Neue Saison, neues Glück?

8.9.2023 - Von Simon Wüst

Die SCL Tigers können auf eine durchzogene, aber nicht schlechte Saison zurückblicken. Das erhoffte Ziel, das Erreichen der Pre-Playoffs, wurde zwar nicht erreicht, aber das Team zeigte gute Leistungen, blieb lange im Rennen und bewies Moral – auch zum Schluss, als es gegen Ajoie ums Überleben ging.

Im Emmental backt man aber weiterhin kleine Brötchen und bleibt seinem Motto «nur Geld ausgeben, welches man hat» treu. Dies macht den Verein schlussendlich auch liebens- und bewundernswert, und die Anhängerschaft hat sich schon längst mit der Tatsache abgefunden, dass der Meistertitel von 1974 wohl noch lange keine Reprise erleben wird. Deshalb ist der Druck auch nicht allzu riesig, zumindest von Seiten der Fans nicht. Die Führungscrew unter Sportchef Pascal Müller hat sich für die neue Saison aber ein hohes Ziel gesetzt: «Wir wollen nach der Qualifikation unter den ersten 10 Teams sein!» Auf die Frage, was sich im Vergleich zur letzten Saison ändern wird, meint er kurz: «Wir werden das Eis öfters als Sieger verlassen als in der Saison 2022/23.» Wir sind gespannt, wie es mit der Umsetzung klappen wird.

Rund ums Stadion ist einiges im Umbruch. So wird momentan an der zweiten Eishalle, welche als Freizeit- und Trainingsinfrastruktur genutzt wird, aber auch einen zusätzlichen Athletik- und Gastrobereich beinhaltet, gebaut. Dies mit der Vision, noch bessere Voraussetzungen für Talente aus nah und fern zu schaffen, und sich so einen Namen zu machen. Und nebenbei auch an (günstiges) Spielermaterial zu kommen.

Kader

Mit der Kaderplanung und Umsetzung auf dem Transfermarkt scheint Müller zufrieden zu sein. «Wir sind gut aufgestellt, sind optimistisch und zuversichtlich, dass wir mit unserem Team die gesteckten Ziele erreichen können.» Natürlich gehört auch in Langnau ein gewisser Zweckoptimismus mit zum Geschäft. Aber auf dem Papier ist, von aussen betrachtet, die Mannschaft bestimmt nicht schwächer geworden. Im Dorfclub mit dem kleinen Budget wird es wie immer davon abhängen, ob die nominellen Leistungsträger die Erwartungen erfüllen können und verletzungsfrei durch die Saison kommen. Dann ist viel möglich.

Betreffend der Torhüterposition braucht man sich keine Sorgen zu machen. Mit Luca Boltshauser und Stéphane Charlin bleibt man sehr gut besetzt. Boltshauser findet man mit durchschnittlich 2.73 Gegentreffern aus 36 Partien in den Top-10 der Liga. Aber auch Charlins Wert mit 3.43 aus 18 Spielen ist im Rahmen für einen Club, der nicht an der Spitze mitmischt.

In der Defensive setzt man erneut auf zwei Söldner, was absolut Sinn macht. Ausserdem hat man die beiden U20-Internationalen Noah Meier und Brian Zanetti verpflichtet. Zanetti bringt auch Erfahrungen aus der kanadischen Juniorenliga OHL mit. Daneben verteidigen die altbekannten Gesichter.

Offensiv verpflichtete Müller zwei US-Amerikaner, Anthony Louis und Sean Malone, ohne Erfahrung auf Schweizer Eis und (nur) mit AHL- bzw. KHL-Erfahrung. Im Emmental hofft man auf unentdeckte Juwelen und sonst zumindest auf unermüdliche Kämpfer à la DiDomenico. Ausserdem kehrt Julian Schmutz aus dem Landwassertal zurück an die Ilfis, und er dürfte eine gute Verstärkung sein. Vom Nachwuchs wurden zwei hoffnungsvolle Talente nachgezogen. Vor allem Jiri Felcman – der 18-jährige Tscheche mit Schweizer Lizenz – bringt internationale Erfahrung aus den U18- und U20-Nationalteams Tschechiens mit und wurde an 93. Stelle von den Chicago Blackhawks gedraftet. Er ist robust und besitzt die Gardemasse eines Centers (193cm / 90kg). Aber auch der 20-jährige Darels Dukurs stand regelmässig in den Juniorenauswahlen Lettlands im Einsatz und stürmt nun definitiv bis 2025 für die Tigers.

Den aktuellen Formstand des Teams zu beurteilen wäre eher unseriös, dafür kommentierte uns der Sportchef die Vorbereitung: «Wir sind mit der Entwicklung der einzelnen Spieler wie auch mit der des Teams zufrieden.»

Vieles ist möglich, aber realistisch ist wohl ein Platz unter den letzten vier Mannschaften.

Zuzüge: Juuso Riikola (FIN), Anthony Louis (USA), Sean Malone (USA), Noah Meier (ZSC Lions), Brian Zanetti (OHL), Julian Schmutz (HC Davos), Darels Dukurs (Nachwuchs), Jiri Felcman (Nachwuchs)

Abgänge: Sami Lepistö (Rücktritt), Marc Michaelis (EV Zug), Damian Stettler (EHC Winterthur), Tim Grossniklaus (Rapperswil-Jona), Yannick Blaser (GCK Lions), Jan Neuenschwander (GCK Lions), Anthony Huguenin (La Chaux-de-Fonds), Marc Aeschlimann (La Chaux-de-Fonds), Cédric Aeschbach (EHC Basel), Livio Langenegger (EHC Seewen), Floran Douay (Ambrì-Piotta), Cody Eakin, Haralds Egle (unbekannt)

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Punnenovs


Der Torhüter Ivars Punnenovs wird sich über mangelnde Arbeit im Tor der SCL Tigers wohl auch diese Saison nicht beklagen dürfen. Foto: Ralf Wyssenbach