Revanche um PyeongChang

12.2.2017 - Von Martin Merk

Die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft kann sich heute zum vierten Mal in Folge für die Olympischen Winterspiele qualifizieren. Dafür benötigt sie im entscheidenden Qualifikationsspiel in Arosa gegen die aufstrebenden Tschechinnen (16:00, Live-Stream auf srf.ch) einen Sieg.

Gerne erinnern wir uns an Sotschi 2014 zurück. Während die Herren-Nati glücklos war, schafften es die Schweizerinnen bis ins Halbfinale und holten danach eine historische Bronze-Medaille in einem dramatischen Spiel gegen Schweden. Damit die Schweizerinnen wieder so jubeln können, benötigen sie aber erst einmal einen Sieg gegen Tschechien im „Finale“ der Olympia-Qualifikation in Arosa.

Die Tschechinnen haben sich noch die für die Olympischen Spiele qualifizieren können, sind aber auf einem aufsteigenden Ast. Bis 2011 gehörten die Tschechinnen nie zu den Top-10 in der Welt, stiegen aber 2012 erstmals auf und holten letztes Jahr den sechsten Platz. Dies dank guter Nachwuchsarbeit – Tschechien holte zweimal (2008, 2014) WM-Bronze mit der U18-Frauen-Nationalmannschaft – aber wohl auch, weil immer mehr Tschechinnen sich als College-Spielerin in Nordamerika weiterentwickeln oder als Profi in Russland spielen. Die Spielerinnen aus der heimischen Liga sind in der Minderheit.

„Es wird sicher ein schnelles, hart umkämpftes Spiel. Sie sind recht  gross, wir müssen physisch sicher bereit sein. Wir haben die ganze Saison hart gearbeitet, nun steht uns nichts mehr im Weg“, sagt Alina Müller, die aufstrebende Winterthurerin, die 2014 als 15-Jährige Olympia-Bronze gewann und erfolgreich bei den Novizen-Jungs des EHC Kloten spielt.

Die Feldspielerinnen bei Tschechien sind im Schnitt einen Zentimeter grösser, das Kader zwei Jahre jünger.

„Wir wissen, dass wenn wir unser Spiel spielen jeden Gegner schlagen können. Wir müssen mit viel Selbstvertrauen in dieses Spiel. Es geht nur drum, wer mehr gewinnen möchte“, prophezeit Müller.

Mit Tschechien haben die Schweizerinnen eine Rechnung offen. Es war vor knapp einem Jahr, als die beiden Nationen bei der Frauen-WM in Kamloops (Kanada) aufeinandertrafen. Die Schweizerinnen hatten zwar mehr vom Spiel, doch nach einem Doppelschlag von Tereza Vanisova gewannen die Tschechinnen 3:1 und erreichten erstmals die Finalrunde und erstmals überhaupt den Klassenerhalt.

Die Schweiz verpasste damit nicht nur erstmals seit 2009 eine Finalrunden-Teilnahme und durch das Abrutschen in der Weltrangliste auch die direkte Olympia-Qualifikation. Nun trifft man sich wieder. Und nur der Sieger dieses Spiels, des Turniers, darf an die Olympischen Winterspiele.

„Wir haben auf jeden Fall eine Rechnung offen. Schon damals spielten wir besser, verloren aber. Wenn wir uns an unseren Game Plan halten und in der Zone aufräumen, wird er vorne schon reingehen“, sagt Stalder, die sechs der zehn Schweizer Treffer erzielt hat.

Die in Übersee spielende Luzernerin strotzt vor Selbstvertrauen und ist zuversichtlich. „Wir haben vermutet, dass es das grosse Finale wird. Sie sind ein gutes Team, aber wir geben alles“, so Stalder. „Sie sollen nur kommen. Wir haben unser Heimpublikum, das ist unser Vorteil. Es wird gut kommen.“

Eine die sich mit Olympischen Spielen bestens auskennt, ist die Torhüterin Florence Schelling. Sie war bei sämtlichen Teilnahmen der Frauen-Nationalmannschaft dabei, erstmals 2006 als 16-Jährige. Beim Bronze-Gewinn in Sotschi 2014 hielt sie das Team in den entscheidenden Momenten im Spiel und wurde von den Medien zur wertvollsten Spielern des Turniers gewählt. Von Dänemark und Norwegen nur mässig gefordert, kann sie ein wichtiger Faktor sein. Ihr winkt ebenso wie Nicole Bullo die vierte Olympia-Teilnahme.

„Es wird ein harter Kampf. Die Ausgangssituation wird für beide Mannschaften dieselben sein. Wer nach 60 Minuten gewinnt, geht nach Olympia“, sagt Schelling.

„Wir müssen unser Spiel spielen. Wenn wir das können, sie unter Druck setzen und Tore fallen, steht uns nichts mehr im Weg.“

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Erinnerungen an 2014

Werden die Schweizerinnen nächstes Jahr wieder jubeln können wie in Sotschi 2014? Dafür müssen sie sich heute gegen Tschechien qualifieren. Foto: Andreas Robanser