«Outdoor Game war ein einmaliges Erlebnis»

5.1.2018 - Von Pascal Zingg

Mit Marc Wiegand stand auch an dieser U20-WM ein Schweizer Headschiedsrichter auf dem Eis. Wie fast immer in den letzten Jahren konnten sich die Schweizer Unparteiischen in wichtigen Situationen zeigen. So pfiff Wiegand das Outdoor Game, wie auch das Halbfinale zwischen Gastgeber USA und Schweden.

«Das Outdoor Game war ein echtes Highlight in meiner Karriere. Die Tatsache, dass es das erste WM-Spiel [der Neuzeit] unter freiem Himmel war, macht die Sache noch einmal spezieller», meint Marc Wiegand rückblickend auf das Turnier. «Zwar war es wegen den Wetterbedingungen nicht auf demselben sportlichen Niveau wie die Spiele in der Halle. Die Atmosphäre war jedoch eine einmalige Sache. Dies bestätigten mir auch die Spieler», meint der Schiedsrichter weiter. Ausgerüstet mit doppelter Unterwäsche und Kappe, seien auch die Minustemperaturen zum Aushalten gewesen. «Einzig im letzten Drittel, als sich die Unterbrüche häuften, wurde es etwas kälter.»

Überragend war am Outdoor Spiel auch die Kulisse mit rund 45’000 Zuschauern – mehr als bei den NHL-Outdoor-Spielen kurz davor und danach. Eine Kulisse, die drinnen im KeyBank Center aber fehlte. «Die schlecht gefüllte Halle war der einzige Wehrmutstropfen an diesem Turnier», konstatiert auch Wiegand. Abgesehen davon habe das Turnier jedoch voll und ganz seinen Erwartungen entsprochen. «Bei den U20-Turnieren wird weniger physisch gespielt als bei den A-Turnieren. Das Tempo ist jedoch bereits sehr hoch. Dies liegt daran, dass international mit vier starken Linien gespielt wird.» Durch die Tatsache, dass es international viel schneller hin und her geht, sei es dann auch einfach im Spiel zu bleiben. «Das schlimmste für einen Schiedsrichter ist es, wenn es keinen Rhythmus gibt. Dann ist es jeweils schwierig, die Konzentration hoch zu halten», erklärt Wiegand.

Neben dem Tempo sei auch der Umgang mit den Spielern etwas anders. «Die Kommunikation ist auch an diesem Turnier wichtig. Allerdings wird hier höchstens nachgefragt, wieso man einen gewissen Entscheid gefällt hat. Die Spieler konzentrieren sich zumeist auf ihr eigenes Spiel. Sie wollen sich von ihrer besten Seite zeigen und nicht diskutieren.» Neben den Diskussionen auf dem Eis sei auch die Atmosphäre neben dem Eis ganz anders. «An einer WM nehmen die Zuschauer die Entscheidungen gelassener hin als in der heimischen Meisterschaft. Klar gibt es hier auch ab und an einen Buh-Ruf. Die Fans veranstalten jedoch keine Pfeifkonzerte oder werfen keine Gegenstände aufs Eis.» Obwohl es diese Unsitten in der Schweiz gibt, betont Wiegand, dass ihn dies nicht stört. «Dem Schiedsrichter werden weniger Fehler verziehen. Das ist Part of the Game, damit muss man leben. Ausserdem mag ich es besser, wenn die Stimmung in der Halle gut ist und die Fans mit Emotionen dabei sind», meint Wiegand.

Spezielle Aufmerksamkeit genoss beim Schiedsrichter die Schweizer Nationalmannschaft. «Für mich ist es immer wieder spannend zu sehen, welche Art von Strafen unsere Schweizer Spieler erhalten. Häufig kann ich aus solchen Turnieren auch meine eigenen Schlüsse ziehen, die dann für die Regelauslegung in der heimischen Meisterschaft wichtig sind.» Neben diesen Erkenntnissen war Marc Wiegand aber auch daran interessiert, wie die Schweizer als Team abschlossen.

Während Marc Wiegand die Schweiz als Unparteiischer an der U20-WM vertritt, sind es mit Daniel Stricker, Tobias Wehrli, den Linesmen Nicolas Fluri und Roman Kaderli, sowie Schiedsrichterin Drahomira Fialova fünf andere, die die Schweiz an den Olympischen Spielen in PyeongChang vertreten. «Klar wäre ich auch gerne zu den Spielen gegangen. Schlussendlich ist es jedoch grundsätzlich wichtig, dass wir an diesen Turnieren vertreten sind», sagt Wiegand. Dies habe sich vor vier Jahren gezeigt, als kein Schweizer Schiedsrichter an den Olympischen Spielen war. «Plötzlich hiess es in den Medien, dass die Schweizer Schiedsrichter schlecht seien.» Bei aller Kritik sei dabei jedoch nicht erwähnt worden, dass die letzten drei WM-Finals und der letzte U20-Final jeweils von einem Schweizer gepfiffen wurden.

Für Marc Wiegand ist deshalb klar, dass die Schweiz kein Schiedsrichterproblem hat. Diese Tatsache konnte er an diesem Turnier mit guten Leistungen unterstreichen. Zusammen mit Linesman Franco Castelli hat er dafür gesorgt, dass man die Schweiz auch bei den Schiedsrichtern international positiv wahrnimmt.

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Wiegand

Der Schweizer Schiedsrichter Marc Wiegand im Outdoor-Spiel mit dem Kanadier Boris Katchouk. Foto: Andreas Robanser

Drinnen in Buffalo liess es sich auch etwas weniger verhüllt arbeiten. Foto: Andreas Robanser