Powerplay des Underdogs: Ajoie gewinnt den Cup!

Von Maurizio Urech

Die Sensation ist perfekt: Der HC Ajoie aus der Swiss League bezwang auch im Finale des Swiss Ice Hockey Cups einen Oberklassigen. Die Jurassier spielten sich gegen den HC Davos in einen Rausch und gewannen 7:3. Im jurassischen Porrentruy ist damit eine Freinacht angesagt.

Die Vaudoise Aréna in Lausanne war fest in jurassischer Hand. Zwei Fahrstunden südlich von Porrentruy hatten die Jurassier ein wahres Heimspiel gegen den HC Davos und ging während der ersten Spielhälfte vorentscheidend mit vier Powerplay-Toren 4:0 in Führung auf dem Weg zum 7:3-Erfolg um den Swiss Ice Hockey Cup. Der Unterklassige verdiente sich den Sieg dank einer spielerisch und kämpferisch hervorragenden Leistung und einem überragenden Powerplay mit fünf Toren.

«Es ist unglaublich. Es gibt kein Gefühl um auszudrücken wie es ist mit einer NLB-Mannschaft den Schweizer Cup zu gewinnen. Der Teamgeist führte uns zum Erfolg. Wir wussten alle was wir können, jeder hat an sich geglaubt», sagte der Torhüter Tim Wolf in die SRF-Kamera, bevor er zum besten Spieler ausgezeichnet wurde und den Pokal in die Luft stemmen konnte.

Für den Cupfinal gegen den HC Ajoie kehrte beim HC Davos Enzo Corvi zurück, dafür fehlte Benjamin Baumgartner. Davos kam zu einem frühen Powerplay und einer Doppelchance durch Marc Wieser und Andres Ambühl. Vielleicht hätte das Spiel eine andere Wendung genommen, hätte der Ajoie-Torhüter Tim Wolf die Scheibe nicht mit dem Schoner pariert. Denn auf der Gegenseite meldeten sich Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen mit Chancen. Als in der 8. Minute Magnus Nygren auf die Strafbank wanderte, zog Ajoie ein druckvolles Powerplay auf. Devos lag für Matthias Joggi vor, der aus zentraler Position zur vielumjubelten 1:0-Führung traf. Zwei Minuten später kassierte der HCD eine weitere Strafe nach einem Wechselfehler und Devos bediente mit einem Querpass Reto Schmutz, der alleine im Slot stehend zum 2:0 traf. Thibault Frossard und Schmutz hatten weiteren Möglichkeiten, auf der Gegenseite verzog Chris Egli alleine vor Wolf, der wenig später noch einen Schuss Ambühls parierte.

«Wir kamen in den Schwung rein, glaubten immer mehr daran. Wir waren topmotiviert, es lief uns einfach. Wenn man gegen solch gute Mannschaften wie Zürich und Lausanne gewinnt, wissen wir, was wir können», sagte Schmutz.

Anfangs des Mitteldrittels verbüsste Perttu Lindgren noch eine Reststrafe und erneut schlug der Unterklassige in Überzahl zu. Alain Birbaum hämmerte einen Weitschuss zum Tor, Devin Muller schien ihn noch abzulenken und es stand 3:0.

«Ajoie hat mehr gekämpft als mir. Wir nahmen dumme Strafen und sie haben ein ausgezeichnetes Powerplay und haben das genutzt», sagte der Davos Marc Wieser. «Wenn du zwei Strafen nimmst, zwei Tore kassierst und nach der Pause schon wieder ein Tor kassiert, bricht es dir das Genick. Das sollte in so einem wichtigen Spiel nicht geschehen. Wir wollten unseren Fans etwas zu feiern bieten.»

Das machten umso mehr die Jurassier. Ein Grossteil der 9284 Zuschauer in der Arena kam extra aus dem Jura angereist und Birbaum zeigte sich beeindruckt von der gelb-schwarzen Wand im Exil.

«Diese Stimmung hier war unglaublich. Die Fans machten ein tolles Spektakel. Wir schuldeten den Fans etwas. Wir haben uns gesagt, dass wir auch für sie arbeiten wollen. Dieser Sieg ist für den ganzen Jura», so Birbaum.

Der HCD versuchte zu reagieren und kam zu Möglichkeiten durch Lindgren und Mattias Tedenby, doch Wolf blieb aufmerksam. Kurz nach Spielhälfte kassierte Fabrice Herzog eine weitere Strafe und nach einem Schuss Hazens reagierte Joggi am schnellsten und traf zur 4:0-Führung. Das Spiel schien damit vorentschieden, doch 35 Sekunden später meldete sich der HCD zurück. Lindgren schickte ein Zuspiel zu Luca Hischier, der auf 4:1 verkürzen konnte. Nachdem der HCD eine Strafe gegen Marc Aeschlimann unbeschadet überstanden hatte, gelang es dem Oberklassigen den HC Ajoie erstmals mit einer schnellen Transitionsspiel zu überraschen. Nygren glänzte mit einem Steilzuspiel für Tedenby, der 46 Sekunden vor Ablauf des Mitteldrittels zum 4:2 verkürzte.

Dank dem Tor von Tedenby bewahrte sich der HCD die Chance auf den Sieg. Marc Wieser und Dario Meyer hatten im Schlussdrittel die ersten Möglichkeiten. Dann wanderte Devos auf die Strafbank und nach Chancen für Nygren und Aaron Palushaj hatte Félicien Du Bois mit einem Pfostenschuss Pech. Doch der Druck der Davoser zahlte sich aus und bei numerischem Gleichstand erwischte Wieser mit seinem Direktschuss Wolf zwischen den Schonern zum 4:3-Anschlusstreffer. Es wurde also noch spannend und der Trainer Gary Sheehan reagierte und nahm sein Time-out. Doch dann kassierte Tedenby eine Strafe nach einem Stockschlag und es war Frossard, der nach dem Zuspiel von Ryser herrlich in die hohe Torecke zum 5:3 traf. Nygren hatte in der 55. Minute zweimal den Anschlusstreffer auf dem Stock, doch Wolf rettete. Dann kam Ajoie zu einem Konter mit zwei gegen einen Spieler: Devos traf in die entfernte Torecke zum 6:3.

HCD-Trainer Christian Wohlwend nahm auch sein Time-out und wenig später Aeschlimann aus dem Tor, doch Wolf brillierte mit einer Glanzparade gegen Tedenby. Doch es brachte nichts und Schmutz versenkte die Scheibe ins leere Tor zum 7:3.

Wir gratulieren dem HC Ajoie zu diesem tollen Erfolg. Die Mannschaft wurde wie schon in den vorhergehenden Cupspielen von Coach Sheehan hervorragend eingestellt, während der HC Davos gegen den Aussenseiter und Riesentöter auf ganzer Linie enttäuschte.


HC Ajoie – HC Davos 7:3 (2:0, 2:2, 3:1)

Vaudoise Aréna, Lausanne – 9‘284 Zuschauer (ausverkauft). – Schiedsrichter: Lemelin, Stricker; Obwegeser, Progin

Tore: 8:37 Joggi (Devos/Ausschluss Nygren) 1:0. 10:17 Schmutz (Devos, Hazen/Bankstrafe Davos) 2:0. 21:30 Muller (Birbaum/Ausschluss Lindgren) 3:0. 29:18 Joggi (Hazen, Devos/Ausschluss Herzog). 29:53 Hischier (Lindgren) 4:1. 39:14 Tedenby (Nygren) 4:2. 49:15 Wieser (Hischier) 4:3. 52:59 Frossard (Ryser/Ausschluss Tedenby) 5:3. 56:15 Devos (Hazen) 6:3. 58:49 Schmutz (Hazen, Devos/ins leere Tor) 7:3.

Strafen: 3 x 2 gegen Ajoie, 7 x 2 + 1 x10 (Aeschlimann) gegen Davos

HC Ajoie: Wolf; Pouilly, Ryser; Birbaum, Hauert; Dotti, Casserini; Pilet, Macquat; Schmutz, Devos, Hazen; Joggi, Privet, Huber; Muller, Frossard, Thibaudeau; Arnold, Mäder, Staiger

HC Davos: S. Aeschlimann; Jung, Du Bois; Guerra, Nygren; Stoop, Kienzle; Frehner, Barandun; Ambühl, Corvi, Herzog; Tedenby, Lindgren, Palushaj; Kessler, Hischier, M. Wieser; Egli, M. Aeschlimann, Meyer

Bemerkungen:

HC Davos ohne D. Wieser, Baumgartner, Bader und Paschoud (alle verletzt)

45:56 Pfostenschuss Du Bois

49:15 Time-out HC Ajoie

56:15 Time-out HC Davos

HC Davos von 57:31 bis 58:49 ohne Torhüter.

Playoff

FINAL

Ajoie17
Davos03

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Sonntag, 2. Februar 2020

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