Ready for Take-off?

8.9.2015 - Von Rolf Schwarz

Fasten your seat belt - bei den Kloten Flyers ist dieses Jahr Vieles neu: Eine kanadische Führung hat neu das Zepter in der Hand, die Mannschaft wurde in wesentlichen Teilen umgebaut, Ausländerpositionen weitgehend neu besetzt, der Schluefweg heisst jetzt SWISS Arena, Winterthur ist das neue Partnerteam – all das ist aber noch kein Garant für den Erfolg.

Nach einer verpatzten letzten Saison mit dem 10. Tabellenplatz nach der Qualifikation und dem Verpassen der Playoffs ist bei den Flyers Wiedergutmachung angesagt. An etlichen Hebeln wurde angesetzt, Kloten präsentiert sich in vielerlei Hinsicht neu und lässt hoffen, es bleibt aber noch viel zu tun!

Glücksfall für Kloten?

Kaum hatte man das frühe Saisonende in Kloten verdaut und die Köpfe ausgelüftet gehabt, wird Ende April bekannt, dass Philippe Gaydoul nach seinem Engagement als Investor und Retter der Flyers, diese an eine kanadische Investorengruppe verkauft hat. Die neue Eigentümerin verfügt mit Ihrer Avenir Sports Entertainment über eine grosse Erfahrung im Eishockey-Geschäft und soll die Kloten Flyers wieder auf die Beine bringen – ein wirtschaftlich gesundes Fundament wird angestrebt – gemäss Simpson ein "Glücksfall für Kloten".

Sie sollen ehrgeizige Pläne haben, die neuen Eigentümer – was genau, ist bislang noch nicht ganz klar. Eine erste Massnahme ist das neue Preiskonzept, welches bei Saisonkarten die Playoff-Spiele nur noch gegen Aufpreis einschliesst. Die Saisonkaren-Vorverkäufe liegen auch deswegen nur auf 70% des Vorjahresniveaus – ein Denkzettel!

Die Sponsoring-Einnahmen sollen künftig die Marketing-Ausgaben wieder übertreffen, und da ist man auf Kurs: 15 Sponsoring-Pakete wurden abgeschlossen sowie alle Werbeflächen auf Mann, Eis und Bande sind verkauft. Die Spiele sollen auch neben dem Eis wieder attraktiver werden. Es wird an neuen Eventkonzepten gearbeitet. So werden in der neuen Saison unter anderem an ausgewählten Spielen professionelle Cheerleaders Ihr Können zum Besten geben.

Zurückhaltung bei Langfrist-Verträgen

Auffällig ist, dass etwa zwei Drittel des Teams über einen Vertrag verfügt, welcher Ende der Saison auslaufen wird, darunter auch die Verträge aller vier Ausländer. "Ein Novum, dass alle neuverpflichteten Ausländer unter 30-jährig sind und nur mit Einjahresverträgen ausgestattet sind", stellt Captain Stancescu fest.

Einziger Ausländer, der nach letzter Saison bleiben durfte, ist Tommi Santala (FIN); DuPont und Vandermeer (beide CAN) sowie Muller (USA) mussten gehen. Die drei Neuen kommen allesamt aus der KHL, aus Omsk Verteidiger Gustafsson (SWE) sowie Stürmer Kolarik (USA) und Mark Olver (CAN), ebenfalls Stürmer, aus Sotchi. Wider Erwarten vieler Anhänger wurde kein zweiter ausländischer Verteidiger engagiert. Trainer Simpson begründet mit der in letzter Saison fehlenden Offensivpower: "Es musste etwas geändert werden!"

Mit den Verteidigern Edson Harlacher, welcher sich als Captain der U-20 Nati bei dessen Einsatz leider verletzt hatte und bis ca. Ende Sept./Mitte Okt. ausfallen wird, sowie Lukas Frick verfügen die Flyers über zwei sehr gute neu herangereifte Leistungsträger in der Defensive.

Neuzuzüge in der Defense sind zudem Franco Collenberg (aus Langenthal) sowie Xeno Büsser (aus Zürich) sowie Eigengewächs Joel Steinauer, welcher aber nebst seinem Team-Kollegen und Stürmer Jan Lee Hartmann (ebenfalls ein Kloten-Junior), sowie den jungen Stürmern Thomas Studer und Tim Wieser vorerst beim neuen Partner EHC Winterthur weiter heranreifen und ihre Erfahrungen sammeln sollen. Mit Patrick Obrist, Nationalspieler aus Österreich, konnte zudem ein weiterer junger, aber bereits erfahrener Stürmer verpflichtet werden. Er war zuletzt bei den Lakers unter Vertrag.

Kloten hat sich dadurch im Vergleich zur letzten Saison zu einem Team mit ausgewogenerem Durchschnittsalter gemausert.

Das Dossier Torhüter ist derzeit leider wieder offen, da für Luca Boltshauser (Zuzug aus Zürich) ein Ersatz gesucht wird, da er sich beim Vorbereitungsspiel gegen Schwenningen verletzt hatte.

Flughöhe erreicht?

Das Team hat in den Testspielen beachtliche Leistungen gezeigt. Mit dem Turniersieg am Dolomiten-Cup sowie nur gerade einer einzigen Niederlage im letzten Saisonvorbereitungsspiel gegen Lugano ist die Bilanz der Flyers in der Presaison beinahe makellos.

Doch auch Simpson weiss, dass es noch viel zu tun gibt: "Die Vorsaison war gut, aber was zählt ist die Meisterschaft". Aufs sportliche Ziel angesprochen antwortet er ganz kurz und nüchtern, dass die Flyers Playoffs spielen wollen. Das sei das Ziel.

Man habe gut gearbeitet und sei auf Kurs mit den Vorbereitungen, vermelden verschiedene Spieler, wenn man sie auf Ihre Form anspricht. Neue Impulse und Philosophien im Sommertraining hätten Spass gemacht und die Stimmung im Team sei sehr gut, nicht zuletzt auch dadurch, dass bei vielen neuen Spielern die Altlasten vom letzten Jahr kein Gesprächsthema seien und dadurch auch die restlichen Flyers nicht mehr an der letzten Saison herumkauten.

Blick nach vorn

Der Wille, in der kommenden Saison Gutes noch besser zu machen und Mängel auszumerzen, ist vorhanden, sowohl bei den Spielern, wie auch beim Staff und der Führung im Hintergrund. Die Einstellung stimmt und die Motivation ist spürbar.

Die neuen Spieler sind also unvoreingenommen. Klotens Erfolg wird aber auch davon abhängen, wie gut es den langjährigen Flyers gelingen wird, die Vergangenheit zurückzulassen und nach vorne zu schauen.

Nebst dem Sportlichen gibt's aber in der Kloten-Organisation nach wie vor etliche Nebenschauplätze, über welche diskutiert wird. Das birgt Gefahren, ist zeitraubend, kann absorbieren. Denn ein Steigflug dauert länger, wenn man zu viel Gepäck an Bord hat.

Potential ist auf alle Fälle vorhanden – zu wünschen wäre den Flyers, dass nun eine Saison folgt, in welcher der sportliche Erfolg zurückkehrt und damit etwas Ruhe einkehren und sich jeder einzelne wieder aufs Wesentliche konzentrieren kann. Wenn das gelingt, dann wird das Saisonziel erreicht, ja übertroffen werden - wenn nicht, so wird erneut ein Sinkflug eingeleitet.

 

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