Trotz Niederlage, die Nati ist einen Schritt weiter

17.12.2023 - Von Pascal Zingg

Wie schon beim Turnier in Tampere belegt die Schweizer Nationalmannschaft bei den Swiss Ice Hockey Games in Zürich den letzten Platz. Wie beim Turnier im November konnten die Eisgenossen kein Spiel gewinnen. Trotz dieser schlechten Bilanz konnte man in Zürich einige Fortschritte beobachten, die für den weiteren Verlauf der Saison durchaus etwas Hoffnung aufkeimen lassen.

Wenn man davon spricht, dass die Schweizer am Heimturnier eine ähnlich schlechte Bilanz hatten, wie schon im November, so stimmt das nur bedingt. Schliesslich haben die Eisgenossen bei den Swiss Ice Hockey Games zwei Mal die Verlängerung erreicht und so ihre ersten beiden Punkte geholt. Dass es dazu gereicht hat, hat damit zu tun, dass die Schweizer spielerisch klare Fortschritte gegenüber dem Turnier in Tampere gemacht haben. «In Tampere waren die Auslösung und der Killerinstikt zwei wichtige Themen», erklärt Patrick Fischer. Beides habe ihm beim Heimturnier um einiges besser gefallen. «Wir sind viel besser aus unserer Zone gekommen und konnten unsere Offensive um einiges besser lancieren», weiss der Trainer. Neben den Fortschritten in der Auslösung hat man während dem ganzen Turnier eine grosse Moral bewiesen. So lag man in allen drei Spielen mit 0:2 hinten, steckte aber nie auf. Die Belohnung diesen Einsatz waren die Ausgleichstreffer gegen Tschechien und Finnland.

Dass man gerade in den beiden engen Spielen gegen Tschechien und Finnland nicht gewinnen konnte, lag nicht zuletzt am Killerinstinkt, der im Team von Patrick Fischer noch immer verbessert werden kann. Obwohl man nach dem Aufholen von Rückständen das Momentum auf seine Seite zwingen konnte, gelang es den Schweizern in dieser Phase nämlich nicht die vorhandenen Chancen in Tore umzumünzen. «Insofern hat uns der Killerinstinkt auch an diesem Turnier etwas im Stich gelassen», erkannte Fischer.

Ebenfalls gezeigt hat sich an diesem Turnier, dass die Schweizer durchaus über Spieler mit Torriecher verfügen. Hierbei sticht vor allem Calvin Thürkauf heraus, der sowohl gegen Schweden als auch gegen Finnland zum Doppeltorschützen avancierte. «Es ist schön zu sehen, wie sich Calvin entwickelt hat. Er hat zuletzt in der Meisterschaft dominiert und hat nun auch international gezeigt, was er kann», lobt Patrick Fischer. Für den Trainer ist klar, dass Thürkauf jemand ist, der wenn immer möglich in die «Red Zone» geht. Sprich er stellt sich in den Slot, nimmt dort dem Torhüter die Sicht, lenkt ab oder versenkt einen Rebound. All dies sind Tugenden, die die Schweizer Nationalmannschaft braucht um sich gegen Defensiv gut aufgestellte Teams durchzusetzen.

Neben Thürkauf zeigten aber auch Malgin und Andrighetto einmal mehr ihre internationale Klasse. Schliesslich konnte Patrick Fischer mit Tristan Scherwey und Tanner Richard auch ein körperliches Element in sein Lineup bringen. Die Energielinie machte gerade gegen Tschechien einen sehr guten Job, als sie den Gegner im letzten Drittel gleich mehrmals zu Strafen verleitete und auch noch den Treffer zum 2:2 erzielte.

Dass man trotz dieser Fortschritte noch lange nicht am Ziel ist, zeigt die Tatsache, dass man auch in Zürich alle Spiele verlor. Es ist festzustellen, dass man gerade in der Defensive zu viele Fehler macht. «Wenn du den grossen Nationen zu viele gute Möglichkeiten gibst, schiessen früher oder später ein Tor», brachte es Tanner Richard auf den Punkt. Da man diese Fehler des öftern zu Beginn der Spiele beging, geriet man sowohl in Tampere als auch in Zürich immer in Rückstand. Will man Spiele gewinnen, müssen die Schweizer in Zukunft auch einmal in Führung gehen. «Bisher ist uns das in sechs Spielen nicht gelungen, da liegt es auf der Hand, dass wir meist verlieren», analysierte Tanner Richard richtig.

Kein Faktor scheint beim Nationalteam das Selbstvertrauen zu sein. Zwar hat man die letzten sechs Spiele alle verloren, doch ist man sich bewusst, dass man sich in einem Prozess befindet und deshalb aus den Spielen lernen will. «Es ist wie früher auf dem Pausenplatz, da haben wir uns doch auch immer mit den grösseren messen wollen», erklärt Tanner Richard.

Sieht man die Euro Hockey Tour als Ganzes, so wird schnell klar, dass es sich hierbei um eine gute Vorbereitung für die WM nächsten Mai handelt. Blickt man bei diesem Prozess auf die Entwicklung, die das Nationalteam vom letzten Turnier in Tampere zu jenem in Zürich durchgemacht hat, so muss man konstatieren, dass die Richtung stimmt. Trotz dreier Niederlagen wäre es deshalb falsch das Heimturnier als Misserfolg abzustempeln.

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Thürkauf


Calvin Thürkauf gehörte zu den Lichtblicken der aktuellen Saison bei der Schweizer Nationalmannschaft. Foto: JustPictures.ch / Stefan Emch