NLA - 1. HF - Samstag, 27. März 2004
Zuschauer
11500 Zuschauer (ausverkauft)
Hallenstadion, Zürich
Schiedsrichter
Reto Bertolotti; Jürg Simmen, Adrian Sommer
Tore
Mathias Seger [SH] | 1:0 | 12:00 | ||
J. Alston | ||||
20:52 | 1:1 | Flavien Conne [PP] | ||
P. Sutter | ||||
Mark Streit [PP] | 2:1 | 24:22 | ||
J. Heward, J. Alston | ||||
25:30 | 2:2 | Raffaele Sannitz | ||
R. Fuchs, P. Sutter | ||||
Michel Zeiter | 3:2 | 57:19 | ||
keine Assists | ||||
58:41 | 3:3 | Ville Peltonen | ||
P. Nummelin, M. Maneluk | ||||
mit zusätzlichem Feldspieler | ||||
62:38 | 3:4 | Mike Maneluk | ||
P. Nummelin, R. Gardner | ||||
Strafen
04:25 | Sandy Jeannin | |
2 min - Behinderung | ||
09:23 | Olivier Keller | |
2 min - Übertriebene Härte | ||
Michel Zeiter | 10:13 | |
2 min - Disziplinar | ||
Effektive Dauer: 0 Sekunden | ||
10:13 | Andy Näser | |
2 min - Disziplinar | ||
Effektive Dauer: 0 Sekunden | ||
Pascal Tiegermann | 11:23 | |
2 min - Behinderung | ||
James Heward | 17:09 | |
2 min - Stockschlag | ||
Mark Streit | 19:58 | |
2 min - Crosscheck | ||
Effektive Dauer: 54 Sekunden | ||
22:57 | Andy Näser | |
2 min - Stockschlag | ||
Effektive Dauer: 85 Sekunden | ||
26:51 | Andy Näser | |
2 min - Behinderung | ||
33:27 | Mike Maneluk | |
2 min - Hoher Stock | ||
René Back | 35:56 | |
2 min - Crosscheck | ||
Edgar Salis | 36:50 | |
2 min - Disziplinar | ||
Effektive Dauer: 0 Sekunden | ||
36:50 | Mike Maneluk | |
2 min - Disziplinar | ||
Effektive Dauer: 0 Sekunden | ||
41:10 | Ville Peltonen | |
2 min - Crosscheck | ||
52:06 | Ville Peltonen | |
2 min - Beinstellen | ||
Aufstellung / Statistik
Torhüter | Torhüter | |||
62:38 | ||||
62:38 | ||||
Verteidiger | Verteidiger | |||
2' | ||||
1A 2' | ||||
2' | ||||
2A | ||||
2' | ||||
1T | ||||
1T 2' | ||||
Stürmer | Stürmer | |||
2A | 1T | |||
1A | ||||
1A | ||||
2' | ||||
1T 1A 4' | ||||
2' | 6' | |||
Weitere | Weitere | |||
1T 2' | ||||
2A | ||||
1T 4' | ||||
1T |
Lugano profitiert gegen dramatischem ZSC
Der HC Lugano hat die Halbfinalserie gegen die ZSC Lions wenden können und aus dem einstigen 1:3-Rückstand ein 3:3 gemacht. Nun kommt es am Dienstag in Lugano zum alles entscheidenden Spiel um den Finaleinzug. Die Tessiner starteten schlecht in die Partie, doch konnten sie ihr Spiel je länger je besser aufziehen und profitierten von den verletzungsbedingten Ausfällen der Zürcher Leistungsträger Mike Richard und Jamie Heward. Die Tessiner vermochten mit ihrem Schlussspurt eine ZSC-Führung aus der 58. Minute noch auszugleichen und in der Verlängerung den Sieg zu erzwingen.
Der Qualifikationssieger HC Lugano hatte sich am Donnerstag mit dem 4:0-Heimsieg über die ZSC Lions eindrücklich in die Halbfinalserie zurückgemeldet und weiss nun, dass es um alles oder nichts geht. Während die Zürcher im heutigen Heimspiel den Sack zu machen und ins Finale gegen den SC Bern einziehen könnte, ging es bei den Tessinern darum, die Serie auszugleichen und ein entscheidendes siebtes Spiel in Lugano zu erzwingen. Ein Handicap mussten dabei die ZSC Lions einstecken: Lonny Bohonos war für das zweite Spiel gesperrt worden und darf heute trotz Rekurs nicht spielen. Der Rekurs wurde zwar noch nicht behandelt, dafür wurde aber die aufschiebende Wirkung nicht gewährt, womit Bohonos unabhängig vom Urteil definitiv ein zweites Spiel gesperrt ist. Ein kurioser Entscheid, der sich nicht im Einklang mit früheren Entscheidungen bei Rekursen deckt. Kein Wunder war der ZSC-Sportchef Simon Schenk erzürnt über die Post vom Verband und gab an, dass man sich beim ZSC ungerecht behandelt fühle. Für Bohonos spielte der zuletzt stärker aufspielende Sven Helfenstein im Paradesturm – er wurde vor Playoff-Beginn noch vom Farmteam GCK Lions zurückgeholt –neben Mike Richard und Jan Alston, als dritter Ausländer kam der Verteidiger Jamie Heward zum Einsatz.
Es ging um viel in diesem Spiel und von Anfang an war die Stimmung gereizt, sowohl auf als auch neben dem Eis. Beide Teams gingen von Anfang an zur Sache, das Spektakel beschränkte sich dabei aber vor allem auf Zweikämpfe, denn bis zu einem Schuss aufs Tor dauerte es über vier Minuten. Danach sah man von den Zürchern – begünstigt durch zwei Powerplay-Situationen – ein bisschen etwas, von Lugano nahezu gar nichts. In der 12. Minute kochte dann die Zürcher Volksseele im Hallenstadion, als der Schiedsrichter Reto Bertolotti gegen Pascal Tiegermann eine überraschende Strafe aussprach. Doch der Zorn wich schnell der Freude, denn bevor bei den Tessinern eine Powerplay-Strategie feststellbar war, leitete der ZSC-Topscorer Jan Alston einen Konter ein, mit einem gezielten Weitschuss bezwang der Nationalverteidiger Mathias Seger dabei Ronnie Rüeger zur 1:0-Führung in Unterzahl. Bei diesem Resultat blieb es nach Ende des ersten Drittels. Es war eine verdiente Führung, denn von Lugano sah man nicht einmal im Powerplay ernsthafte Torgelegenheiten. Erstaunlich, mit welcher Nervosität und mit welch hoher Fehlerquote diese Spitzenmannschaft in diese Partie stieg. Da wäre schon eine deutliche Leistungssteigerung nötig.
In der Tat überschlugen sich im Mitteldrittel die Ereignisse, welche im Startdrittel fehlten. Und Lugano gelang innerhalb von 52 Sekunden das, für was man in 20 Minuten nahezu chancenlos war: Ein Tor. Im Powerplay beförderte der Lugano-Verteidiger Patrick Sutter den Puck in Richtung ZSC-Goalie Ari Sulander, Conne lenkte die Vorgabe ins Tor. Darauf gaben die Zürcher Vollgas: Im Gegenzug nach dem Tor scheiterte Patric Della Rossa mit einem Alleingang vor dem Lugano-Torhüter Ronnie Rüeger, zwei Minuten später tat es ihm Jan Alston gleich. Was die beiden Flügel aus nächster Nähe nicht erreichten, gelang dafür dem Verteidiger Mark Streit. In einem Powerplay schoss er von der blauen Linie aus und traf ins Schwarze. Doch Zeit, um sich über die zurückeroberte Führung zu freuen, hatte man in Zürich kaum. Genau 58 Sekunden später stand es bereits 2:2. Wieder passte Patrick Sutter und der Stürmer Raffaele Sannitz entwischte der Zürcher Abwehr, bezwang Sulander alleine gelassen. Beim 2:2 blieb es auch nach 40 Minuten, denn Action gab es vor allem bei fair und weniger fair geführte Zweikämpfe. Die einzige grosse Chance vergab Sven Helfenstein nach 30 Minuten.
Je länger das Spiel im Schlussdrittel dauerte, desto mehr kam der HC Lugano besser ins Spiel, desto besser konnte er sein Spiel aufziehen. Auch weil bei den Zürchern Jamie Heward und Mike Richard verletzt ausschieden. Richard fiel nach etwa 15 Minuten bei einem fairen Check von Steve Hirschi mit einer „Tomate“ am Oberschenkel aus. Jamie Heward verletzte sich im ersten Drittel ebenfalls nach einem Check am Kopf, spielte jedoch weiter. Beim Tor zum 2:1 im Mitteldrittel holte er sogar einen Assistpunkt und brach danach aufgrund einer schweren Gehirnerschütterung zusammen, musste ins Spital. Man spürte Playoff-Hockey pur mit guten Szenen und Torchancen auf beiden Seiten, keine Mannschaft war mehr besser als die andere, beide waren top und Details müssten Entscheiden. Etwa wenn ein Stürmer den Puck zwischen die Schoner des Torhüters einschiesst. So geschehen ist dies dem ZSC-Löwenkönig Michel Zeiter gegen Luganos Torhüter Ronnie Rüeger nach 57:19 Minuten im Gegenzug zu einer riesigen Chance von Petteri Nummelin! Die Halle brodelte, für das Publikum war dies so kurz vor Schluss die Entscheidung. Doch der HC Lugano setzte nun alles in die Offensive, überforderte die Zürcher mit einem horrenden Tempospiel und Fehlerlosigkeit von internationalem Topformat. Endlich zeigten die Tessiner ihre Klasse nach behäbigem Start ins Spiel. Und diesmal gewannen Luganos Petteri Nummelin und Ville Peltonen das finnische Duell gegen den ZSC-Goalie Ari Sulander als Luganos Trainer Larry Huras seinen Goalie Ronnie Rüeger zu Gunsten eines sechsten Feldspielers rausnahm. 79 Sekunden vor Ende des letzten Drittels sorgte Ville Peltonen im Nachschuss für den dritten Ausgleich und erzwang die Verlängerung – es war das erste Playoff-Tor auf Schweizer Eis des Lugano-Topscorers!
Und in der Overtime dauerte es genau 2:38 Minuten bis zur ersten und letzten grossen Torszene, welche dem HC Lugano gehörte. Ausgerechnet der in Zürich verschmähte Mike Maneluk kam dabei vor Sulander zum Schuss und schoss eiskalt das Siegestor zum 3:4. Damit kommt es am Dienstag in Lugano zum entscheidenden siebten Spiel und um die Finalteilnahme gegen den SC Bern. Der HC Lugano hat sich die Favoritenrolle zurückerobert.
Der Lugano-Trainer Larry Huras war überglücklich nach dem Sieg: „Es war Playoff-Eishockey von beiden Seiten, man sah gute Leistungen. Es war sicher auch ein Vorteil für uns, als Heward und Richard ausschieden. Ich bin sehr stolz auf die Reaktion meiner Mannschaft nach dem 3:2 und nach einem schlechten Startdrittel.“ Doch jedes Spiel habe seine Geschichte, so Huras, und am Dienstag beginne wieder alles von vorne. Enttäuschung pur dagegen bei seinem Kontrahenten Christian Weber: „Wir hatten das Spiel dominiert und waren klar die bessere Mannschaft“, sah Weber den Spielverlauft, „ein Kompliment an mein Team dafür, weil wir nur mit einem Ausländer spielten.“
Viel Frust bei den ZSC-Spielern und auch bei einigen Matchbesuchern: Auch lange nach Spielschluss stand die Polizei vor dem Stadion noch mit Tränengas-Kanonen und Wasserwerfern im Einsatz.