Das Team des Jahres gewinnt Silber

20.5.2013 - Von Leroy Ryser

Die Schweiz hat an der Eishockey-Weltmeisterschaft 2013 in Stockholm die Silbermedaille gewonnen. Es ist die erste Silbermedaille seit 1935 und kann als grössten Erfolg in der Geschichte bezeichnet werden. Dennoch waren die Spieler nach der 1:5-Finalniederlage verständlicherweise ziemlich niedergeschlagen.

Nach neun Siegen in Folge hat es erst im Final die erste Niederlage abgesetzt. Eine Tatsache die schmerzt, denn vom ersten Gold-Triumph in der Schweizer Eishockeygeschichte war das Team von Sean Simpson im aktuellen Jahr nur eine Handbreit entfernt. Nach dem Spiel hingen die Köpfe dementsprechend tief, die Spieler rangen in der Mixed Zone mit Worten und zeigten enttäuschte Gesichter.

„Wir haben uns mehr erhofft. Wir waren nicht chancenlos. Jetzt weiss ich nicht, wie lange es dauert, bis ich mich über Silber freue“, antwortete der Stürmer Luca Cunti frustriert auf die Frage des aktuellen Gemütszustandes direkt nach der Partie. Dieser Erfolg habe immerhin einen Fortschritt in der Schweizer Liga bewiesen. „Daher habe ich das Gefühl, dass dieser Erfolg nicht einmalig sein wird in der nächsten Zukunft.“

Doch eben. Gefehlt hat zum ersten Weltmeisterschaftsgold nicht viel. „Zu Beginn des dritten Drittels hatten wir die Chance, noch einmal auszugleichen. Es freut mich zwar, dass ich und Julien Vauclair nur ein Tor im ganzen Turnier erhalten haben. Letztlich war es aber eben im wichtigsten Moment“, fasste der Captain Mathias Seger die Enttäuschung in Worte. Dennoch suchte er auch die positiven Aspekte und sagte, man müsse zuerst noch realisieren, dass man eine Medaille um den Hals trage. Man habe immerhin Grosses erreicht. „Ich bin stolz auf diese Mannschaft. Wir haben 3 Wochen lang alles gegeben und es hat sich eine starke Truppe zusammengeschweisst.“

Der Grund für die Niederlage im Finalspiel gegen Schweden konnte Martin Plüss am einfachsten in Worte fassen. „Wir haben unser Starttempo nicht beibehalten können. Dann haben wir die Führung zu schnell weggeben und letztlich haben wir zu wenig konstant im fünf-gegen-fünf unser Spiel spielen können. Beim Stande von 2:1 sind uns dann schliesslich zu viele Fehler unterlaufen, um die Partie doch noch rumzureissen.“ Der Assistenzcaptain und Center der ersten Linie war zugleich aber einer der ersten, der lobende Worte für diesen Erfolg fand: „Wir haben neun Mal verdient gewonnen und gut gespielt. Es ist auch nach dieser Niederlage eigentlich unglaublich. Ich glaube wir werden sicherlich noch realisieren, wie gross dieser Triumph eigentlich wirklich war.“

Letztlich hat es eben dann einfach nicht gereicht. „Es het ned selle si“, sagte Luca Cunti leicht verzweifelt.

„Wir haben alles versucht, um Weltmeister zu sein“, liess sich nach dem Spiel entsprechend auch Trainer Sean Simpson zitieren. „Wir wollten nicht nach Stockholm gehen und einfach eine WM spielen. Wir wollten etwas erreichen und das haben wir geschafft. So nah an den WM-Titel zu kommen ist super. Wir werden es wieder versuchen.“

Verständlicherweise waren auf der Gegenseite die Antworten weitaus euphorischer. Die Spieler steigerten die Superlative über den gewonnen Pokal von Minute zu Minute. „Heute könnte dieser Pokal 100 Kilogramm wiegen und trotzdem würde er sich wie 5 Kilogramm anfühlen“, schmunzelte beispielsweise Staffan Kronwall als er den „Chübel“ in den Händen hält. Mitentscheidend sei für diesen Triumph die Ankunft der Sedin-Zwillinge gewesen, die insbesondere auch das Powerplay massiv verbesserten.

Dass die Schweden zu Hause den Titel gewinnen konnten, sei ein Erfolg, welcher nur die wenigsten Spieler erleben dürfen, zeigte sich auch Keeper Jhonas Enroht begeistert. „Ich bin sehr glücklich, dass wir diesen Sieg zusammen verwirklichen konnten. Ich denke momentan gar nicht so fest daran, dass ich zum besten Torwart gewählt wurde. Wir haben diesen Sieg zusammen errungen.“

Die Schweden schrieben letztendlich Geschichte. Seit der Sowjetunion 1986 in Moskau hat noch nie eine Mannschaft die Heim-WM gewonnen.

Tallinder suchte ausserdem nach dem Grund für den Finalsieg und fand ihn im System der Schweizer. „Wir haben ein bisschen wie sie gespielt. Wir haben defensiv solid gespielt und offensiv waren wir effizient. Nach dem zweiten Treffer hatten wir die Kontrolle über das Spiel erlangen.“

Als fairer Verlierer muss nach dem Finalspiel durchaus gesagt sein, dass die Schweden den Triumph verdient haben. Sie waren insbesondere im letzten Spiel besser und sind nach dem 0:1-Rückstand sofort aufgewacht und haben die Partie in die Hände genommen.

Nichts desto trotz bleibt der Erfolg der Schweizer an dieser WM historisch und schlicht unglaublich. Die Lobeslieder über den Trainer Sean Simpson, der trotz zahlreicher Abwesenheiten sein Team in den Final und beinahe zu WM-Gold führte, dürfen beginnen. Und nicht zuletzt muss unbedingt erwähnt sein: Dieses Team ist trotz des Erfolges des FC Basels in der Europa League unbestritten das Team des Jahres 2013 im Schweizer Sport.

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Josi

Der Gesichtsausdruck spricht Bände. Nach dem Spiel konnten sich die Schweizer über Silber - und Roman Josi über die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der WM - nicht so richtig freuen. Foto: Andreas Robanser