik und seine Kampfkraft gezeigt. Er wird einen Tag vor Meisterschaftsbeginn erst 23. Zuvor hatten die Zürcher schon Juho Lammikko verpflichtet, der 2016 U20-Weltmeister wurde und inzwischen auch mit der A-Nationalmannschaft Finnlands zweimal den Weltmeistertitel feiern konnte (2019 und 2022). Lucas Wallmark ist der neue Spieler, den Rikard Grönborg am besten kennt. “Ich habe ihn schon in der U18- und U20-Nationalmannschaft trainiert. Ich bin sehr glücklich, dass er zu uns gestossen ist.” Mit Andrighetto, Roe und Hollenstein scheint die erste Linie zu stehen. Wallmark führte bisher die zweite Linie an und Lammikko die dritte.
Die Lions wollen das neue Stadion mit dem Meistertitel einweihen. Die Komponenten dazu haben sie. Die grosse Euphorie ist in Altstetten noch nicht ausgebrochen. Bisher wurden gleich viele Saisonkarten verkauft wie in der unsicheren letzten Saison. Die Lions hoffen, dass bis zum Start der Heimspiele am 18. Oktober 7’500 Saisonkarten verkauft sind. Auch für Trainer Rikard Grönborg wird es eine wichtige Saison: “Ich stehe vor meinem vierten Jahr in Zürich und habe noch keine komplette Saison erlebt. Mir und meiner Familie gefällt es in Zürich sehr gut.” Er hofft, dass die Niederlage im CHL-Auswärtsspiel in Katowice ein Ausrutscher war.
Wir trauen den Lions eine sehr gute Saison zu. Mit der stark verbesserten Infrastruktur haben die Spieler beste Voraussetzungen, sich voll aufs Eishockey zu konzentrieren und im neuen Stadion Vollgas zu geben. Kommen die Fans, wird die neue Arena auch wirtschaftlich ein Meilenstein für die Lions.
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