Lausanne: Wundertüte zwischen top und flop

12.9.2023 - Von Roman Badertscher

Der Lausanne HC geht in seine elfte Saison in der National League. Und wieder ist es schwierig, die Westschweizer einzuschätzen. In den vergangenen zehn Jahren erreichten die Waadtländer nur einmal das Playoff-Halbfinale und kamen sonst nie über eine Playoff-Viertelfinalqualifikation hinaus. Letzte Saison verpasste man, zwischen den Turbulenzen neben dem Eis um Petr Svoboda, gar die Playoffs und 2018 musste man um den Ligaerhalt zittern. Was war, ist Geschichte. Eigentlich müsste für den LHC und seine nach wie vor treuen Fans mehr herausspringen. Das Geld dazu wäre vorhanden.

Torhüter

Der Lausanne HC hatte letzte Saison drei Torhüter engagiert, die mehr als zehn Spiele in der Regular Season bestritten. Zum einen Tobias Stephan, der seine Karriere beendete, zum anderen Eetu Laurikainen, der während der Saison dazu verpflichtet wurde und zu guter Letzt Ivars Punnenovs, der als einziger geblieben ist. Er verfügt einen Vertrag bis 2027. Unterstützt wird er in der Saison 2023/24 vom 27-jährigen Schweiz-Kanadier Connor Hughes, der in Fribourg nicht mehr die zweite Geige hinter Reto Berra spielen wollte, ihn letzte Saison während Berras Verletzung aber gut vertritt.

Wer bei Lausanne die Nummer eins im Tor wird, wird sich nach den ersten Spielen zeigen. Ein Punkt, der Lausanne-Sportchef John Fust früher oder später zu denken geben könnte: Punnenovs wie auch Hughes waren bisher keine Nummer-1-Goalies während einer ganzen Saison. Deshalb ist es gut möglich, dass der Druck auf beide Schultern verteilt wird.

Verteidigung

Bei den Verteidigern musste der Abgang von Martin Gernat (wechselte in die KHL) kompensiert werden. Er produzierte in der letztjährigen Regular Season acht Tore sowie 19 Assists und war damit bester Verteidiger des LHC. Als Ersatz verpflichtete man Christian Djoos, der die letzten zwei Jahre für den EVZ verteidigte und auch wichtige Assists lieferte. 2022 krönte er sich mit den Innerschweizern zum Meisterhelden.

Diese Verpflichtung reichte Lausanne-Sportchef Fust nicht aus. Vor wenigen Wochen holte er zusätzlich Lawrence Pilut, schwedisch-US-amerikanischer Doppelbürger, der vergangene Saison die meiste Zeit in der AHL bei den Rochester Americans verbrachte. Die Verteidigung wurde damit im Vergleich zur Vorsaison nochmals verstärkt. Um vorne mitzuspielen, müssen die Anzahl Gegentore (2022/23 waren es 160) zwingend reduziert werden. Sonst wird sich Lausanne schnell auf einem hinteren Rang wiederfinden.

Sturm

In der Offensive gab es etwas mehr Veränderung als in der Defensive. Die Kanadier Daniel Audette, Andrew Calof, Cory Emmerton sowie der erst 24-jährige Schweizer Guillaume Maillard verliessen den Club. Zwei nennenswerte Neuverpflichtungen gab es eigentlich nur mit Théo Rochette und dem Finnen Antti Suomela. Suomela trumpfte letztes Jahr in der SHL bei IK Oskarshamn mit 72 Punkten aus 54 Spielen gross auf, konnte sich zuvor in der NHL über mehrere Jahre aber nicht behaupten.

Auch offensiv muss bei Lausanne zur neuen Saison mehr kommen. 139 Tore erzielte der LHC letzte Saison. Einen schlechteren Wert erreichten einzig die beiden Schlusslichter Langnau und Ajoie. Damit konnten das Management und Sportchef John Fust nicht zufrieden sein. Headcoach Geoff Ward muss seinen gestandenen Stürmern von Beginn weg Beine machen und eine Kontinuität herstellen, will er nicht nach einigen Wochen und noch vor dem ersten Nati-Zusammenzug Anfang November bei den Verantwortlichen zum Thema werden. Wie wir alle wissen, ist in Lausanne die Zündschnur nicht besonders dick.

Fazit

John Fust ersetzte die Abgänge nur teilweise und hofft, mit Altbewährtem nächste Saison besser dazustehen als die vergangene Regular Season gezeigt hat. Neben der zwingend zu steigernden Torproduktion wird es unter anderem auf die physische und mentale Verfassung der Goalies ankommen. Ein Platz unter den ersten Sechs ist möglich, aber ebenso auch einen im unteren Bereich der Tabelle, was wahrscheinlicher ist. Lausanne bleibt eine Wundertüte – zwischen Top und Flop.

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9. HC Lugano
10.
11.
12. HC Ambrì-Piotta
13. SCL Tigers
14. HC Ajoie

 

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Sekac


Jiri Sekac war letzte Saison Topscorer einer bescheidenen Lausanner Offensive. Foto: JustPictures.ch / Fabrice De Gasperis