Poss ab Oktober DEB-Trainer

Dienstag, 25. Mai 2004, 00:00 - SID

Viel Lob, aber auch leise Kritik begleitet die Entscheidung für Greg Poss als neuen Eishockey-Bundestrainer. Herzlich willkommen ist der US-Amerikaner besonders in der Mannschaft - einzig ein Alt-Internationaler spart nicht mit Kritik an dem Zach-Nachfolger.
"Es ist sehr gut, dass ein DEL-Trainer den Job bekommt, der die Spieler kennt", sagte Co-Kapitän Jan Benda und lobte Poss, der nach den Planungen des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) am 1. Oktober das Amt übernehmen soll: "Er arbeitet im Klub mit vielen jungen, deutschen Spielern."
Nicht zufrieden ist dagegen der 290-malige Nationalspieler Dieter Hegen. "Ich bin enttäuscht. Die deutsche Nationalmannschaft muss von einem Deutschen trainiert werden", sagte der Coach des Zweitligisten EV Duisburg, der selbst ein bisschen auf den Job spekuliert hatte.
Poss, der nach seinem Urlaub in Frankreich in der "nächsten Woche die letzten Details klären" will, versprach offensiveres Eishockey als unter seinem Vorgänger Zach. "Für eine defensive Mannschaft bin ich nicht unbedingt der richtige Mann", sagte der 38-Jährige: "Wenn man den nächsten Schritt machen will, muss man offensiver denken. Das Potenzial dazu ist vorhanden."
Die Basis sei unter Zach grösser geworden, viele junge Spieler stünden auf dem Sprung ins DEB-Team. "Wenn sie weiter ihre Chance in der DEL kriegen, sieht die Zukunft gut aus", sagte Poss, der bei seinem Klub Nürnberg Ice Tigers ebenfalls auf die Jugend setzt. Mit DEB-Präsident Hans-Ulrich Esken, für den der Amerikaner "der beste Kandidat" war, hat sich Poss zunächst auf einen Ein-Jahres-Vertrag bis 30. Juni 2005 geeinigt. Dazu gab die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ihre Zustimmung, die eigentlich lieber keinen "Doppel-Trainer" gesehen hätte.
Doch der Vorschlag der DEL-Sportkommission, den früheren Stanley-Cup-Sieger Uwe Krupp als Teamchef zu installieren, traf beim DEB auf wenig Gegenliebe. "Er hat selbst gesagt, dass das Amt des Bundestrainers für ihn zu früh käme", erklärte DEB-Generalsekretär Franz Reindl, der mit Krupp in Kontakt stand. Der Ex-Kölner, der 1996 mit Colorado Avalanche den Stanley Cup gewann und mit seiner Familie in den USA lebt, soll in den DEB-Nachwuchsbereich eingebunden werden. "Er kommt Ende Juli nach Deutschland", sagte Reindl: "Ausserdem ist er für die U20-WM im Dezember in den USA vorgesehen."
Offen ist noch, ob Poss ab 2005 weiter Klub- und Bundestrainer in Personalunion bleiben soll. "Wenn die DEL zustimmt, würde ich gerne weiter beides machen", sagte der Amerikaner, dessen Vertrag in Nürnberg bis 2005 läuft. Allerdings könne er sich auch vorstellen, danach nur noch als DEB-Coach zu arbeiten.
Bis Ende September ist Reindl für die Nationalmannschaft verantwortlich, betreut sie auch beim World Cup of Hockey (31. August bis 14. September), an dem die besten acht Eishockey-Nationen mit all ihren NHL-Stars teilnehmen. "Das ist eine riesige Herausforderung und erfüllt mich mit Stolz", sagte der Bronzemedaillengewinner von Innsbruck 1976: "Es war ein Lebenstraum, einmal die Nummer eins bei der Nationalmannschaft zu sein." Assistent bleibt der bisherige Co-Trainer Ernst Höfner, den Zach für den "logischen Nachfolger" gehalten hatte. "Er hilft uns mehr, wenn er seine hervorragende Arbeit im Nachwuchsbereich fortsetzt und der A-Nationalmannschaft zuarbeitet", erklärte Reindl.