Dominic Lammer – Mit einem Airhook in den Fokus

30.4.2012 - Von Julia Obst

Ein Airhook-Goal gegen seinen ehemaligen Verein, die Kloten Flyers, brachte Dominic Lammer ins Gespräch – im eigenen Team, beim Trainer, in den Medien. Denn dies war das erste NLA-Tor für den grade mal 19-jährigen Stürmer des EV Zug. Das hätte er sich wohl selbst nicht träumen lassen.

Zuvor spielte Dominic Lammer bis zur Saison 2010/11 bei den Kloten Flyers. Mit fünf Jahren meldeten ihn seine Eltern dort in „Figes Hockeyschule“ an, weil er seinen Cousin auf dem Eis so sehr bewundert hat. Unterstützung hat er in seiner hockeybegeisterten Familie also immer bekommen, sowohl von Seiten seiner Eltern als auch von seiner Schwester. Sein Mentor in Kloten, Juniorentrainer Mirek Hybler, forderte ihn stets. Der junge Stürmer sagt über ihn folgendes: „Er lebt das Eishockey auf und neben dem Eis und will immer um jeden Preis gewinnen.“ Damit ist zumindest klar, woher der Flügelstürmer seine Gewinnermentalität hat.

Dennoch, nach 14 Jahren kam der Bruch mit den Flyers. Meinungsverschiedenheiten mit dem Trainer und Reibereien innerhalb des Teams bei den Elite-A-Junioren führten dazu, dass sich Lammer einen Agenten suchte und über die Rapperswil-Jona Lakers nach Zug wechselte.  Dort wollte sich Zugs Elite-A-Trainer Leo Schuhmacher das junge Talent sichern. Und mit Damien Brunner spielt noch dazu Lammers grosses Vorbild beim EVZ.

Die Möglichkeit mit ihm im gleichen Team zu trainieren ist eine Chance, die der Zürcher Unterländer intensiv nutzt. Oft stehen die beiden nach dem regulären Training noch auf dem Eis, um Tricks einzustudieren – unter anderem Airhooks.

So kam es dann auch, dass der 19-jährige Stürmer in seinem achten NLA-Spiel – und das fast genau ein Jahr nach Brunners Vorbild – einen solchen Airhook im Kasten von Klotens Ersatzgoalie Michael Flückiger versenkte. Nach seinen Worten „ein unbeschreiblicher Moment der Genugtuung. Jeder Spieler möchte gegen seinen Ex-Klub ein Tor schiessen. Dass es grade ein Airhook-Tor war, macht die ganze Sache noch viel schöner.“ Dieser Glanzpunkt war sein erster Treffer in der NLA. Den zweiten erzielte er im selben Spiel gegen seinen Ausbildungsverein. Ein emotionaler Moment für den Spieler mit der Nummer 10: „Es war für mich ein unbeschreiblicher Moment, als ich sah, dass der Puck im Tor lag. Als ich anschliessend auf der Bank sass und Josh Holden mir den Puck in die Hand drückte, realisierte ich, dass ich mein erstes Tor geschossen hatte.“

Damit ist Lammer endgültig in Zug angekommen. Im Profisport wie auch privat. Er wohnt mit Kollegen zusammen in Cham und pendelt meist nur noch einmal die Woche nach Kloten, um seine Familie zu besuchen. Ansonsten geniesst er das WG-Leben und ist dennoch ab und an froh, sich zurückziehen zu können.

Viel Zeit blieb ihm dazu in allerdings lange nicht. Denn Playoffs hatte er nicht nur mit dem NLA-Team, sondern auch bei den Elite-Junioren. Auch dort waren die Lions Endstation, dies allerdings im Finale. Eine enorme Doppelbelastung. Dafür stand er in diesem Team er auf Platz drei der Skorerliste und dies, obwohl er zehn Spiele weniger bestritten hat als seine Teamkollegen.

Kaum aus dem Titelkampf zurück, sah sich der Stürmer in der NLA Halbfinal-Serie gegen die ZSC Lions. Der Titelgewinn war der Traum, denn die Qualitäten sind im Team vorhanden. Laut Lammer herrscht im Team ein starker Zusammenhalt. Sie wissen, dass sie trotz der grossen Anzahl an Einzeltalenten nur als geschlossene Mannschaft hätten gewinnen können. Doch nach der furiosen Viertelfinal-Serie schienen dem Team Luft und vor allem auch das Glück ausgegangen zu sein. Denn die Spiele zwei und drei hätten ohne Frage genauso gut zu Gunsten des EVZ ausfallen können. Lichtblicke gab es trotzdem. Besonders von Lammer, der zu überzeugen wusste, wo andere es nicht vermochten. Er zeigte vor allem im dritten Halbfinal-Spiel eine starke Leistung und hatte das Siegtor auf dem Stock. Dies wurde dann auch mit Eiszeit belohnt, die er im vierten Spiel in einer Reihe mit Sven Lindemann und Esa Pirnes ausspielen konnte.

Der Titelgewinn mit dem EV Zug wäre sicherlich ein Meilenstein in Lammers Karriere gewesen. Er ist aber so jung, dass sich das für ihn garantiert noch erfüllen wird. Seine bisherigen Erfolge sind dafür die Auszeichnungen zum besten Spieler der Partie an der U18-WM in Minsk gegen Tschechien und Schweden. Dabei waren besonders die Schweden für ihn ein harter Gegner. „Es war unglaublich wie gut die Schweden spielen. Da wusste ich, dass ich noch viel Arbeit vor mir habe“, so Lammer

Aber auch das wird er bewältigen können. Mit Mehrfachbelastungen kennt er sich ja aus. Immerhin hat er neben dem Profisport eine Ausbildung zum Fachmann für Betriebsunterhalt abgeschlossen. Das konnte er nur dank Disziplin und optimalem Zeitmanagement bewältigen. Er sagt allerdings auch, dass es nur „Dank einer sehr grossen Unterstützung von meinem Lehrbetrieb möglich war, den grossen Aufwand im Eishockey zu betreiben. Es ist heute nicht selbstverständlich, einen solchen Lehrbetrieb zu finden.“

Hätte es im Profisport nicht geklappt, dann hätte er überlegt sich neben seinem Beruf zum Trainer ausbilden zu lassen. Eine Möglichkeit, die er nach einer Hockey-Karriere auch in Betracht ziehen könnte. Darüber hat sicher der 19-Jährige aber verständlicherweise noch keine Gedanken gemacht. Eher schon darüber, wo er in zehn Jahren sein will. Da hofft er weiterhin in der NLA spielen zu können, auch wenn Schweden, Finnland oder Nordamerika verlockend wären.

Vorerst wird er seine Stärken aber noch beim EV Zug ausspielen können, wo sein Vertrag noch bis zur nächsten Saison läuft. Und eben diese Stärken liegen in seiner Technik, dem Laufen und der Spielübersicht, die er trotz seiner eher geringen Körpergrösse von 174 cm hat. Vielleicht helfen ja auch die kleinen Rituale, die er vor den Spielen pflegt. Er ist immer einer der ersten Spieler in der Kabine, um in Ruhe seine Stöcke zu isolieren, egal ob neu oder gebraucht. Eine weitere Angewohnheit von ihm ist es, beim Aufwärmen das Eis erst zu verlassen, wenn der Puck ins linke Toreck kracht.

Genau dorthin ging auch sein Airhook, so dass Flückiger nur noch hinter sich greifen konnte. Der Start in die NLA ist also geschafft. Wir werden sehen, welche Tricks Dominic Lammer in Zukunft für seine Gegner auf Lager hält.

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Lammer

Zugs Dominic Lammer versucht den Puck an Rapperswil-Verteidiger Cyrill Geyer vorbeizubringen. Foto: Thomas Oswald