«Wir sind Kämpfer, wir gehen füreinander»

19.4.2023 - Von Rolf Schwarz

Gegen Ende des Zusammenzuges der U18-Nationalmannschaft haben wir uns mit den Zwillingsbrüdern Simon und Rafael Meier vom EHC Kloten unterhalten. Morgen beginnt die U18-WM für das Schweizer Team in Basel.

Gut vorbereitet

Die beiden Zwillingsbrüder verfügen bereits über eine ganze Menge internationale Erfahrungen. Sie haben seit der U16 schon etliche Spiele fürs Nationalteam gespielt. Die gegnerischen Teams in der Gruppenphase schätzen sie etwas gleich stark ein. Die Schweizer spielen in der Gruppe B in Basel und kennen aus früheren Spielen die beiden Gegner USA und Finnland bereits. Gegen Norwegen und Lettland hingegen haben die beiden Jungs noch nie gespielt. Aus der Gruppe A kennen sie sämtliche Teams (Kanada, Schweden, Tschechien, Deutschland und die Slowakei) aus früheren Begegnungen. Bislang waren das aber halt alles Nationenturniere. Nun folgen die ersten effektiven Weltmeisterschaften für die beiden.

Riesige Vorfreude

Auf die Frage nach ihrem Befinden antwortet Rafael: «Speziell für mich ist es, weil es eine Heim-WM ist. Die anderen Turniere waren halt eher klein ausser dem Hlinka Gretzky Cup, der hatte auch eine grosse Bedeutung. Aber an die WM, da will man halt einfach hingehen können. Nervös ist man zwar eh immer ein bisschen, aber nicht übermässig, sondern einfach mit einer grossen Vorfreude.»

Simon sieht dies sehr ähnlich: «Ja, es ist natürlich etwas Einmaliges, wenn die WM sogar noch in der Schweiz ist. Und es ist nicht nur eine halbe Woche, wo man zusammen ist. Wir sind jetzt schon recht lange zusammen. Es geht halt alles in allem einen Monat mit der Vorbereitung auf dieses Turnier und es sind viele Teams. Zudem ist es sicher auch speziell, dass man vor der Familie und vor Freunden spielen kann. Also die Vorfreude ist riesig.»

Vertrauen ins Team und in die eigenen Fähigkeiten

«Wir sind als Team recht stark zusammen, wir sind powerful, wir kämpfen bis zum Schluss. Und mit diesem Vorbereitungscamp sind wir auch recht gut zusammengekommen. Wir haben auch einen rechten Schritt gemacht gegenüber den anderen Turnieren, die wir vorher gespielt hatten», fasst Rafael selbstbewusst zusammen. Simon bestätigt: «Wir sind wir alle näher zusammen. Wir sind eine gute Truppe. Spielerisch haben wir uns seit Anfang der Saison sehr verbessert. Zu Beginn der Saison hatten wir gegen Finnland fast keinen Stich, und jetzt haben wir sie einmal geschlagen. Das Team hat einen starken Zusammenhalt. Wir sind alles Kämpfer, wir gehen füreinander.»

Zurzeit spielen die beiden Stürmer beim Spiel 5 gegen 5 nicht zusammen im selben Block. Im Powerplay jedoch sind sie gleichzeitig auf dem Eis. Beide hatten in der Vorbereitung meistens in der ersten oder zweiten Linie gespielt.

Angesprochen auf die Stärken von Rafael meint Simon: «Sein Speed ist das erste, was mir in den Sinn kommt. Zudem ist er gross und stark, also ein richtiger Power-Forward. Und auch wie er das Spiel spielt: Er spielt hart, er weiss, wann er welche Plays machen muss. Grundsätzlich hat er so den Spielmacher-Stil. Seinen Ehrgeiz sehe ich jeden Tag auf dem Eis, er will immer. Das ist es, was ihn auszeichnet.»

Auch Rafael ist voll des Lobes über seinen Bruder: «Er ist körperlich nicht der Grösste, dafür kann er das Spiel gut lesen. Er ist dem Gegner meistens einen Schritt voraus. Er ist ein Spielmacher. Er kann gut kommunizieren mit den Teamkameraden. Er dirigiert das Spiel und er hat recht gute Plays, auch probiert er immer etwas. Im Zweikampf ist er clever und hat einen guten Schuss. Er ist auch recht schnell und kann einen guten Spielaufbau machen.»

Positive Worte gibt es auch für Head Coach Marcel Jenni. Seine Art, seine Motivation und dass er auch sehr direkt ist, schätzen sie. «Er sagt, wenn es nicht passt. Er sagt es aber auch, wenn man etwas sehr gut gemacht hat. Er ist sehr kommunikativ und er kommt jeden Tag in die Garderobe und kann uns motivieren. Und klar, taktisch ist er sehr gut. Er ist hockeyverrückt, er kümmert sich um alles. Er hat einen sehr guten Draht zu uns. Er kann streng sein, aber er kann auch mal lachen. Wir mögen grundsätzlich seine Art, man weiss, was er verlangt», geben die Gebrüder Auskunft über ihren Head Coach.

Realistische Ziele und grosse Wünsche

Fürs Turnier haben sie sich vorgenommen, persönlich das Beste zu geben, sich zu messen mit den anderen Top Teams und Spielern. Rafael möchte sich dort durchsetzen und sein bestes Hockey zeigen. Simon weiss, dass er eine wichtige Leaderrolle hat. Er will das Team mitreissen können, zeigen, wo der Weg durchgeht und vorangehen. Beide erwähnen, dass sie dem Team helfen wollen und selbstverständlich ist es für beide auch ein Ziel, im Juni in den NHL Entry Draft zu kommen. Sie sind sich bewusst, dass einiges davon abhängt, was sie an dieser WM leisten und die ca. 300 akkreditierten Scouts überzeugen können. Beide sind aber realistisch genug, um zu wissen, dass sie sich nicht zu viele Gedanken machen müssen, sondern einfach von Spiel zu Spiel das Beste geben, um besser zu werden. Denn wenn die kleinen Ziele erreicht werden, so werden sich dann die individuellen grösseren Ziele automatisch auch erreichen lassen. Und die heissen bei beiden primär, möglichst schnell ins Erwachsenenhockey wechseln zu können. Klar würden es beide begrüssen, in Übersee spielen zu können. Wenn das aber nicht sofort mit 18 Jahren klappen sollte, dann ist es für die beiden auch nicht schlimm. Das Ziel ist es einfach, als Profi Eishockey zu spielen. Das Niveau der Schweiz sei ja auch schon sehr hoch. Den Sprung in die National League zu schaffen sei ja schon etwas Schwieriges und das sei für sie etwas, das sie erreichen wollen. Und wer weiss, wenn es dann läuft, so kann man ja vielleicht mit Mitte 20, wenn sich eine Chance bietet, sich den Traum vom Spiel in Übersee immer noch in Erfüllung gehen lassen.

Steckbrief

Die Meier-Zwillinge wurden am 10. Mai 2005 geboren. Simon und Rafael haben den Eishockeysport beim EV Dielsdorf-Niederhasli erlernt, bald darauf dann aber schon zum EHC Kloten gewechselt, wo sie seit der Piccolo-Stufe (heutige U11) sämtliche Juniorenstufen des EHC Kloten durchliefen. Bereits in der vorletzten Saison haben sie erste Einsätze in Klotens U20-Elit Team absolviert und gehören da mittlerweile längst schon zu den Leistungsträgern. Die beiden Linksschützen spielen in Sturmformationen, Simon als Center, Rafael als Flügel.

Abseits vom Eis sind sie in der Lehre, Rafael als Fachmann Betriebsunterhalt an der ETH, Simon besucht das Sport-KV an der United School of Sports.

Die beiden Brüder haben wenig Freizeit während der Eissaison, im Sommer ist es dann etwas mehr. Sie verbringen die Freizeit oft draussen mit Kollegen auf den Inlineskates oder beim Basketball spielen. Ab und zu aber auch einfach einmal nur mit «chillen» oder «gamen». Beide wohnen noch in ihrem Elternhaus.

hockeyfans.ch wünscht den beiden sowie dem ganzen Team der Schweizer U18-Nationalmannschaft viel Erfolg und lehrreiche Erfahrungen an der diesjährigen Heim-WM.

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Meier-Zwillinge


Rafael und Simon Meier mit der U18-Nationalmannschaft. Foto: Andreas Robanser