Reifeprüfung für die Schweizer Nati

24.5.2023 - Von Maurizio Urech

In den Gruppenspielen hier in Riga wusste die Mannschaft von Patrick Fischer nicht nur die zahlreich angereisten Schweizer Fans, sondern auch die anwesenden Berichterstatter mehr als einmal zu begeistern. Nun wird es im Viertelfinale gegen Deutschland aber bitterernst.

Die ersten drei Pflichtaufgaben gegen die «Kleinen» lösten die Schweizer souverän mit drei Shutouts und 15 geschossenen Toren. Dann musste man die «grossen» Kaliber herausfordern. Gegen die Slowakei führte man bereits mit 2:0 und musste den Ausgleich hinnehmen, doch im Schlussdrittel schoss man zwei Tore zum Sieg. Am Samstag gegen die Kanadier geriet man unglücklich in Rückstand nachdem die schwachen Schiedsrichter ein hässliches Foul von Veleno an Niederreiter übersehen hatten. Doch dies brachte die Mannschaft von Patrick Fischer nicht aus dem Konzept, man drehte das Spiel im Mitteldrittel und feierte einen weiteren Prestigesieg. Bereits 24 Stunden später wartete mit den Tschechen der nächste Hochkaräter. Auch hier geriet man im Rückstand, doch dann sorgte Andres Ambühl mit seinem Doppelpack im Mitteldrittel für die Vorentscheidung.

Andres Ambühl ist eine der grossen Geschichten an dieser WM. An seiner 18. WM im zarten Alter von 39 Jahren verblüfft er alle, sogar Coach Patrick Fischer, mit seinen Leistungen. Er hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern nicht nur des Schweizer Eishockeys schon auf sicher.

Im letzten – für die Schweizer Klassierung bedeutungslosen – Gruppenspiel unterlag die Schweiz Lettland in einer Partie, die für die Gastgeber umso wichtiger war. Patrick Fischer schonte bewusst einige Spieler, doch trotzdem zeigte die Mannschaft eine gute Leistung. Am Schluss feierten die Letten mit ihren Fans bis tief in die Nacht die Qualifikation für das Viertelfinale und in einigen Sportgeschäften gab es am Mittwoch 25 Prozent Rabatt um den Sieg zu feiern.

Dank dem Gruppensieg kann die Mannschaft von Patrick Fischer für den Viertelfinal hier in Riga bleiben.

Schweiz gegen Deutschland – das ewige Duell

Jetzt kommt es im Viertelfinal zum Wiedersehen mit unseren nördlichen Nachbarn. Die letzte Erinnerung in einem Viertelfinale ist schmerzhaft. Vor zwei Jahren führte die Mannschaft von Patrick Fischer ebenfalls in der Arena Riga 2:0, kassierte kurz vor Schluss den Ausgleich und verlor im Penaltyschiessen. Auch die 0:1-Niederlage an der WM 2010 in Mannheim gehört in die gleiche Kategorie.

Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille. 1992 gewann die Schweiz in Prag mit 3:1 und beendete die WM nach einer Niederlage gegen die Tschechoslowakei auf Platz vier. An der WM 2004 war es Valentin Wirz, der die Schweiz ins Viertelfinale schoss.

Die Duelle mit Deutschland enthalten seither eine besondere Brisanz, daher wird es für die Mannschaft von Patrick Fischer wichtig sein die Emotionen zu kontrollieren und sich auf Ihr Spiel zu konzentrieren. Die Deutschen haben eine gute Vorrunde gespielt und auch die Grossen gekitzelt – die drei Niederlagen waren mit einem Tor Unterschied. Gegen die Kleinen liess man nichts anbrennen und holte sich das Ticket für das Viertelfinale. Entsprechend sind die Deutschen mit breiter Brust nach Riga gereist.

Wir sind optimistisch und glauben, dass sich diese Schweizer Mannschaft, die bisher ein so tolles Turnier gespielt hat und sich durch Rückstände nicht aus dem Konzept bringen liess, diesen Donnerstagnachmittag für die schmerzhafte Niederlage in Riga vor zwei Jahren revanchieren und am Wochenende um die Medaillen spielen wird.

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Schweiz-Deutschland


Enzo Corvi gegen Moritz Seider - vor einem Jahr setzte sich die Schweiz in der WM-Vorrunde gegen Deutschland durch. Foto: JustPictures.ch / Jari Pestelacci