NHL/NHLPA: Von Twitter, Agenten und Gerichten

22.9.2012 - Von Urs Berger

Noch nie wurde ein Lockout so öffentlich ausgetragen wie in diesem Jahr und den Zeiten der sozialen Netzwerke. Dabei ist offensichtlich, dass die NHLPA alle Register zieht, um Erfolg zu haben und die NHL in der öffentlichen Wahrnehmung das Nachsehen hat. Wir sagen, wieso das so ist.

Vor acht Jahren verloren die Spieler auf der ganzen Linie. Die Gewerkschaft musste eine empfindliche Niederlage einstecken und einen Salary Cap einführen, 23% Gehaltseinbussen hinnehmen und weitere Unannehmlichkeiten hinnehmen. Auch an der PR-Front verloren die Spieler viele Sympathien. Man betitelte sie auch als arrogante, geldgierige Schnösel. In den Augen der Öffentlichkeit waren die Spieler nicht die Opfer des Lockouts, sondern die Ursache.

In der seither vergangenen Zeit haben sich die Spieler einen neuen Gewerkschaftsführer geholt, ihrer Wahrnehmungen in der Öffentlichkeit mit verschiedenen Aktionen verbessert und sich intern besser organisiert. Mit den in den letzten Wochen gestiegenen Angriffen auf NHL Commissioner Gary Bettman und die Team-Besitzer versucht die PA nun den Druck auf diese aufzubauen und das öffentliche Interesse zu beeinflussen. Was im letzten Lockout zu Ungunsten der Spieler ausgelegt war, soll sich nun ändern.

Spieler sprechen

Mit den neuen Kommunikationsmitteln sind die Spieler nun im Aufwind. Während die Besitzer nur durch Gary Bettman und Bill Daly vertreten werden, sind die Spieler um Don Fehr auf allen Kommunikationskanälen sehr präsent. Die verschiedenen Offerten der Liga finden schnell den Weg an die Öffentlichkeit. Sei dies via Twitter, Facebook oder Google+, die Spieler sind schnell und antworten auf Fan-Anfragen auch ohne Zeitverzögerung.

Die NHL auf der anderen Seite verhält sich wie eine verschlossene Muschel. Kaum ein Detail der Offerten kommen ans Licht und ausser Bettman und Daily dürfen keine anderen Personen Auskunft über die Verhandlungen geben. Es scheint, als sei Bettman zu einem Napoleon des nordamerikanischen Eishockeys aufgestiegen. Nur sein Wort zählt und nur seine Antworten sind die richtigen. Anders als vor acht Jahren verliert er aber zusehends an Einfluss bei den Medien. Unterschiedlicher könnte dieses Jahr das Pendel nicht ausgeschlagen haben.

Besitzer dürfen nichts sagen

Einen weiteren Beweis der Arroganz des Geschäftsführers der Liga ist, dass er den Besitzern, unter Androhung von hohen Bussgeldern, verboten hat, mit den Medien zu sprechen. So wurden Anfragen von hockeyfans.ch bei verschiedenen Clubbesitzern abgelehnt mit dem Hinweis, man sollte doch mit dem NHL-Büro in New York in Kontakt treten. Doch auch hier stiessen wir auf keine offenen Ohren. Ein Clubbesitzer, welcher mit einem Informanten von uns vor Ort sprach, verlangte von ihm, dass er anonym bleiben dürfe. In diesem Gespräch liess er durchblicken, dass nicht alle Besitzer mit dem Vorgehen von Bettman einverstanden seien. Doch durch eine Klausel in der Gesellschaftervereinbarung, welche nach dem letzen Lockout aufgenommen wurde, braucht Bettman nur die Zustimmung von acht Mitgliedern, um eine Offerte der PA abzulehnen. Und diese Minderheit blockiere nun die Verhandlungen.

Agenten mit einigen Details

Kein Wunder also sind die Besitzer nun in einer Rückwärtsbewegung. Nach Einschätzungen von unserem Informanten wäre aber eine 2/3 Mehrheit der Besitzer dafür gewesen, näher auf das letzte Angebot der Spieler einzugehen und dieses besser zu prüfen. Die acht blockierenden Klubs verhinderten dies indes. Eine ähnliche Einschätzung teilt ein von uns kontaktierter Spieler-Agent.

„Die NHL-Besitzer sind sehr zerstritten. Um die 20 Klubs möchten die letzte Offerte der Gewerkschaft genauer anschauen und auf Basis dieser neue Verhandlungen beginnen“, sagt der Agent. „Bettman und seine ‚Vasallen’ verhindern dies indes. Aus meiner Sicht werden nun die im Moment unterliegenden Klubs versuchen, die anderen Besitzer zu überzeugen und die Sperrminorität zu unterlaufen. Entsprechende Gespräche seien seit langem am Laufen. Doch noch ohne nützliche Ergebnisse.“

Der Agent lässt auch durchblicken, dass die Spieler unter Umständen bereit seien, eine 50:50 Lösung anzunehmen. Aber sicher nicht mehr.

Entscheiden Gerichte in Kanada über den Lockout?

Neben den Agenten sind auch die Gerichte in Kanada in diesen Streit involviert. In der Provinz Alberta, in welchem die Edmonton Oilers und die Calgary Flames zu Hause sind, entscheidet in diesen Tagen ein Gericht, ob der Lockout mit den Gesetzen der kanadischen Provinz vereinbar ist oder nicht. Ebenso wird diese Frage in der Provinz Québec gestellt, wo die Montréal Canadiens daheim sind. Während es in Québec darum geht, dass die Gewerkschaft nicht zertifiziert ist und das Vorgehen der Liga in diesem Fall gegen die Gesetze verstossen könnte, geht es in Alberta darum, ob der Lock-Out unter das Gesetz der Provinz Alberta fällt oder unter dasjenige der USA. Das Gesetz in Alberta ist strikter, wenn es um einen Lockout geht als dasjenige in den USA. Sollten beide Gerichte zugunsten der Gewerkschaft entscheiden, so könnte dies Signalwirkung für die NHL haben und so den Spielern ihr Gehalt wieder sichern. Es würde daher nicht erstaunen, wenn die beiden Gerichte den Lockout schneller beenden würden, als dies Gary Bettman und die Besitzer der Liga möchten