Swiss League: Drei Teams in der Poleposition

20.9.2023 - Von Urs Berger

Auch in der Swiss League ist die Saison gestartet und es wartet eine der spannendsten Spielzeiten der Liga. Das Mittelfeld ist näher aneinandergerückt, die Favoriten sind dieselben geblieben und das vermeintliche Schlusslicht kann die Liga spannend machen.

Wer kann in der Swiss League oben mitspielen und wer wird am Ende der Saison unten stehen? Die Voraussagen sind nicht so einfach zu treffen wie dies in der National League zu sein scheint. Das breite Mittelfeld ist nahe zusammengerückt. Aussenseiter sind fast keine auszumachen.

Auch wenn dem HCV Martigny und den Bellinzona Rockets am wenigsten Chancen auf eine Top-8-Platzierung zugetraut wird, ist ein spannender Strichkampf nicht ausgeschlossen. Vor allem Martigny ist eine Wundertüte. Der dritte Klub aus dem Wallis geht mit einem unerfahrenen Torhüterduo in die erste Saison nach deren Aufstieg. Mit Kevin Pasche und Timur Shoyanov sind zwei U25-Spieler im Team, deren Erfahrung nicht überragend ist. Beide sind vom Lausanne HC an die Walliser ausgeliehen und sollen untereinander viel Eiszeit bekommen um sich zu entwickeln.

Die Verteidigung wird von Frédéric Iglesias und Sami El Assaoui angeführt. Beides sind erfahrene Spieler in der Swiss League und kennen die Liga wie ihre eigene Westentasche. Unterstützt werden sie vom Schweden Erik Ullman. Der Sturm ist mit Leonardo Fuhrer, Melvin Marola und Romain Seydoux besetzt. Dazu gesellt sich Kay Sutter und der Schwede Davin Lindquist.

Mit Trainer Anders Olsson steht ein erfahrener Mann an der Bande. Er konnte mit dem EHC Biel Erfahrung im Schweizer Eishockey erwerben und ist ein sehr guter Ausbilder. Dies wird er bei den Wallisern brauchen, stellt doch Martigny das drittjüngste Team nach Thurgau und den GCK Lions.

Bei den Bellinzona Rockets war das Kader lange dünn besetzt, weil man auf Personalentscheidungen der Partner aus Ambrì und Langnau wartete. Dies ist keine einfache Aufgabe für Trainer Raffaele Sannitz. Doch der ehemalige National-League-Stürmer weiss damit umzugehen. Gleichzeitig ist dieses Team wie die GCK Lions von ihren Partnerteam abhängig. Somit kann Sannitz nicht immer auf die gleichen Spieler zählen.

Mit Aidan Hughes und Joel Messerli stehen zwei U25-Torhüter im Tor. Beide werden sich einen Kampf um die Nummer eins Position liefern. In der Verteidigung sind mit Philip Ahlström, Misha Moor und Aaro Törmänen erfahrene National League Spieler dabei. Im Sturm sind Marco Cavalleri, Patrick Incir und Rihards Puide Spieler vorhanden, welche das Gerüst der Mannschaft stellen.

Ein anderes Bild liefert der EHC Basel, der Vorgänger Martignys, wenn es um Aufstiege geht. Die Basler spannen mit dem SC Bern zusammen, dennoch sind die Rheinstädter weniger abhängig von ihrem National-League-Club als dies die Bellinzona Rockets sind. Trainer Eric Himelfarb hat, anders als die Tessiner, ein grösseres Kader zur Verfügung. Im Tor steht Fabio Haller, welcher in die sechste Saison mit Basel startet. Die Verteidigung wird um Alain Bircher, Tyler Higgins, Patrick Zubler und Jans Nater gebaut. Mit ihrer Erfahrung sollen sie die jungen Spieler führen.

Im Sturm ist Brett Supinski der Leader. Jules Sturny, Sandro Brügger, Vincenzo Küng und Alban Rexha verfügen über genügend National- und Swiss-League-Erfahrung um Basel nicht in Probleme zu bringen. Vielleicht wird der eine oder andere Spieler in Bern auflaufen können. Je nach Verletzungssituation bei den Stadtbernern könnte der nach Basel zurückgekehrte Sportchef Kevin Schläpfer mit Andrew Ebbett schnelle Lösungen finden.

Der EHC Winterthur hat mit Michal Chmel und Damian Stettler zwei gute Torhüter im Kader. Chmel kommt vom EHC Arosa und Stettler vom SC Langenthal. Stettler wird, wenn es die Situation ergibt, auch für die SCRJ Lakers spielen. Vielleicht schafft der Torhüter den Schritt zu einem Stammtorhüter in der National League? Es wäre ihm zu wünschen.

Die Verteidigung ist um Hans Pienitz, Marc Steiner und Yannick Hänggi aufgebaut. Dazu kommen Gianluca March, Bo Salerno und Marc Steiner welche die Verteidigung stabilisieren. Im Sturme sticht Dominic Forget hervor. Nicht nur wegen seinen 42 Jahren. Der Kanadier wird das Team von Winterthur anführen. Devin Muller, Anthony Staiger und Jonas Taibel verleihen dem Sturem weitere tiefe. Vor allem auf Jonas Taibel kann man gespannt sein. Der U20-Nationalspieler kann in diesem Team seiner Entwicklung einen entsprechenden Schub verleihen.

Das Kader der GCK Lions ist wie immer eine Mischung aus Routiniers und vor allem aufstrebenden Jungspunden. Die Verteidigung wird angeführt von Yannick Blaser. Der ehemalige Langnau-Verteidiger wurde schon auf Beginn der letzten Saison an die Junglöwen ausgeliehen. Gespannt darf man auf Danill Ustinkov sein. Der russisch-schweizerische Doppelbürger dürfte aber auch zu Einsätzen mit der ZSC Lions kommen und viele Scouts anziehen. An der vergangenen U18-Weltmeisterschaft in Basel zeigte er mit seinen vier Punkten in sieben Spielen wie wertvoll er für das Team sein kann.

Im Sturm ist auf den Österreicher Vinzent Rohner zu achten. Er wurde vor einem Jahr von den Montreal Canadiens ausgewählt, ist jedoch noch ohne Vertrag. Auch er wird das eine oder andere Spiel in der National League bei den ZSC Lions bestreiten. Auf der Ausländerposition stehen Marco Bayer Victor Backmann und Jarno Kärki zur Verfügung. Diese sollen dem jungen Team Ruhe und Erfahrung bringen.

Der HC Thurgau startet mit einem jungen Torhüter Duo in die Meisterschaft. Loic Galley und Luis Janett werden sich im Tor abwechseln. Die Verteidigung wird durch Kevin Kühni, Solvio Schmutz und dem Österreicher Ramon Schmutz angeführt. Mit Luca Deussen und Severin Karrer verstärken weiter junge Spieler die Abwehr.

Im Sturm bauen die Thurgauer auf den Schweden Sebastian Bengtsson und den Kanadier Hunter Garlent. Kevin Etter, Kevin Nicolet und Nico Lehmann sind Spieler, die beobachtet werden. Wie werden sie sich während der Saison entwickeln? Trainer Markus Akerblom ist als Ausbildner bekannt und führt Thurgau in der zweiten Saison an.

Der zweite Walliser Klubs HC Sierre startet mit einer klaren Aufgabe in die Saison. Sie sollen in das Finale vordringen. Nicht umsonst hat Chris McSorley viel in diesen Klub investiert, der dereinst in einer NL-tauglichen Halle spielen soll. Dies schlägt denn auch auf das Kader durch. Trainer Yves Sarault stehen drei Torhüter von Beginn an zur Verfügung. Dabei ist die klare Nummer eins im Tor Remo Giovannini. Er steht schon die sechste Saison bei Sierre im Kasten und kennt die Liga ausgezeichnet. Mit Noha In-Albon und Edoardo Berti stehen ihm zwei junge Schlussmänner zu Seite, welche wohl selten zum Einsatz kommen, aber wichtige Erfahrungen sammeln werden.

Die Verteidigung um Maxime Montandon, Giacomo Cassarini und Mathieu Maret ist erfahren und kann in entscheidenden Spielen einen Unterschied ausmachen. Die Frage ist nur, ob sie nicht zu wenig beweglich ist? Im Sturm glänzen die Walliser mit Cory Emmerton und Eric Castonguay. Dazu kommt Nelson Chiquet, Jordann Bougro, Roman Karaffa und Lukas Lothak. Arnaud Montandon und Dominik Volejnicek sind weitere Namen, welche dem Kader eine gewisse Tiefe gibt. Doch wird dies gegen den dritten Walliser Klub reichen können?

Der EHC Visp hat, im Gegensatz zum HC Sierre, jetzt schon eine moderne Eishalle, beste Voraussetzungen für das On- und Off-Ice-Training und ein Kader, das aussergewöhnlich tief besetzt ist. Dazu kommt, dass die Oberwalliser mit Heinz Ehlers einen Trainer haben, der den Gegner zur Weissglut treiben kann. Nicht umsonst war er unter anderem auch als Beton-Heinz in der National League mit den SCL Tigers bekannt.

Mit Matteo Ritz und Stefan Müller verfügt Ehlers über zwei gute Torhüter. Mit Alessio Beglieri und Nelson Schickli sind zwei Junge auf dem Sprung in die Swiss League. Die Verteidigung wird von Daniel Eigenmann, Finn Fuchs und Jordan Gähler angeführt. Dazu gesellen sich Dan Weisskopf, Christian Pinana und Fabian Eggenberger. Nicht schlecht für ein Team in der zweithöchsten Spielklasse.

Der Sturm glänzt ebenso wie die Verteidigung. Angeführt von Garry Nunn und Jacob Nilsson tauchen mit Evgeni Chiraiev, Timo Haussener, Lionel Marchand und Raphael Kuonen weitere erfahrene und junge Spieler auf. Auch die jungen Spieler Robin Perren und Riccardo Werder werden ihre Eiszeit bekommen. Der Einzug in das Halbfinale ist fast Pflicht.

Letztes Jahr scheiterte der EHC Olten am HC La Chaux-de-Fonds. Die Titelträume platzten in vier Spielen. Dieses Jahr soll dies nicht mehr geschehen. Die Tannenstädter haben am Kader einige Anpassungen vorgenommen. Auf der Ausländer Position wurde Eric Faille und Francois Beauchemin verpflichtet. Dazu gesellen sich in der Verteidigung auf Janis Elsener, Cédric Hächler und Eliot Antonietti. Auf der Torhüterposition ist Dominic Nyffeler als Nummer eins gesetzt. Lucas Rötheli wird als Nummer zwei zu seinen Einsätzen kommen.

Mit Lars Leuenberger steht zu dem ein Coach an der Bande der nach oben will. Fast um jeden Preis. Wird dies zu viel sein? Olten hat die Voraussetzungen, um in die National League aufzusteigen. Und doch wäre die Zukunft in der National League nicht gesichert. Ein zum Scheitern verurteilter Plan? Die Zukunft wird es weisen.

Fast die gleichen Voraussetzungen hat der Mitfavorit La Chaux-de-Fonds. Im Tor können die Neuenburger auf Viktor Östlund zählen. Die Verteidigung ist mit Axel Andersson, Anthony Huguenin und Arnaud Jaquet gut besetzt. Mit Robby Jackson, Renars Krastenbergs und Sondre Olden sind auch die Ausländerpositionen gut besetzt. Dazu kommen Kay Schweri, Yves Stoffel und Toms Anderssons im Sturm.

Leider sind auch im Neuenburger Jura nicht alle Voraussetzungen für ein langes Bestehen in der National League gegeben. Wie in Olten sind auch hier gewisses Anpassungen zu machen. Zuviel des Guten?

Zusammengefasst ist eine ausgeglichene und spannende Meisterschaft zu erwarten. Vor allem um die Plätze vier bis neun wird es sehr eng werden. Die Top-3-Teams, HC La Chaux-de-Fonds, der EHC Olten und der EHC Visp scheinen sich von der Konkurrenz abzusetzen. Danach wird es ein Gerangel geben.

Background-Portal

Favoriten


Werden auch diese Saison wieder La Chaux-de-Fonds und Olten im Finale der Swiss League um den Titel kämpfen? Foto: Jörg Oegerli