NL: Salary Cap light à la Russland?

Donnerstag, 14. Mai 2020, 08:03 - Martin Merk

Die National League denkt über einen Salary Cap nach. Weil diese nach dem Modell der NHL in der Schweiz rechtlich kaum möglich ist jedoch über eine Light-Version, wie man sie etwa in Russland kennt.

In der finanziellen Krise denken die Clubs bekanntlich über eine Erhöhung der Ausländerzahl nach - etwa durch die komplette Abschaffung der Begrenzung oder einen Kompromiss wie eine Erhöhung von vier auf acht Ausländer pro Team und Spiel.

Ein Salary Cap wie in der NHL wird seit vielen Jahren auch immer angestossen, um die Idee gleich wieder im Keim zu ersticken. Denn eine feste Lohnobergrenze wäre in der Schweiz kartellrechtlich unmöglich. Ausser man könnte sich wie in der NHL mit einer Spielergewerkschaft darauf einigen. Doch in der bisherigen Lagen waren die Spieler am längeren Hebel und konnten die Löhne Jahr um Jahr erhöhen, weil die sich die Clubs jeweils grosszügig überboten und die Löhne in die Höhe trieben.

Die aktuelle Krise zwingt nun zum Umdenken. Laut "watson.ch" wird über eine lockerere Möglichkeit eines Salary Caps nachgedacht, der im August zur Abstimmung kommen könnte und mit Übergangsjahre bis zur Saison 2024/25 vollständig eingeführt werden soll. Es soll eine Obergrenze der Lohnsumme von angeblich 7 Millionen Franken festgelegt werden und ebenso eine Untergrenze von 5 Millionen Franken. Die Untergrenze erfüllen die Clubs schon heute, für die Obergrenze müssten einige Clubs jedoch mit dem Löhnen runter. Der Unterschied zur NHL: Man darf die Grenze überschreiten und muss dann eine Luxussteuer zahlen. Das Geld geht dann an Clubs, welche die Obergrenze einhalten.

Dieser Mechanismus wäre nicht neu. In Russland wurde auf die Saison 2008/09 hin die Kontinentale Hockey Liga (KHL) gegründet. Sie sollte die verstaubte Superliga ersetzen, die NHL konkurrieren, aber gleichzeitig auch Vieles aus der NHL jener Zeit übernehmen vom Salary Cap bis zu einem Draft, offene Grenzen, einem All-Star Game und Cheerleadern. Halt einfach alles auf die russische Art. Auch in Russland gibt es eine Untergrenze, damit auch finanzschwache Clubs eine gewisse sportliche Substanz haben, und eine Obergrenze. Diese wurde jedoch so schwammig gemacht mit Ausnahmeregelungen und einer Luxussteuer, dass gut alimentierte Grossclubs wie der SKA St. Petersburg oder der ZSKA Moskau weiterhin die Brieftasche weit öffnen und dann halt einfach eine Luxussteuer von 20 Prozent auf die Grenzüberschreitung zahlen zu Gunsten der ärmeren Clubs. Die Liga blieb damit im Gegensatz zur NHL weiterhin unausgeglichen wie zu alten Zeiten durch die Zweiklassengesellschaft. Damit sank der Lohndruck für die anderen Teams und während Weltstars weiterhin Millionen verdienen können, sind die Löhne für durchschnittliche Spieler bei durchschnittlichen Clubs in einem bescheideneren Rahmen.

Mit so einem Konzept à la Russland wollen also auch die Schweizer wieder zu vernünftigen Löhnen kommen, welche die Clubs nicht in den Ruin treiben. Denn mangels Ausgabendisziplin schien es schon vor der drohenden Finanzkrise im Sport nicht zu gehen. Einziges Manko: Es gibt keine Lohntransparenz. Würde ein "Salary Cap light" eingeführt werden, müssten sämtliche Verträge über den Schreibtisch der Liga gehen und abgestempelt werden. Und natürlich dürften die Spieler nicht zusätzlich über schwarze Kassen bezahlt werden wie dies beim HC Lugano jahrelang üblich war bis die Tessiner Staatsanwaltschaft eingriff.