Junge Spieler müssen vom Turnier lernen

3.1.2018 - Von Pascal Zingg

Die Schweizer U20-Nationalmannschaft hatte im Viertelfinale gegen Kanada wie erwartet keine Chance. Der Sieg der Kanadier ging auch in der Höhe von 8:2 völlig in Ordnung. Die Kanadier zeigten den Schweizern nochmals ganz klar auf, dass sie an dieser WM nur bedingt konkurrenzfähig waren. Trotz einer schwachen WM wurden die sportlichen Ziele erreicht. Viel wichtiger als die Analyse der vergangenen Niederlagen wird daher sein, dass die potenziellen Rückkehrer aus diesem Turnier lernen.

„Man darf im Junioren Eishockey nicht verallgemeinern. Es gibt Jahrgänge, die sind näher an der internationalen Spitze. Dass uns dies auf den 98er Jahrgang nicht zutrifft, war uns schon länger klar“, analysierte Raeto Raffainer unmittelbar nach dem Spiel gegen die Kanadier. Dass man in diesem Jahr keinen guten Jahrgang hatte, beweist das Aufgebot, welches nicht weniger als 13 Underager aufweist. Diese habe man freilich nicht zum Spass mitgenommen, bestätigt Trainer Christian Wohlwend. Unter dem Gesichtspunkt, dass der 98er Jahrgang wirklich schwach war, ist es als Erfolg zu werten, dass man sich den Ligaerhalt gegen Weissrussland sichern konnte.

Damit diese U20-WM nicht als verlorenes Turnier in die Geschichte eingeht, ist es daher wichtig, dass die Underager aus den Erfahrungen des Turniers lernen. „Die Spieler haben ein Gefühl dafür bekommen, wie die besten Spieler die Scheibe behalten, wie sie schiessen, wie sie laufen und wie sie alles viel besser machen als wir. Wenn nun jeder in die Hosen steigt und versucht diesem Niveau näher zu kommen, werden wir in Vancouver ein wesentlich besseres Team haben“, brachte es Raffainer auf den Punkt. Auch für Christian Wohlwend war klar, dass sich ein junger Spieler in 12 Monaten extrem weiterentwickeln kann. Seine Forderung für Vancouver ist deshalb klar: „Bei der nächsten WM wollen wir mit den Topnationen mitspielen, wie uns dies vor einem Jahr in Montreal und Toronto gelungen ist.“

Bei den Forderungen von Nationalmannschafts Direktor und Trainer stellt sich die Frage, wer denn die Spieler sind, die im nächsten Jahr die Kohlen für die Schweizer aus dem Feuer holen können. „Valentin Nussbaumer ist ein Versprechen für die Zukunft. Vielleicht wird er bereits im nächsten Jahr der Leader des Teams sein. Ich glaube aber auch, dass sich Axel Simic noch extrem steigern kann“, meint Wohlwend. Neben diesen Spielern darf man sich auch von Nando Eggenberger einiges erwarten. Der Davoser war in seinem zweiten Turnier bereits Captain und wird im nächsten Jahr nochmals zurückkehren. Ebenfalls dürften Nico Gross, Tobias Geisser und Philipp Kurashev nochmals eine Chance kriegen. Sie gelten alle drei als grosse Talente, konnten an diesem Turnier jedoch nicht überzeugen. Trotz viel Steigerungspotential werden wir aber auch in Vancouver keinen zweiten Nico Hischier sehen. „Nico war ein Jahrhunderttalent. Unser Ziel muss es sein zwei bis drei starke Linien zu haben, die den Unterscheid ausmachen können“, meint Wohlwend.

Um ein Turnier erfolgreich gestalten zu können braucht es auch einen guten Torhüter. „Unsere Torhüter haben an diesem Turnier einen guten Job gemacht. Wir haben zwar viele Tore bekommen, dies lag aber auch daran, dass die Torhüter sehr viele Schüsse abwehren mussten. Es ist jedoch nicht wegzudiskutieren, dass wir letztes Jahr einen Torhüter hatten, der zumindest 50% in der NLA gespielt hat. Dass Philip Wüthrich bei den Eliten und Matteo Ritz in der MySports League nicht auf dem gleichen Niveau spielen, versteht sich von selbst“, meint Wohlwend. Der Trainer spricht damit eines der grossen Probleme der U20-Nationalmannschaft an. Während es immer wieder Feldspieler gibt, die bereits vor ihrem 20. Lebensjahr in der National oder der Swiss League eingesetzt werden, ist dies bei den Torhütern eher weniger der Fall. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass die Junioren-Nationalmannschaft immer dann stark war, wenn sie auch einen aussergewöhnlichen Torhüter hatte. Die letzten Beispiele dafür sind Joren van Pottelberghe, Melvin Nyffeler oder Benjamin Conz. Sie alle hatten vor der U20-WM zumindest Einsätze in der Swiss League. „Es würde uns helfen, wenn die Nationalliga-Teams vermehrt auf junge Torhüter setzen würden“, ist sich Christian Wohlwend sicher. Solche Erfahrungen dürften Gianluca Zaetta und Luca Hollenstein bei der EVZ Academy sammeln. Aktuell gilt Akira Schmid von den SCL Tigers als grösstes Talent, doch wird er dieses bereits im Profi-Eishockey unter Beweis stellen können?

Neben all den Überlegungen welche Spieler das Schweizer Team im nächsten Jahr anführen, sollte man derweil nicht vergessen, dass auch die Konkurrenz nicht schläft. So wird es auch in der nächsten Vorrunde ein Do-or-die-Game gegen Dänemark, Weissrussland oder den Aufsteiger Kasachstan geben. Dass diese Spiele nie einfach zu gewinnen sind, hat die U20-Nationalmannschaft in der Vergangenheit bereits mehrmals erfahren.

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Endstation Kanada

An dieser WM kamen die Schweizer öfters einen Schritt zu spät, dass soll ihnen im nächsten Jahr nicht mehr passieren. Foto: Andreas Robanser