Endlich geht es los!

7.9.2016 - Von hockeyfans.ch

Darauf haben Eishockey-Fans lange gewartet: Die neue NLA-Saison geht heute endlich los mit dem fast schon zur Tradition gewordenen "Prolog" im Hallenstadion, wo die ZSC Lions den HC Ambrì-Piotta empfangen. Wir tippen die Rangliste, schauen in unserer Übersicht die 12 NLA-Teams an und was in der Saison 2016/17 neu ist.

1. ZSC Lions: Skandinavische Ausrichtung

Die letzte reguläre Saison hatten die Zürcher nach Belieben dominiert. Gefordert wurden sie erst in den Playoffs. Dort waren sie der Herausforderung SC Bern jedoch nicht gewachsen und mussten sich bereits im Viertelfinal dem späteren Meister geschlagen geben. Auf der Torhüterposition hat sich nichts verändert. Die Lions hoffen aber, dass sie diesmal auf ihren Nr. 1 Goalie Lukas Flüeler zählen können. Inklusive den Playoffs stand Flüeler in der letzten Saison nur gerade zehnmal im Tor der ZSC Lions. In der Verteidigung hat man die Wundertüte Marc-André Bergeron verabschiedet. Seine Tore wird man vermissen, seine defensiven Aussetzer weniger. Samuel Guerra und Christian Marti sollen die Abwehr stabilisieren.

Zum ersten Mal seit der Saison 2010/11 steht kein Kanadier mehr an der Bande im Hallenstadion. Mit Hans Wallson und Lars Johansson kommen zwei ausgewiesene Fachmänner aus Schweden, die hervorragend zum Ausbildungskonzept der Lions Organisation passen. Das skandinavische Element wird durch die zwei Stürmer Patrick Thoresen (Norwegen) und. Mattias Sjögren (Schweden) noch verstärkt. Der Sturm wurde noch breiter als er schon in der letzten Saison war. Das Wunderkind Auston Matthews wird nun in der NHL für Furore sorgen, dafür freuen sich die Lions, dass Ronalds Kenins zurückkehrt, dessen Talent in der NHL nicht gewürdigt wurde. Gespannt wird man verfolgen, wie sich Inti Pestoni in die Mannschaft einfügen wird. Er wird nicht mehr die dominierende Rolle einnehmen wie beim HC Ambrì-Piotta, wo praktisch alles nach ihm ausgerichtet wurde, und trifft ausgerechnet zum heutigen Saisonstart auf seinen früheren Club. (AB)

2. SC Bern: Mission Titelverteidigung mit viel Neuem

Der SC Bern hat eine turbulente Saison hinter sich: Vom Fall unter den Strich, über den Trainerwechsel von Guy Boucher zu Lars Leuenberger, bis hin zum nicht erwarteten Titelgewinn. Eine solche Saison möchten die Mutzen so schnell sicherlich nicht noch einmal erleben.

Letzte Saison wurde schon sehr früh die Neuverpflichtung von Leonardo Genoni als neuen Torhüter für die Saison 2016/17 bekannt gegeben. Marco Bührer beendete dadurch nach 800 Spielen für Bern seine Karriere und wird im Heimspiel gegen Kloten vom 19. November 2016 geehrt.

Als der SCB wenige Runden vor den Playoffs nach wie vor um einen Platz unter den ersten acht vehement kämpfen musste, hielt das Management an Lars Leuenberger fest. Für die kommende Saison wurde vorzeitig das finnische Trainerduo um Kari Jalonen und Ville Peltonen bekannt gegeben, um nach all den Turbulenzen einen Neuanfang zu starten. Mit Leuenberger konnte man am Ende den 14. Meistertitel der Clubgeschichte feiern, doch der Trainer war sein Job los.

Nun darf man gespannt sein, wie die neuen Trainer das Spielkonzept optimieren und wie sich der langjährige HCD-Keeper Leonardo Genoni mit samt den anderen Neuverpflichtungen Dario Meyer, Jérémie Kamerzin, Mark Arcobello und Maxim Noreau im Team einbringen werden. Einen Dämpfer gab es bei Kris Versteeg – einem Zuzug aus der NHL, auf den man sich in Bern besonders gefreut hat, von dem man sich nach dem medizinischen Check aber wieder trennte. (RB)

3. HC Lugano: Volle Kraft voraus

Nach 10 langen Jahren waren die Bianconeri endlich wieder Protagonisten in den Playoffs, nicht in einer Nebenrolle wie die Jahre vorher. Mit der Verpflichtung von Doug Shedden als Nachfolger von Patrick Fischer gelang ein Glücksgriff unter ihm verbesserte sich die Mannschaft ständig und verschaffte sich in den Playoffs Respekt nach der langen Durststrecke.

Einer der Hauptgründe für den Erfolg war Goalie Elvis Merzlikins, der wegen der Verletzung von Manzato mehr Spiele bestreiten musste als vorgesehen. Doch er zerbrach nicht an der zusätzlichen Belastung, sondern überzeugte durch überragende Leistungen, dazu entdeckte man einen „neuen“ Linus Klasen, der nicht nur als Künstler glänzte, sondern auch Verantwortung übernahm.

In der neuen Saison „tanzt“ der HC Lugano gleich auf vier Hochzeiten – Meisterschaft, Cup, Spengler Cup und Champions League – und laut Shedden will man versuchen überall zu gewinnen. Auf dem Transfermarkt haben sich die Bianconeri geschickt verstärkt. Massimo Ronchetti bringt zusätzliche Physis in der Verteidigung, Daniel Sondell soll das Powerplay lenken, Dario Bürgler in Lugano neu aufblühen, Ryan Gardner bringt Gardemass und Erfahrung mit und Center Patrik Zackrisson soll den zweiten Block führen.

Doch wird es gelingen die 59 Skorerpunkte des in die KHL abgewanderten Fredrik Pettersson zu ersetzen? Einer alleine wird dies sicher nicht schaffen, doch zusammen haben die Neuzugänge das Potential, den Verlust wettzumachen.

Der HC Lugano kann auch in dieser Saison den „Tifosi“ viel Freude bereiten und die Qualifikation unter den ersten drei beenden und für Spektakel und attraktives Eishockey sorgen. (MU)

4. Fribourg-Gottéron: Viele Transfers, und bald Konstanz?

Die letzte war eine typische Gottéron-Saison mit einer veritablen Berg- und Talfahrt. Mal Tabellenführer nach 20 Spielen, dann 11 Niederlagen in Serie. Am Schluss reichte es zum sechsten Rang und einem Viertelfinal-Aus gegen Genf-Servette.

Auf dem Transfermarkt wirbelte der Drachen daher gewaltig. Alleine in der Verteidigung verpflichtete man gleich vier neue Spieler, zwei davon aus dem Tessin. Benjamin Chavaillaz kam von Ambrì-Piotta, Lorenz Kienzle vom Kantonsrivalen aus Lugano. Das Quartett komplettiert das Duo aus Lausanne, Larry Leeger und Ralph Stalder. Damit soll die defensive stabilisiert werden, damit man nicht wieder über drei Tore pro Spiel kassiert. Dabei ist auch Goalie Benjamin Conz gefordert. Er muss mehr Konstanz zeigen, denn als die Mannschaft letzte Saison in die Krise schlitterte, war er kein Rückhalt.

In der Offensive kompensierte man die Abgänge von Ryan Gardner (Lugano) und Benjamin Plüss (Rücktritt) mit der Verpflichtung von Anton Gustafsson für die Center-Position und holte dazu noch zwei Ausländische Stürmer mit Skorerqualitäten. Einerseits den Schweden Mattias Ritola und andererseits den Tschechen Roman Crvenka. Beide Neuzugänge waren WM-Teilnehmer und ein haben grosses Offensiv-Potential und könnten zu grossen Attraktionen der Liga werden. Um die Konkurrenz-Situation zu verstärken, startet Gotteron mit fünf Ausländern in die Saison.

Damit steht auch Coach Gerd Zenhäusern unter Druck. Auf dem Papier ist Gottéron stärker als die letzte Saison. Wenn es dem Drachen gelingt eine Saison auf konstantem Niveau zu spielen ist ein Platz unter den ersten vier möglich. (MU)

5. EV Zug: Rückkehrer als Hoffnungsträger

Willkommen zurück, Raphael Diaz! Der Schweizer Verteidiger kehrt an die Stätte seiner grössten Erfolge zurück, bepackt mit der Erfahrung aus 214 NHL-Spielen (13 in den Playoffs). Diaz ist mit Sicherheit der wichtigste Transfer der Zentralschweizer. Der Verteidiger wird die Abwehr immens verstärken und Goalie Tobias Stephan entlasten. Zudem wird Diaz im Powerplay eine grosse Hilfe sein. Sein Zuzug kann die Mannschaft auch psychisch inspirieren.

Im Sturm haben sich die Zuger mit zwei schnellen Zwei-Weg-Spielern verstärkt. Der 25-jährige Schwede Carl Klingberg besticht durch seine schlittschuhläuferischen Fähigkeiten und sein gutes Forechecking. Der 29-jährige Kanadier David McIntyre hat in der letzten Saison in der finnischen Liiga für SaiPa Lappeenranta in 58 Qualifikationsspielen 16 Mal getroffen und 40 Assists gegeben – ein hoher Wert für finnische Verhältnisse. Der EV Zug ist damit noch unberechenbarer geworden. Mit Jarkko Immonen haben sie weiterhin einen starken Center in ihren Reihen und Josh Holden lehnt sich erfolgreich gegen sein Alter auf. Er erzielt weiterhin mehr als einen Punkt pro Spiel. In 478 NLA Partien kommt er bisher auf 486 Punkte.

Die Zuger sind seit ihrem Meistertitel 1998 nie mehr in den Playoff Final vorgestossen. Die letzte Halbfinal-Serie spielten sie 2013. Mit dieser gut gemischten Mannschaft und dem neuen Farmteam in der NLB könnte es in dieser Saison reichen, wieder einmal etwas weiter nach vorne zu stossen, wenn alles gut läuft. (AB)

6. HC Davos: Goalies als Fragezeichen

Die grösste Veränderung bei den Davosern fand im Tor statt. Leonardo Genoni verliess nach neun erfolgreichen Saisons und drei Meistertiteln den Kurort in Richtung Bundeshauptstadt und wird nicht so einfach zu ersetzen sein.

Mit Gilles Senn und Joren van Pottelberghe machen die Davoser das gleiche Experiment wie in der Saison 2007/08, als sie mit den jungen Leonardo Genoni und Reto Berra in die Meisterschaft starteten. Es soll auch diesmal ähnlich erfolgreich verlaufen, so die Hoffnung in Davos. Der Haken: den beiden Jungen wird weniger Talent eingeräumt und sie bringen weniger Erfahrung mit als damals Genoni und Berra.

In der Verteidigung wird vieles von der Gesundheit von Félicien Du Bois und Beat Forster abhängen. Fehlt einer der beiden Routiniers wird es eng. Die Davoser haben dieses Problem erkannt und den schwedischen Verteidiger mit iranischen Wurzeln Daniel Rahimi verpflichtet. Der Drittrundendraft von 2006 steht für solides Defensivhockey. Er wird den Stürmern blaue Flecken zufügen und selbst welche abkriegen, wenn er sich in die Schüsse legt.

Robert Kousal heisst der neue ausländische Stürmer der Bündner. Er kommt von Metallurg Novokuznetsk. In der KHL hat er in 123 Spielen 19 Tore und 30 Assists erzielt. Die Davoser stellen das jüngste Team der Liga (24,29 Jahre) und werden auch in diesem Jahr für Tempohockey sorgen. Die jungen Wilden werden den Gegner an guten Tagen überrennen. An schlechten Tagen werden sie sich, wie in der CHL bei Djurgarden, mit blöden Strafen und schlechter Defensivleistung selber schlagen. (AB)

7. Genf-Servette: Nach Bezina der Neustart

Wieder mal hat sich über den Sommer in Genf viel geändert, doch auch im Jahr 1 nach Goran Bezina ist eine in allen Belangen schlagkräftige Mannschaft am Start. Während zehn Jahren leitete Bezina seine Adler auf und neben dem Eis und war das Gesicht des Clubs. Weil er beim Trainer nicht mehr hoch im Kurs war, zog er es vor, bei Medvescak Zagreb in der KHL einen Neuanfang zu wagen – und stiess dabei auch einen Neuanfang beim GSHC an. In einer eigens inszenierten Zeremonie wurde Jim Slater zum Captain ernannt, der durch harte Arbeit ein Vorbild sein will. Er und Johan Fransson sind die einzigen Importspieler, die bleiben durften. Matt D'Agostini und Matt Lombardi hat Chris McSorley aussortiert.

Neu spielen mit Mike Santorelli (Anaheim) und Nick Spaling (San Jose) zwei Kanadier in Genf, die rasch produktiv werden müssen. Neu im Ensemble sind auch der Kanada-Schweizer Will Petschenig in der Abwehr und der aus der QMJHL zurückgekehrte Junioren-Nationalstürmer Kay Schweri.

Der Kern der Mannschaft verfügt weiterhin über etliche potenzielle Nationalspieler wie Robert Mayer im Tor, den Verteidiger Romain Loeffel sowie die Stürmer Cody Almond, Kevin Romy, Juraj Simek und Noah Rod. Dazu kommen der langsam zum Verteidiger umfunktioniert werdende Arnaud Jacquemet, Jonathan Mercier und Daniel Vukovic als Backs, und junge Stürmer wie Damien Riat, Jeremy Wick, Timothy Kast und Daniel Rubin.

Im Halbfinale knapp an Lugano gescheitert, ist Genf-Servette auf dem Papier heuer stärker einzustufen. Um ein Meisterkandidat zu sein, müssen die Grenats aber die in der Vorbereitung augenfälligen Probleme in der Abwehr in den Griff bekommen, ihr offensives Potential ausschöpfen und die Nerven behalten. Die mehreren grossen Strafen in der Vorbereitung zeigen, dass auf den nicht für seine Ruhe bekannten General McSorley Arbeit zukommen wird.

Unsere Prognose ist deshalb auch dieses Jahr wieder: Genf-Servette schliesst die Qualifikation im Mittelfeld ab, kann in den Playoffs aber jeden Gegner schlagen, wenn es gut läuft. (DL)

8. EHC Biel: Hiller festigt Hintermannschaft

Der EHC Biel hat nach dem Bezug der neuen Tissot Arena in der letzten Spielzeit den Fans gegenüber einiges wieder gut zu machen nach einer schwachen Saison und dem unseligen Farbenstreit.

Die Bieler waren es, die als glückliche Verlierer aus der Ligaqualifikation trotzdem in die Ferien konnten. Für das Team von Kevin Schläpfer war wegweisend, wie die NLB-Playoffs zwischen dem HC Ajoie und den Rapperswil-Jona Lakers endeten. Die Seeländer konnten durchatmen, als sich Ajoie den Titel holte, denn durch die zu wenig vorhandenen finanziellen Mitteln hatten sich die Jurassier gar nicht erst für einen Aufstieg beworben.

Was vor allem Verbesserungspotenzial hat, ist die Hintermannschaft. Der Vertrag mit Torhüter Lukas Meili wurde nicht verlängert. Der Bieler Anhang darf sich nun auf Jonas Hiller freuen, der nach seinem neunjährigen NHL-Abenteuer bei den Anaheim Ducks und zuletzt bei den Calgary Flames in die Schweiz zurückgekehrt ist. Die Meldung war eine Transferbombe, wie sie sonst kaum ein Club aus den Niederungen der Tabelle erzielt. Hiller wird nun in Biel eine Art Messias, der Hoffnung bringen und mit seinen Paraden Biel in die Playoffs führen soll. Simon Rytz bleibt als Backup-Goalie erhalten.

Ein weiteres Thema beschäftigte letzte Saison nicht nur die Hockeyschweiz, sondern allen voran Kevin Schläpfer. Als die Schweizer Nationalmannschaft für Glen Hanlon einen Coach-Nachfolger suchten und Schläpfer auf der Wunschliste stand, gaben die Verantwortlichen des EHC Biel den charismatischen Trainer nicht frei. Auch dem Vorschlag, den Job als Nebenamt auszuführen, wurde nicht zugestimmt. Wie sich diese persönliche Situation in den Trainings und in den Partien ausgewirkt hat, kann nur vermutet werden. Erfolg auf dem Eis kann den faden Nachgeschmack dieser Geschichte in den Hintergrund rücken, ansonsten könnte Schläpfer selbst zum Thema werden.

Für die neue Saison erhofft man sich nun auf jeden Fall Besserung und ein konstanter Aufschwung. In einigen Partien dürften die Gegner sicherlich an Jonas Hiller zu beissen haben und den einen oder anderen Punkt in Biel liegen lassen. (RB)

9. EHC Kloten: Zurück in die Zukunft

Stellen Sie sich vor, Sie sind Dagobert Duck, springen in Ihren Pool vermeintlich voller Geld und dann ist dieser plötzlich leer. Autsch! So etwa hatten dies die Kloten Flyers jahrelang gemacht und erlitten Bruchlandungen ohne die Lehren daraus zu ziehen. Deswegen gab es wieder einmal einen Besitzerwechsel. Doch der lokal verankerte Hans-Ulrich Lehmann zieht nun ebendiese Lehren. Während frühere Besitzer Millionen einpumpten, die sie entweder nicht hatten oder gar nicht in diesem Umfang ausgeben gedachten, will Lehmann aus dem Club ein gesundes Unternehmen machen. Ein schwieriges Unterfangen.

Die ersten Schritte wurden mit einem Personalabbau auf und neben dem Eis gemacht sowie den Verzicht von Luxus wie die Pre-Game-Show. Titel wie "Flyers erleiden Bruchlandung" wird es unter ihm auch nicht mehr geben. Denn mit "Zurück in die Zukunft" ist nicht in erster Linie die Rückkehr zu Erfolgszeiten gemeint, sondern die Rückkehr zu den Wurzeln. Der Club heisst wieder EHC Kloten, das Logo sieht wie früher aus, mit den Fans wird gesprochen (und sogar erfolgreich für Choreos gesammelt) und mit Felix Hollenstein und Peter Lüthi sind langjährige Stützen auf und neben dem Eis zurück. Hollenstein ist zwar nun nur im Nachwuchs tätig, steht mittelfristig aber in der Warteschleife über Kloten, sollte es Turbulenzen in der NLA Turbulenzen geben.

Als wirtschaftliches Vorbild dienen die SCL Tigers, die in der Bevölkerung und Wirtschaft eine tolle Verankerung haben, sportlich aber wenig reissen. Dies droht nun auch Kloten. Doch immerhin kann der Club in Langnau so existieren, was in Kloten lange ungewiss war.

An der Bande steht mit Pekka Tirkkonen ein Trainer, der Erfahrung mit Provinzclubs hat. Zuletzt führte der Finne das bescheidene SaiPa Lappeenranta dreimal in die Playoffs und 2014 gar zur Bronze-Medaille. Vor allem kostet er aber nicht viel.

Zahlreiche Spieler sind trotz nach unten „korrigierten“ Verträgen geblieben, insgesamt hat man aber an Breite und Potenzial eingebüsst. Vorerst startet man auch mit drei Ausländern in die Saison. Tommi Santala ist geblieben, dazu kamen aus der AHL je ein Verteidiger (Bobby Sanguinetti) und Stürmer (Drew Shore). Mit dem Erreichen der Playoffs nach dem turbulenten Sommer würde man mit dem Erreichen der Playoffs mehr als zufrieden sein. Wenn es optimal läuft, wäre dies durchaus im Bereich des Möglichen. (MM)

10. Lausanne HC – Neuer Trainer, neues Glück?

In der dritten Saison nach dem Wiederaufstieg erwischte es die Waadtländer erstmals. Man verpasste die Playoffs und musste in die Playouts. Erstmals behielten die kritischen Vorhersager Recht. Man rettete sich zusammen mit Ambrì aber problemlos und beendete die Saison auf dem 9. Platz.

Dieser Misserfolg kostete Heinz Ehlers seinen Job. Der LHC spielte unter ihm ein „kontrolliertes“ Eishockey und offenbar war man der Ansicht, dass man mit einem Coach, der neue Impulse setzen kann, einen Schritt vorwärts machen wird. Dan Ratushny soll diese neue Vorgaben umsetzen und offensiveres Eishockey spielen lassen.

Dazu hat man mit dem Schweden Jonas Judland erstmals einen ausländischen Verteidiger verpflichtet, der das Powerplay steuern und damit eine der Schwachstellen der letzten Saison beheben soll. Von den Angreifern blieben nur Danielsson und Pesonen. Neu dabei sind der Schwede Per Ledin und der Kanadier Dustin Jeffrey, die für mehr Offensivpower sorgen sollen.

Die Abgänge von Stalder und Leeger zu Gottéron dürften nicht allzu schwer wiegen, denn im Tor steht mit Cristobal Huet die Lebensgarantie der Waadtländer, der mit seiner Routine sicherlich wieder ein paar Punkte im Alleingang gewinnen wird. Man kann in Lausanne nur hoffen, dass der 41-Jährige weiterhin gesund bleibt.

Falls es Ratushny gelingt, mit dieser auf dem Papier offensiveren Mannschaft die richtige Balance zu finden, dürften die Waadtländer wieder im Kampf um einen Playoff-Platz mitmischen und am Ende der Qualifikation den achten oder siebten Rang erreichen und gleichzeitig das Publikum (und die Clubführung) mehr unterhalten als unter seinem Vorgänger. (MU)

11. HC Ambrì-Piotta: Hoffnungen auf die Top-8

Zumindest auf dem Papier ist der HC Ambrì-Piotta der neuen Saison abgesehen vom Verlust der Identifikationsfigur Inti Pestoni (zum ZSC) besser und talentierter aufgestellt als noch in der abgelaufenen und eine Qualifikation für die Playoffs scheinen durchaus drin zu liegen.

Hans Kossmann und Ivano Zanatta haben im Sommer eifrig gearbeitet und dem Team mit neun Neuverpflichtungen ein neues Gesicht verliehen. Auf die gewichtigen Abgänge von Pestoni, Daniele Grassi und Alexandre Giroux fand man für diese Positionen mit Matt D’Agostini, Peter Guggisberg und Eliot Berthon adäquaten Ersatz, wenn diese Spieler ihr Potenzial in der Leventina besser ausnutzen können als zuletzt. Dabei hat D’Agostini mit zehn Punkten in sieben Spielen in der Vorbereitung bereits gezeigt, wieso man ihn aus Genf geholt hat. Findet Hans Kossmann den richtigen Umgang mit verletzungsanfälligen Peter Guggisberg, dürfte der 31-jährige Emmentaler die Offensive mehr als nur bereichern und sich schnell in die Herzen der Tifosi spielen.

Nach dem missglückten Projekt mit Tim Wolf konnte mit dem NLB-Meistertorhüter Gauthier Descloux ein talentierter Nachwuchstorhüter aus Genf ausgeliehen werden. Der 20-Jährige Walliser zeigte sich in der Vorbereitung in einer sehr guten Verfassung und könnte zusammen mit Sandro Zurkirchen eines der talentiertesten Duos der Liga bilden.

Grössere Fragezeichen stehen aber einmal mehr hinter der Ambri-Verteidigung. Mit Franco Collenberg, Michael Ngoy und Igor Jelovac wurde die Verteidigung grösser und schwerer. Doch können diese Verpflichtungen der zuletzt löchrigen Abwehr mehr Stabilität verleihen?

Der HCAP 2016/2017 verfügt über mehr Routine und Talent und dürfte um die Playoffplätze wohl mehr als nur ein Wörtchen mitreden können. Für einen Platz unter den ersten acht muss beim Team von Hans Kossmann aber alles zusammenpassen. (MZ)

12. SCL Tigers – Zeit für eine Sensation

Auch die SCL Tigers haben eine schwere Saison hinter sich. Mehrheitlich kämpfte das Team von Benoît Laporte unter dem Strich für Punkte. Schlussendlich beendete sein Team die Qualifikation mit 57 Punkten aus 50 Spielen auf dem vorletzten Rang. Weiteres Ungemach drohte den Emmentalern, als in sechs Spielen der Platzierungsrunde nur weitere zwei Punkte dazu gewonnen wurden und die Tiger schlussendlich gegen den EHC Biel im Playout gegen den letzten Rang spielten mussten. Zwischenzeitlich übernahm der in Visp freigestellte Scott Beattie die Mannschaft und gewann die Serie gegen die Seeländer mit 4:2-Siegen.

Im Hinblick auf die kommende Saison konnten die Emmentaler unter anderem mit Pascal Berger, Flurin Randegger (beide Bern), Yannick Blaser (Zug) und den zwei neuen Ausländern Rob Schremp (Portland Pirates) und Brendan Shinnimin (Springfield Falcons) gute Transfers tätigen. Im Tor stehen nach wie vor die jungen Ivars Punnenovs und Damiano Ciaccio, welche sich bereits letzte Saison stets abgewechselt haben.

Für Trainer Scott Beattie wird die neue Saison seine erste in der NLA. Bisher war Beattie während drei Jahren als Assistenztrainer bei den WHL-Teams Kootenay Ice und Tri-City Americans tätig. Des Weiteren coachte er als Cheftrainer in der NLB auch den EHC Olten. Wenn die Neuzugänge sich gut integrieren, richtig eingesetzt werden und mit den bisherigen Spielern die vorgegebene Taktik umsetzen können, so können die SCL Tigers an einer Sensation schnuppern. Die Sehnsucht nach der grünen Farbe im Teletext ist auf jeden Fall gross genug. (RB)

Das ist 2016/17 neu

Nicht nur bei den Mannschaften gibt es Neuerungen, sondern auch in der Liga. Die Verlängerung wird diese Saison in der regulären Saison mit drei gegen drei Feldspielern gespielt wie in der NHL. In den Playoffs und Playouts geht es wie bis anhin mit bis zu 20 Minuten bei fünf gegen fünf weiter, danach wird eine zweite Verlängerung mit drei gegen drei gespielt über maximal fünf Minuten, bevor es zu einem allfälligen Penaltyschiessen kommt.

Ebenfalls aus der NHL wurde das "Coach’s Challenge" übernommen. Trainer können in weiteren Situationen die Schiedsrichter "herausfordern" mit einem Videobeweis, wobei es in der Schweiz darum geht, ein mögliches Offside überprüfen zu lassen bei einem Tor. Hat der Trainer Unrecht, verlieren er dafür sein Time-out – ein solches muss somit noch vorhanden sein, um von dieser Regel überhaupt Gebrauch machen zu dürfen. Im Falle eines Siegestors in der Verlängerung darf die Challenge immer verlangt werden. Unabhängig davon erhalten die Schiedsrichter bei der Videokonsultation im Penaltyschiessen mehr Spielraum und dürfen neu den ganzen Prozess konsultieren lassen.

Verstärkt wird der Kampf gegen Schwalben, wo der Verband eine weitere Stufe hinzulegt. Neu gibt es nicht nur geheim gehaltene Bussen. Diese werden nun nicht nur publik, sondern die Sünder werden vom Verband samt Videos an den Internet-Pranger gestellt. Wir dürfen gespannt sein. Vielleicht lassen sich ja sogar ein paar Fussball-Funktionäre inspirieren?

Einige Neuerungen gab es auch hinter dem Eis. Mit Denis Vaucher kehrt im Verlauf des Herbsts der frühere Ligadirektor anstelle des zurückgetretenen Ueli Schwarz zurück.

Ebenfalls neu: Neben den ZSC Lions (mit den GCK Lions) leisten sich auch der EV Zug (EVZ Academy) sowie gemeinsam die Tessiner Clubs Lugano und Ambri (HCB Ticino Rockets in Biasca) Farmteams in der NLB, die sie auch besitzen. Auch sie werden keine Kassenschlager sein, können die NLA-Clubs und ihren Nachwuchs in ihren Ambitionen aber weiterbringen. (MM)

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Mit dem Duell ZSC Lions gegen HC Ambrì-Piotta geht es am Mittwoch los. Doch Reto Schäppi und Inti Pestoni sind neu Teamkollegen nach Pestonis Wechsel zu den Löwen. Foto: Dominik Hew