Verteidigen die Kanadier ihren Titel?
Heute um 19:45 Uhr Schweizer Zeit (live auf SRF2) wird das Finale der Eishockey-Weltmeisterschaft in Moskau ausgetragen. In diesem letzten Spiel werden sich Finnland und Kanada messen. Während die ungeschlagenen Finnen leicht zu favorisieren sind, wollen die Kanadier ihren letztjährigen Titel verteidigen.
Drei Spieler waren im letzten Jahr in Prag dabei, als ein dominantes Kanada im Final den russischen Eishockeyspielern ihre Grenzen aufzeigte. Das Skore von 6:1 hätte in dieser Partie sogar noch deutlicher ausfallen können. Es schien, als hätten die Kanadier Mitleid mit dem chancenlosen, besten Widersacher an diesem Turnier.
Ein Jahr später genügt auf Sparflamme spielen aber nicht mehr. Die Kanadier sind nicht mehr so unwiderstehlich wie im letzten Jahr. Das Aufgebot umfasst zwar bis auf Youngster Michael Matheson nur NHL-Spieler, aber dennoch fehlen viele grosse Namen. Geblieben sind „nur“ Matt Duchene, Taylor Hall und Ryan O’Reilly. Zudem kommt mit Finnland morgen ein Gegner der es versteht, dem kanadischen Powerhockey mit Geduld gegenüber zu stehen und die gegnerischen Fehler kaltblütig auszunutzen. Dennoch sagte Ryan O’Reilly mit einer unnachahmlichen Selbstverständlichkeit: „Wir wollen Gold. Nur deswegen sind wir hier.“
Den Puck schneller spielen
O’Reilly lobte aber auch die gegnerischen Teams. Die Gegner seien gut, die Kämpfe hart und die Partien schnell. Gerade Finnland hat bisher „exzellent“ gespielt und deshalb noch nie verloren. Das sei aber auch Kanada’s Möglichkeit, ihnen die erste Niederlage zuzufügen. „Im letzten Spiel haben wir den Puck zu wenig schnell gespielt“, erinnert sich O’Reilly an das letzte Spiel der Gruppenphase, welches mit einem 4:0 für Finnland endete. Mit schnellem Spiel wolle man heute sicherstellen, dass sich die Finnen drehen müssen, damit mehr Kämpfe um freie Scheiben entstehen. So könne Kanada die Finnen schlagen.
Dass das gelingt, erwartet im kanadischen Lager – wenig überraschend – jeder. Wer das kanadische Trikot trägt, so O’Reilly, der spielt automatisch um zu gewinnen. Insbesondere im letzten Spiel. „Du weißt automatisch, dass du allen beweisen willst, dass Kanada das beste Team hat, das je das Eis betreten hat.“ Das werde auch gegen Finnland nicht anders sein. Und gerade das gebe ihm das gute Gefühl vor dem Finalspiel. Vor allem aber wäre es für die ganze Mannschaft eine Ehre den kanadischen Titel aus dem letzten Jahr zu verteidigen, sagt der Stürmer der Buffalo Sabres und doppelt nach: „Eine ganz grosse Ehre sogar.“
Holt Finnland das Triple?
Mit Rückblick auf die Gruppenphase sind die Finnen als Sieger der Gruppe B aber leicht zu favorisieren. Auch deshalb gehen die Skandinavier mit Selbstvertrauen in die Partie. „Wir schauen auf uns. Das zählt auch im Finale“, sagte Topi Jaakola, Abwehrchef der Finnen, nach der gestrigen Partie gegen Russland. Einen Gegner wählen wollte er vor der zweiten Partie nicht – Präferenzen habe er keine. Und das Ziel bleibt sowieso dasselbe. Immerhin hat das Team vom zukünftigen SCB-Trainer Kari Jalonen heute die die Möglichkeit, als erste Mannschaft der Eishockeygeschichte das Triple zu gewinnen. In diesem Jahr gewannen die Skandinavier nämlich bereits an der U18-WM und der U20-WM Gold. „Es ist schön zu sehen, wie gut es im finnischen Eishockey zurzeit läuft“, zeigte sich denn auch Youngster Sebastian Aho erfreut, der an der U20-WM ebenfalls mit dabei war.
Mit diesem Ziel vor Augen will Finnland für das Finale nichts Neues beginnen und mit Bewährtem weiterfahren. „Es hat uns ausgezeichnet, dass wir cool bleiben und somit in der Abwehr ruhig spielen“, sagt Jaakola über die eigenen Stärken. Offensivzeit sei dafür zwar wichtig, gerade gegen Russland zeigten die Finnen aber, dass sie selbst unter Druck die Ruhe behalten und ihr Tor erfolgreich verteidigen können. Gerade gegen ein feuriges Kanada kann das wichtig sein. Das zeigte sich auch in der Gruppenphase, in deren Partie Finnland gegentorlos gewann. Gerade in einer Partie zwischen zwei grossen Nationen ist das deuten von Vorzeichen aber besonders schwer. Der neutrale Hockeyfan darf aber erwarten, dass die diesjährige Finalpartie härter umkämpft sein wird als jene aus dem letzten Jahr.
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