Der aufmüpfige Gitterlibueb

14.5.2014 - Von Leroy Ryser

Kevin Fiala ist der heimliche Star des Schweizer Nationalteams. Der 17-Jährige fällt nicht nur mit seinem Gitterhelm auf. Er verschafft sich mit frechen Dribblings und schnellem Spiel Respekt und kann auf einen persönlich gelungenen Einstand zurückblicken.

Zwischen der USA und der Schweiz steht es noch 0:0. Die Amerikaner versuchen über ihre linke Seite einen Angriff auszulösen. Vor ihnen steht der 17 Jahre junge Kevin Fiala. Sein Gitter am Helm verrät ihn. Mit dem Kopf voran wollen die stürmenden Amerikaner durch die Wand. Der Schweizer reagiert blitzschnell, haut auf die Scheibe die daraufhin via Bande wieder zu ihm kommt. Sofort nimmt er den Puck mit, blickt auf und bedient Denis Hollenstein auf der anderen Seite mustergültig. Mit seinem frechen Auftritt hat er das erste Schweizer Tor des diesjährigen WM-Turnieres vorbereitet. „Die Amerikaner und Kanadier denken, sie seien so gut. Die haben keinen Respekt“, sagt Fiala. Diese Situationen habe er gerne. Er will zeigen, dass er es kann. Dass er noch ein Gitter trage, ändere daran nichts. „So verschaffe ich mir Respekt.“

Es ist nicht die einzige Situation an dieser WM, bei welcher Kevin Fiala auffällt. Bereits im ersten Drittel hatte er sich gleich gegen zwei Amerikaner angelegt. Im letzten Auftritt gegen die Weissrussen hatte er ebenfalls zwei Möglichkeiten, seinen ersten Treffer zu erzielen. „Schade, dass ich da nicht getroffen habe. Aber ich denke immer an die nächste Chance. Was passiert ist kann ich nicht mehr beeinflussen“, sagt Fiala. Es sind die Worte eines jungen Spielers, der mit seiner frischen Art auffällt. Der Shaqiri des Eishockeys. Unbeschwert, frech und aufmüpfig. Und technisch hat er ähnlich gute Fertigkeiten, wenn auch der Sport ein völlig anderer ist. „Ich würde mich als offensiver Stürmer beschreiben. Ich kann Tore schiessen, das Spiel lesen und habe gute Hände und ein guter Schuss. So will ich dem Team helfen.“

Helfen wird er dem Team vor allem mit seiner Art. Unbekümmert und keck. Genau das braucht die Schweiz nach drei Niederlagen in Folge. Da ist es nicht einfach, positiv zu bleiben und sich ein Dribbling zuzutrauen. Oder ein Abschluss. Kevin Fiala kann das. Mit derselben Lockerheit antwortet er auf die Frage, wie die Eindrücke seiner ersten WM sind. „Es macht Spass. Es sind die besten Spieler aller Länder hier. Das ist eine gute Challenge für mich. Ich geniesse es.“ Respekt? Vielleicht ein bisschen. Angst? Keineswegs.

Es wäre ungerecht zu schreiben, dass die Hoffnungen auf Fiala ruhen. In der Schweizer Nationalmannschaft gibt es routinierte Spieler wie Luca Cunti oder Andres Ambühl die ihre bestmögliche Leistung bisher nicht abgerufen haben. Und dennoch ist Fiala so etwas wie der Trumpf im Ärmel. Die Möglichkeit, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Und das nachdem er in diesem Jahr bereits an der U18-WM und an der U20-WM auflief. Ein Tripple, welches nur zwei Weissrussen vor ihm gelang, die bei ihrem dritten Auftritt bereits älter waren als er. „Heute werden wir gewinnen. Ich glaube daran“, sagt Fiala überzeugt. Die Stimmung im Team sei immer noch gut. Mit einem disziplinierteren und besser organisierten Auftritt könne man das Ruder rumreissen. „Wir müssen einfach einen Weg finden, um zu gewinnen. Wenn alle 60 Minuten lang ihren Job machen, wird es gegen Deutschland klappen.“