Kloten schwimmt und taucht unter den Strich

Von Rolf Schwarz

Das waren wohl zu viel der Veränderungen aufs Mal für den EHC Kloten. Das Heimteam ist völlig verunsichert und von der Rolle. Heute Abend gelingt ihnen überhaupt nichts und sie machen es den Gästen aus Fribourg einfach, einen klaren Auswärtssieg einzufahren.

Zuletzt haben sowohl die Flughafen- wie auch die Saanestädter geschwächelt. Was heute Abend zählt, sind nur die Punkte. Denn beide Teams brauchen diese dringendst in dieser Vorweihnachtswoche. Ein positiver Beginn nach der Natipause täte der Moral gut – am liebsten mit drei Punkten – hüben wie drüben.

Kloten muss die Linien umstellen, zwangsläufig. Die dünne Personaldecke in der Verteidigung hat die Klotener gezwungen, zu handeln: Sanguinetti ist nach seiner Hirnerschütterung zu früh zurück aufs Eis gekommen und hatte einen Rückfall erlitten. Man hat nun den in der Schweiz bereits bekannten Hecquefeuille verpflichtet und kann das Engagement mit ihm Woche für Woche verlängern. Er verteidigt heute im ersten Block an der Seite des Langzeitverletzten von Gunten, welcher etwas früher als erwartet zurück ins Geschehen eingreifen kann. Jorden Gähler wurde von Winterthur zurückbeordert und dann ist da ja noch der Center des ersten Blocks zu ersetzen: Santala geht ja plötzlich und unerwartet neue Wege und hat die Klotener am letzten Wochenende bereits verlassen. An seiner Stelle wird Shore zwischen Praplan und Hollenstein stürmen und neu als Center im zweiten Block rückt Schlagenhauf nach. Fribourg hat mit Cervenka, Ritola und Chiquet als 13. Stürmer einige Spieler zurück im Line-up, zudem ist die Neuverpflichtung Steiner heute erstmals dabei. Der Wermutstropfen aus Freiburger Sicht: Im Abschlusstraining heute Morgen hat sich Mauldin verletzt.

Es brennt lichterloh, bereits in den ersten 5 Minuten: Kloten ist mächtig unter Druck und in der Verteidigung ziemlich überfordert und sichtlich verunsichert. Zum Glück war da noch Boltshauser, welcher sich bis zum Schluss der Partie zum Besten Klotener mauserte. Fribourg hat den Braten schnell gerochen und macht von Beginn weg gleich mächtig Dampf. Zwei schnelle Tore im ersten Drittel sind den Fribourgern noch nicht genug und es hätte niemand etwas einwenden können, wäre Fribourg nach dem ersten Abschnitt gar mit 4 oder 5 Toren in Führung gelegen.

Kloten kann das Mitteldrittel aufgrund von Strafen gegen Fribourg aus dem ersten Drittel noch in Überzahl beginnen, für eine knappe halbe Minute gar in doppelter Überzahl. Allerdings schaut dabei nichts Zählbares raus. Zwar kommen die Klotener jetzt etwas besser ins Spiel und müssen etwas weniger häufig brenzlige Situationen vor Boltshauser zulassen, sie kommen aber im Spiel nach vorne nach wie vor nicht auf einen grünen Zweig. Es scheint unendlich schwierig, Chancen zu kreieren. Knapp nach Spielhälfte dann einmal eine gelungene Angriffsauslösung des Heimteams: Hollenstein wird mustergültig lanciert und kann nur noch regelwidrig am Schuss gehindert werden. Den anschliessenden Penalty kann Klotens Topscorer aber nicht verwerten.

Die Hypothek aus dem ersten Drittel lastet schwer. Nach wie vor rennen die Klotener dem 0:2 Rückstand aus dem ersten Drittel nach. Zwar haben sie ein ausgeglichenes Mitteldrittel erreichen können, aber die Defizite sind heute zu gross, als dass man je hätte begründet hoffen können, dass die Klotener nochmals zurück ins Spiel finden. Die Fribourger haben relativ leichtes Spiel und man hat den Eindruck, falls nötig könnten die Gäste immer mal noch einen Zacken zulegen. Kloten rennt weiter an und Fribourg verwaltet. Einladungen des Heimteams nimmt man aber bei Fribourg dennoch gerne an und so fallen dann noch die Treffer 3 und 4 für Fribourg.

Wieder früh in Rückstand geraten und dann diesem hinterhergerannt. Dieses Muster hatten wir diese Saison bereits einige Male. In anderen Partien ist’s aber den Klotenern gelungen, dies noch zu korrigieren. Heute nicht, denn: Ein bisschen den Start verschlafen, ein bisschen Unvermögen, ein bisschen unkonzentriert, ein bisschen verunsichert, ein bisschen Fehlpässe, ein bisschen Pech, ein bisschen schlecht gestanden, ein bisschen … - all das zusammen ergibt zu viel, was nicht gut lief heute. Goalie Boltshauser wird zum Schluss mit 40 abgewehrten Schüssen zum besten Klotener gewählt – das sagt vieles aus über die Leistung seiner Vorderleute. Und bei Fribourg ist trotz Shutout nicht etwa Conz Fribourgs Best Player heute Abend, sondern Cervenka, der permanent für Gefahr gesorgt hatte als Center des 2. Blocks. Fribourg hat die Mission «Heute müssen drei Punkte her» besser gemeistert!

Telegramm

EHC Kloten – HC Fribourg-Gottéron 0:4 (0:2, 0:0, 0:2)

SWISS Arena, Kloten - Zuschauer: 5'064 - Schiedsrichter: Müller/Wiegand; Obwegeser/Wüst; - Tore: 01:33 Cervenka (Birner; Ausschluss Stoop) 0:1; 02:05 Sprunger (Mottet) 0:2; 48:57 Bykov (Sprunger, Mottet) 0:3; 52:52 Sprunger (Cervenka, Rathgeb) 0:4.

Schussverhältnis: 35:44 (10:16, 13:15, 12:13)

Strafen: 6 x 2 Minuten gegen Kloten, 7 x 2 Minuten gegen Fribourg.

PostFinance Topscorer: Hollenstein für Kloten, Sprunger für Fribourg.

Kloten: Boltshauser (Gerber); Hecquefeuille, von Gunten; Stoop, Frick; Back, Egli; Gähler; Praplan, Shore, Hollenstein; Bieber, Schlagenhauf, Sheppard; Leone, Lemm, Kellenberger; Obrist, Homberger, Bader.

Fribourg: Conz (von 39:04 bis 39:40 Saikkonen); Kienzle, Abplanalp; Rathgeb, Picard; Stalder, Leeger; Chavaillaz; Sprunger, Bykov, Mottet; Ritola, Cervenka, Birner; Fritsche, Rivera, Neuenschwander; Steiner, Schmutz, Neukom; Chiquet.

Bemerkungen: Kloten ohne Ramholt, Grassi und Sanguinetti (alle verletzt) sowie Harlacher und Bircher (beide krank); Fribourg ohne Loichat, Mauldin, Maret und Schilt (alle verletzt) sowie Marchon (U-20 WM); 31’ Pfostenschuss Cervenka; 32’ Penalty für Kloten (Hollenstein scheitert); 33’ Pfostenschuss Gähler; Best Player Kloten: Boltshauser; Best Player Fribourg: Cervenka.