U18-Frauen-WM: Das müsst ihr wissen

6.1.2024 - Von Martin Merk

Die besten Juniorinnen der Welt sind zu Gast in der Schweiz. Heute Samstag beginnt die IIHF Eishockey-U18-Frauen-Weltmeisterschaft 2024 in der Zuger Bossard Arena. Es ist das erste Mal überhaupt, dass das Turnier in der Schweiz stattfindet.

Die WM in der Kategorie Frauen U18 ist das jüngste Kind der IIHF-Weltmeisterschaften. Erstmals fand sie 2008 in Calgary (Kanada) statt zum 100-jährigen Jubiläum des internationalen Eishockeyverbands.

Premiere in der Schweiz

Die WM fand danach auch in Deutschland, den USA, Schweden, Tschechien, Ungarn, Finnland, Russland, Japan und der Slowakei statt. Von den grösseren, teilnehmenden Ländern fehlte lediglich die Schweiz, die sich zuvor auch gar nie beworben hatte. Auch um dereinst wieder eine Frauen-WM in die Schweiz zu holen, war eine erstmalige Durchführung der U18-Frauen-WM in der Schweiz vonnöten. Nun kommt es in Zug zur Schweizer Premiere.

Zug und Frauenhockey

Zug hat eine wechselseitige Geschichte im Frauenhockey. Der EV Zug holte 1998, 1999, 2004 und 2005 vier Meistertitel im Frauen-Eishockey – nur die ZSC Lions und Lugano holten mehr – und repräsentierte die Schweiz international. Doch 2007 zog der EVZ das Team zurück. Das in der Nachwuchsorganisation angesiedelte Team kostete Geld, auch weil es zu wenige eigene Spielerinnen gab und man zu viele Auswärtige holen musste, so die damalige Begründung. Seit 2023 gibt es nun wieder ein Frauenteam. Der EVZ durfte direkt in der SWHL B einsteigen (und nicht wie erhofft in der höchsten Liga), bestückte sich mit Topspielerinnen, allen voran Lara Stalder, und dominiert die Liga nach Belieben. Das Team ist im Profibereich angesiedelt und profitiert von der Infrastruktur. Und man hat auch eine kleine Fanbasis aufbauen können. Im Schnitt kamen zu den Ligaspielen 567 Fans – ein Mehrfaches der Teams der höchsten Liga – beim Cup-Viertelfinale waren 1153 Fans in der Bossard Arena. Eine gute Basis, um auch bei der U18-Frauen-WM Zuschauerinnen und Zuschauer anzulocken. Je nach Spielort kamen in den anderen Ländern im Schnitt zwischen 150 und 2141 Fans pro WM-Spiel in die Halle. Der Rekord für ein Spiel liegt bei 5516 Fans in St. Catharines (Kanada).

Die Rekordsiegerinnen

Die USA sind mit 15 Medaillen (8 Gold, 6 Silber, 1 Bronze) Rekordsiegerinnen der Kategorie Frauen U18. Sie gewannen die ersten beiden Ausgaben und von 2015 bis 2018 sogar viermal in Serie. Kanada ist aber in der ewigen Rangliste nur knapp dahinter mit ebenfalls 15 Medaillen und 7 WM-Titeln.

Die Favoritinnen

Kanada ist den USA auf den Fersen und gewann die letzten beiden U18-Frauen-Weltmeisterschaften. Einige erfolgreichen Spielerinnen des letztjährigen Turniers in Östersund (Schweden) werden zurückkehren und die Kanadierinnen gelten dadurch auch dieses Jahr als Favorit, zumal sie in Testspielen gegen die USA überzeugten. In einem in der Regel vorhersehbaren nordamerikanischen Finale ist aber immer alles möglich.

Schwedinnen auf den Fersen

Zu Medaillen kamen auch Schweden, Finnland, Russland und Tschechien. Am erfolgreichsten waren dabei die Schwedinnen mit zwei Silbermedaillen. Sie schafften es 2018 ins Finale gegen die USA und letztes Jahr auf heimischem Eis ins Finale gegen Kanada, vermochten damit den Nordamerikanerinnen ein Bein zu stellen. Zu den beiden Silbermedaillen kommen fünf Bronzemedaillen. Mit Hilda Svensson haben die Schwedinnen eine Rückkehrerin, die schon vor einem Jahr eine offensive Gefahr war. Dazu vielleicht den besten Namen des Turniers mit der Verteidigerin Linnea Natt och Dag – einen Adelsnamen zu Deutsch übersetzt: Nacht und Tag.

Die Hauptattraktion aus der Slowakei

Die Slowakei hatte im Frauenhockey bislang nicht viel zu melden, doch mit Nela Lopusanova hat das Land ein Jahrhunderttalent im Kader. Im Vorjahr konnte die damals 14-jährige Stürmerin Spiele zumindest gegen die hinteren Nationen des Teilnehmerfeldes – wie die Schweiz – fast im Alleingang entscheiden und damit den Klassenerhalt mehr als sichern. Nach einer dominanten Saison im slowakischen Juniorenhockey unter den Jungs spielte sie Highschool-Hockey in den USA bei Bishop Kearney unter (meist älteren) Mädchen. In Zug werden die Augen auf sie gerichtet sein und sie dürfte auch dieses Jahr für das eine oder andere verrückte Tor gut sein.

Schweiz zwischen Medaillentraum und gewohntem Abstiegskampf

Historisch gesehen war die Schweiz in der Kategorie Frauen U18 keine Bedrohung für die Topnationen und hat im Gegensatz zu den anderen vier WM-Kategorien der IIHF noch nie eine Medaille gewonnen. Im alten Modus verpasste sie die Finalrunden der besten sechs Nationen jeweils bis auf das Jahr 2019 (6. Schlussrang), ansonsten schaute meist ein siebter Schlussrang heraus, so auch in den letzten drei Austragungen. Das heisst knapp dem Abstieg entronnen im acht Nationen umfassenden Turnier. Wie in den vergangenen Jahren werden die Schweizerinnen auch dieses Jahr zu kämpfen haben, gleichzeitig aber auch mögliche Stars von morgen im Team haben. Die drei Spielerinnen Alena Lynn Rossel, Naemi Herzig und Ivana Maria Wey etwa spielten bereits im Frauen-Nationalteam.

Schlechte historische Bilanz, hoffnungsvolle Testspielresultate

Historisch schaut es für die Schweiz gegen die Gruppengegnerinnen schwierig aus: Gegen Schweden (5 Niederlagen) und die USA (0:11-Niederlage im einzigen Duell 2008) gab es noch keinen Sieg an der WM, gegen die Slowakei hat die Schweiz eine positive Bilanz mit drei Siegen in fünf Spielen (jedoch einer 1:4-Niederlage im Vorjahr). In den Vorbereitungsspielen hingegen zeigten die Schweizerinnen sehr vielversprechende Ansätze mit Siegen gegen den Aufsteiger Deutschland, Finnland, die Slowakei und Schweden. Mit Schweden und der Slowakei (diesmal aber mit Lopusanova) wird es ein Wiedersehen geben.

Neuer Turniermodus

Jahrelang liess die IIHF die Frauenturniere in zwei Klassen getrennt ausgetragen. Grund waren die grossen Niveauunterschiede zwischen den Nordamerikanerinnen und den hinteren Nationen. Tiefpunkt war Kanadas 18:0-Sieg gegen die Slowakei bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver, der zur Modusänderung führte. Die U18-Frauen-WM in der Schweiz wird das erste Turnier seit Jahren sein mit gemischten Gruppen gleicher Leistungsstärke – also wie man es sich im Männerhockey gewohnt ist. Die Schweiz bekommt es damit in ihrer Gruppe mit Schweden (SA 6.1. 16:00) und den USA (MO 8.1. 20:00) zu tun, die gewöhnlich in der oberen Gruppe spielten, sowie mit der Slowakei (MI 10.1. 16:00). In der anderen Gruppe spielen Kanada, Finnland, Tschechien und Deutschland. In der Vorrunde werden die Startplätze für das Viertelfinale vergeben, an denen alle Teams teilnehmen. Für eine gute Ausgangslage – und um Kanada als Viertelfinalgegner zu vermeiden – sind also Siege in der Vorrunde nötig für die Schweizerinnen, welche ihr Viertelfinale am Donnerstag, 11. Januar um 17 Uhr bestreiten. Danach geht es für die Viertelfinalsiegerinnen im Halbfinale weiter, während die Verliererinnen je nach Vorrunden-Bilanz entweder das Spiel um den fünften Platz bestreiten, oder im Spiel um den siebten Platz gegen den Abstieg kämpfen.

Tickets

Alle Spiele finden in der Bossard Arena des EV Zug statt. Tickets sind im Vorverkauf bei Ticketmaster erhältlich. Eine Tageskarte für zwei bis vier Spiele kostet zwischen 15.70 und 20.80 Franken für Erwachsene (5.30 Lernende/Studierende mit Ausweis). Der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis zum 16. Geburtstag ist gratis. Ein Turnierpass für alle Spiele kostet für Erwachsene 81.90.

Das Aufgebot

Torhüterinnen (3): Benderer Talina (Club da hockey Engiadina / HC Davos), Berger Alisha (EHC Winterthur / GCK/ZSC Lions), Iseli Amaya Valentina (Thun/Dragons U17)

Verteidigerinnen (7): Bottoni Miriana (HC Poschiavo / EHC St. Moritz), Inkamp Sonja (GCK/ZSC Lions / HCAP Girls), Langenegger Rebecca (HC Fribourg-Gottéron Ladies), Leibundgut Ilana (SC Langenthal), Meriguet Laure (Genève-Servette Hockey Club / HC Fribourg-Gottéron Ladies), Rossel Alena Lynn (SC Bern Frauen), Wrann Lorena (EV Zug / EHC Uzwil)

Stürmerinnen (13): Balzarolo Xenia (HC Davos), Balzer Leoni (HC Davos), Dalessi Elisa (HCAP Girls), Herzig Naemi (EV Zug), Kunz Tanja (Neuchâtel Hockey Academy), Manetsch Jael (EV Zug), Müller Norina (HC Fribourg-Gottéron Ladies), Näf Julia Seraphina (EV Zug), Ochsner Sarina (GCK/ZSC Lions), Romerio Giulia (GCK/ZSC Lions), Strnad Gina (GCK Lions Frauen / EHC Thalwil), Vuillemin Aiyana (SC Langenthal Damen), Wey Ivana Maria (EV Zug)

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Juniorinnen in der Schweiz


Eine tolle Kulisse für die Juniorinnen - wie hier bei den Olympischen Jugend-Winterspielen 2020 in Lausanne - wird es hoffentlich auch in den nächsten Tagen wieder geben. Foto: JustPictures.ch / Vedran Galijas