Kapanen: «Lugano ist eine Topadresse in Europa»

9.4.2019 - Von Maurizio Urech

Gestern war in Lugano nicht nur der offizielle Start ins Sommertraining, sondern auch der Tag, an dem der neue Trainer Sami Kapanen (45) offiziell vorgestellt wurde.

«Lugano ist einer der Topklubs in Europa und es ist eine Ehre für mich heute hier zu sein. Ich weiss auch dass die Fans hier in Lugano sehr leidenschaftlich sind», sagt der frühere finnische Weltklasse-Spieler und Jungtrainer zur Einleitung. Nun soll er den Club wieder in höhere Sphären führen.

Nach vielen Jahren bei Kalpa Kuopio haben Sie sich zum Wechsel nach Lugano entschieden. Weshalb?

Kapanen: Ich war schon als Spieler immer sehr ambitioniert. Mein Ziel war es immer das beste zu geben und dies ist als Coach nicht anders. Ich habe eine Herausforderung in einer neuen Liga angenommen. Ich will in den nächsten zwei Jahren einen weiteren Schritt vorwärts in meiner Karriere machen. Mein Traum ist es einmal die finnische Nationalmannschaft trainieren zu können.

Bevor die Entscheidung pro Lugano fiel, haben Sie sicher Informationen eingeholt.

Kapanen: Ich habe mich bei drei Personen informiert, welche Lugano gut kennen. Einerseits Jukka Hentunen, der ein Jahr lang mein Assistenztrainer war, natürlich bei Ville Peltonen, wir stammen aus dem gleichen Ort und natürlich auch bei Petteri Nummelin, der mir im Detail erklärt hat, wie es hier in Lugano auf und neben dem Eis zu und her geht.

Was wissen Sie konkret über Lugano und welches sind Ihre Prinzipien?

Kapanen: Ich habe heute Morgen die ersten Einzelgespräche mit den Spielern geführt, die hier sind. Mit Jani Lajunen habe ich schon vor ein paar Wochen Kontakt aufgenommen. Ich habe ein paar Spiele der letzten Saison gesehen und habe mir einen ersten Eindruck über das Kader verschafft. Bei mir steht der Teamgedanke über alles. Es gibt keinen Raum für Egos. Ich will mit Lugano ein schnelles und aggressives Eishockey spielen, daher ist das Sommertraining wichtig; meine Spieler müssen Top-Fit sein um mein Eishockey umzusetzen. Als Coach suche ich immer einen offenen Dialog mit den Spielern. Ich will, dass mein Team während der Meisterschaft besser wird.

Im Gegensatz zu Kuopio werden Sie hier keine Mehrfach-Funktion ausüben und per heute sind noch die Positionen ihrer Assistenten und des Sportchefs offen. Ein Problem für Sie?

Kapanen: Absolut nicht, damit kann ich mich voll und ganz auf meine Tätigkeit als Headcoach konzentrieren. Dass Positionen noch offen sind ist auch kein Problem, ich kenne das Business aus der NHL (Anm.: Er bestritt 918 Partien für Carolina und Philadelphia) und freue mich jetzt schon auf eine gute Zusammenarbeit mit allen. Ich habe meine Familie in Finnland zurückgelassen um mich auf meine Aufgabe hier zu konzentrieren.

Sie haben im Dezember mit Kuopio den Spengler Cup gewonnen. Ein gute Visitenkarte für Sie?

Kapanen: Sicherlich war der Spengler-Cup ein gutes Schaufenster für mich, und meine Mannschaft setzte dort auch das Eishockey um, das mir vorschwebt. Leider hatten wir dann im weiteren Saisonverlauf zu viele Verletzte und verpassten die Qualifikation für die Playoffs.

Am Mittwoch beginnen in der NHL die Playoffs, in denen die Toronto Maple Leafs mit Ihrem Sohn Kasperi auf die Boston Bruins treffen. Werden Sie nach Nordamerika fliegen um sich einige Spiele anzuschauen?

Kapanen: Nein, ich werde hier in Lugano bleiben. Meine Arbeit hier hat erst begonnen und darauf will mich in den nächsten Wochen konzentrieren.

Der französische Nationalspieler Alexandre Texier kam an diesem Wochenende zu seinem Debut in der NHL mit den Columbus Blue Jackets. Er hat die letzten zwei Jahre in Kuopio bei Ihnen gespielt. Sind Sie ein wenig stolz?

Kapanen: Er war 17 als er nach Finnland kam und natürlich fehlten ihm die Grundvoraussetzungen um auf diesem hohen Niveau spielen zu können. Offensiv konnte er mithalten, aber wenn er die Scheibe nicht hatte, hatte er keinen blassen Dunst wie er sich verhalten musste. Also war meine erste Aufgabe ihm Schritt für Schritt zu erklären, was er zu tun hatte, wenn wir nicht in Scheibenbesitz waren. Als Coach ist es wie ein Vater, du solltest keinen Liebling haben und alle gleich behandeln, doch zu «Tex» entwickelte sich in diesen zwei Jahren ein besonderes Verhältnis. Ich habe sein erstes Spiel in der NHL gesehen, im zweiten gegen Ottawa hat er ja dann sogar seinen ersten Treffer erzielt. Falls er mit Columbus die Playoffs bestreiten könnte, wäre dies toll für ihn und ich glaube er bringt jetzt alles mit um sich in der NHL durchsetzen zu können.

Nach der Vertragsverlängerung mit Taylor Chorney hat Lugano bereits vier Ausländer für die nächste Saison unter Vertrag, noch offen ist die zweite Torhüterposition. Mit Sandro Zurkirchen ist ein Torhüter schon verpflichtet, aber noch nicht bestätigt, und der zweite könnte der fünfte Ausländer sein. Auch die Position des Sportdirektors wird in Kürze besetzt sein, aber sehr wahrscheinlich in einer Doppelfunktion.