Bern back to the roots

11.9.2023 - Von Rolf Probst

Den drei schlechten Saisons kam für den SC Bern noch eine vierte schlechte Saison hinzu. Die Hoffnung, welche unter anderem in der Verpflichtung von Chris DiDomenico aufkeimte, zerschlug sich am Ende. Obwohl er seine Scorerpunkte erzielte, brachte der Kanadier genauso viel Unruhe in die Mannschaft und das Umfeld. Deshalb soll diese Saison vieles anders und doch so werden wie zu früheren Zeiten. Zurück zur alten SCB-DNA, «chrampfen, chrampfen» und nochmals «chrampfen» sowie wieder härter spielen und auftreten. «Wir sind ein Arbeiter- und Bauernverein», gab CEO Marc Lüthi das neue Motto an der Saison-PK aus. Fertig mit Schickimicki!

Torhüter

Setzte der SC Bern letzte Saison auf das Duo Philip Wüthrich und Daniel Manzato (als Backup), wird es dieses Jahr etwas anders werden. Der junge Wüthrich hatte viele gute Spiele, aber in den entscheidenden Momentan konnte er für sein Team kein Spiel stehlen. Im Gegenteil, in den ersten beiden Spielen der Playoff-Serie gegen den EHC Biel strahlte er nicht sehr grosse Sicherheit aus und liess den einen oder anderen haltbaren Schuss durch.

Deshalb reagierte die sportliche Leitung des SC Bern und verpflichtete mit dem schwedischen Goalie Adam Reideborn einen erfahrenen Nationalspieler aus der KHL. Mit ihm erhofft, sich der SC Bern mehr defensive Stabilität. Das bedeutet aber dann auch, dass der SC Bern in den Spielen mit Adam Reideborn nur noch fünf Import-Feldspieler einsetzen kann.

Philip Wüthrich wird sicher zu seinen Spielen kommen, damit er einerseits im Rhythmus bleibt und andererseits der Trainer auch mal mit sechs ausländischen Feldspielern spielen kann. Für «Phipu» werden es ganz sicher weniger Spiele werden als noch in der Vorsaison. Daniel Manzato wird die beiden Kollegen als Nummer drei mit seiner Erfahrung unterstützen und in der Kabine die Jungspunde des SC Bern führen. Wie viele Einsätze Daniel Manzato letztendlich kriegen wird, zeigt sich dann im Verlaufe der Saison.

Gemäss Aussage von Sportchef Andrew Ebbett sind Adam Reideborn und Philip Wüthrich die Goalies Nr. 1A und 1B, Daniel Manzato die Nummer 3. Philip Wüthrich hat die Nachricht aufgenommen wie jede andere auch. «Schlussendlich ist es ein Entscheid der sportlichen Führung. Da habe ich nicht viel beizutragen. Es gilt es zu akzeptieren und mit Adam zusammenzuarbeiten.» Die Zusammenarbeit klappt bisher sehr gut, wie Wüthrich gegenüber hockeyfans.ch ausführte: «Er ist ein super Typ und wir haben auch schon neben dem Eis gesprochen. Ich glaube, wir verstehen uns ziemlich gut. Ich finde das ist ein positiver Punkt, nicht dass da irgendeine Spannung zwischen uns wäre. Das ist überhaupt nicht so. Ich freue mich wirklich darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten und wir können uns immer gegenseitig helfen.»

Verteidigung

Romain Loeffel war für den SC Bern in der letzten Saison eine sehr gute Verpflichtung. Das Problem war, dass durch die schwachen Vorstellungen oder die Verletzungsabwesenheit der ausländischen Verteidiger Éric Gélinas und Cody Goloubef zu viel Verantwortung auf seine Schultern lastete. Dies konnte auch Ramon Untersander nicht ganz ausgleichen. Dieses Jahr soll es definitiv in der Defensive besser werden.

Mit dem Finnen Julius Honka (87 NHL-Spiele für die Dallas Stars) und dem Schweden Patrik Nemeth (total 504 NHL-Spiele für verschiedene Clubs) sowie den beiden Schweizern Claude-Curdin Paschoud (HC Davos) und Samuel Kreis (EV Zug / back to the roots) konnten vier erfahrene Verteidiger verpflichtet werden.

Samuel Kreis freut sich über seine Rückkehr, wie er gegenüber hockeyfans.ch sagte: «Ich freue mich, dass es bald wieder los geht und ich wieder vor dieser Kulisse auflaufen darf. Sechs Saisons durfte ich es als Gegner erleben. Auch das war cool, einfach auf eine andere Art und Weise. Es wird aber sicher wieder speziell sein.» Mit den beiden Verpflichtungen wird die Last auf den Schultern von Romain Loeffel und Ramon Untersander sicher kleiner und besser verteilt werden. Der 29-jährige wird versuchen, seine gesammelte Erfahrung ins Spiel einzubringen und sagt: «Schlussendlich ist es meine Aufgabe, Tore zu verhindern aber ich bin auch ein Spieler, der gerne in den Angriff geht und dort Akzente setzen will.»

Sturm

Schon in der letzten Saison gab es im Sturm viele Änderungen und Wechsel. Der als Hoffnungsträger geholte Sven Bärtschi gab nach nur einer Saison seinen Rücktritt vom Spitzensport. Seit seiner Rückkehr konnte er nie mehr an seine Leistungen aus Übersee anknüpfen, was vor allem mit seiner körperlichen Verfassung und den Nachwehen von Hirnerschütterungen zu tun hatte. Von Joël Vermin darf man diese sicher mehr erwarten als im Jahr zuvor.

Wie bereits im Einstieg beschrieben verliess der sehr umstrittene Chris DiDomenico den SC Bern nach nur einer Saison wieder und kehrte zu Fribourg zurück.

Dafür verpflichtet der SC Bern den Tschechen Martin Frk (124 NHL-Spiele) aus der AHL und steht kurz vor der Verpflichtung von Corban Knight (52 NHL-Spiele) aus der KHL. Da fehlt nur noch das OK aus der KHL.

Mit Marco Lehmann hat man zudem praktisch einen weiteren Zuzug, der zwar schon letzte Saison zum SC Bern stiess, jedoch wegen einer hartnäckigen Verletzung in der Meisterschaft nur vier Spiele für den SC Bern bestreiten konnte. Dieses Jahr will er nun voll angreifen.

Dominik Kahun fehlte in der Vorbereitung verletzungsbedingt, doch er sollte dem SC Bern nicht so lange fehlen wie zu Beginn der letzten Saison. Und sobald der Deutsche auf dem Eis steht, hat das Angriffsspiel eine ganz andere Dynamik. Er ist brandgefährlich, gibt stets vollen Einsatz und ist ein unglaublicher Teamplayer, Leader und Antreiber.

Trainer / Sportchef

Der SC Bern und nordische Trainer, diese Geschichte hatte schon bessere Zeiten erlebt als die in der letzten Saison. Nach der schlechten Vorsaison konnte Johan Lundskog die Saison in Angriff nehmen, doch am 5. November 2022 war dann Schluss. Der SC Bern verlor die Geduld und sah seine Ziele gefährdet. Mit Toni Söderholm holte man einen Finnen, der in Bern bestens bekannt war. 2005-2007 war er bereits als Spieler in Bern tätig und als Trainer coachte er zuletzt die deutschen Herren-Nationalmannschaft. Doch schon kaum in Bern angekommen, kamen die ersten Gerüchte auf, dass er den SC Bern Ende Saison Richtung Red Bull München verlassen wird. Auf alle Fälle trug Toni Söderholm nicht zur Besserung bei. Im Gegenteil, der SC Bern rutschte in der Tabelle immer weiter ab und schaffte am Ende nur mit Mühe und Not noch die Pre-Playoffs.

Mit Jussi Tapola aus Finnland soll nun Schritt für Schritt der Erfolg wieder nach Bern zurückkommen. Letztes Jahr gewann er mit Tappara sowohl die finnische Meisterschaft wie auch die Champions Hockey League. Er ist somit ein Trainer, der weiss, wie man gewinnt. Jetzt muss er dies nur noch in Bern zeigen und beweisen. Vom Kader her hat er sicher einen guten Grundstein, dass es für den SC Bern und seinen Anhang eine bessere Saison wird.

Jussi Tapola über Erfolg und die Art von Mannschaft, die er in Bern angetroffen hat: «Ich mag es gute Teams zu coachen und sie in der Entwicklung weiterzubringen. Wir müssen jeden Tag gute Gewohnheiten haben bei unserer Arbeit, in den Trainings und müssen von den Spielen lernen. Der Prozess ist für mich alles. Nur so können wir Erfolg haben. Die Spieler verfügen über eine gute Kondition, arbeiten hart, sind diszipliniert und gewillt stets dazuzulernen. Der nächste Schritt wird sein, beim Gang aufs Eis nicht viel nachzudenken sondern die Instinkte, die man als Eishockeyspieler automatisch hat, mit unserem System entfalten zu lassen.»

Fazit

Seit vier Saisons sagt man vor jeder Saison, dass es diese Saison besser wird und ja gar nicht schlechter werden kann. Doch täglich grüsste das Murmeltier. Diese Saison sind die Voraussetzungen deutlich besser, dass es dieses Mal tatsächlich besser werden kann. Wir trauen dem SC Bern zwar noch keinen Spitzenplatz zu, aber eine direkte Playoff-Qualifikation liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Und ist man einmal in den Playoffs liegt am Ende immer alles drin.
 

hockeyfans.ch-Ranglistentipp
1.
2.
3.
4. EHC Biel
5. HC Davos
6.
7. SC Bern
8. SC Rapperswil-Jona Lakers
9. HC Lugano
10.
11.
12.
13. SCL Tigers
14. HC Ajoie

 

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Honka


Der finnische Verteidiger Julius Honka ist einer der Neuen im Team des SC Bern. Foto: Christoph Perren