Andrea Glauser: «Wir wollen uns steigern»

18.5.2023 - Von Maurizio Urech

Am freien WM-Tag hatten wir die Gelegenheit mit Andrea Glauser zu sprechen vor dem Spiel gegen die Slowakei.

Andrea Glauser, Sie stammen aus der Juniorenbewegung von Fribourg-Gottéron. Nach zwei Saisons und wenigen Einsätzen verliessen Sie Gottéron und wechselten zu den SCL Tigers. Weil sie mehr Eiszeit und Verantwortung wollten?

«Ich habe diesen Schritt gewagt, nachdem ich mit meinem Agent (S.Helfenstein) lange darüber gesprochen hatte. Ich wäre gerne in Fribourg geblieben, aber es gab trotzdem zwei drei Sachen die mir Langnau schmackhafter machte. Ich habe u.a. mit Heinz Ehlers gesprochen, der mich überzeugte und dann entschied ich mich für den Wechsel um aus meiner Komfortzone zu kommen.»

Unter einem Coach wie Heinz Ehlers, der für seine methodische Arbeit bekannt ist, haben Sie sicher einen ersten Schritt nach vorne gemacht.

«Die Trainings unter ihm waren immer sehr kurz, aber intensiv. Er verlangte, dass die Pässe auf den Stock kommen müssen, dies war sein Credo. Ich habe rasch gemerkt, dass er auf mich setzte. Auch wenn ich einen Fehler beging der ein Gegentor kostete, konnte im Gegensatz zu anderen wieder aufs Eis zurück und unter ihm erhielt ich 20-24 Minuten Eiszeit.»

Nach der Saison 2020/21 wechselten sie zum LHC. Ein weiterer Schritt nach vorne?

«In diesem Jahr wechselte ich den Agenten. Lausanne hat mich noch vor der Saison kontaktiert. Sie versuchten mich aus meinem Vertrag zu holen. Aus meiner Sicht war dies o.k. aber im Prinzip wollte ich meinen Vertrag in Langnau einhalten. Die beiden Vereine haben lange verhandelt, aber es kam nicht zum sofortigen Wechsel.»

Bei Lausanne waren natürlich die Erwartungen wie bei Gottéron gross, wie sind Sie mit diesem Druck umgegangen?

«Druck war definitiv keine Thema. Wir hatten ein Superteam. Ich kannte ein paar Spieler von der Nationalmannschaft, diese haben mir super geholfen. Persönlich versuche ich mein Spiel zu spielen, nichts zu ändern und dies klappte. Als Mannschaft hatten wir einen katastrophalen Start, doch dann haben wir uns als Team gefunden, aber es war definitiv zu spät. Wir haben uns für die Pre-Playoffs qualifiziert, aber diese Aufholjagd kostete und so viele mentale und physische Energien, die uns in der Serie gegen Gottéron fehlten.»

Jetzt reden wir über die Nationalmannschaft. Von aussen gesehen sind Sie einer der Spieler, die am besten mit dem System von Fischer zurechtkommen.

«Ich durfte schon während meinem ersten Jahr in Langnau mit der Nationalmannschaft spielen. Es ändert sich immer etwas, kleine Details. Wir haben ein einfaches System, in dem sich alle zurechtfinden. Mir gefällt das System. Er will, dass wir Verteidiger uns ins Angriffsspiel einschalten und dies mache ich gerne, wenn ich genug Energie habe. Hinten verlangt er, dass wir aggressiv auf den Mann spielen und ihm den Weg zum Tor versperren. Ich bin ein schneller Spieler und daher behagt mir dieses System.»

Sehen Sie sich eher als ein offensiver oder defensiver Verteidiger?

«Ich sehe mich als Allrounder, ich kann alles spielen, aber nicht alles sehr gut. Ich kann auch eine offensive Rolle übernehmen, aber nicht so wie andere Spieler der Nationalmannschaft (Kukan, Loeffel, Moser). Aber ich kann auch defensiv spielen, was hier in der Nationalmannschaft der Fall ist, da ich auch Boxplay spiele. Ich versuche hart zu spielen, Schüsse zu blockieren. Ich stelle meine Qualitäten voll in den Dienst der Mannschaft.»

Als Spieler hat man nie ausgelernt. Wo sehen Sie Steigerungspotential bei Ihnen?

«Es gibt vieles, sicher auch an meinen läuferischen Fähigkeiten arbeiten. Ich kann auch an meiner Schusstechnik feilen. Ich kann präziser und härter schiessen. Auch physisch muss ich immer auf der Höhe sein, die Jungen warten nur auf Ihre Chance. Niemand ausser vielleicht McDavid kann sagen, dass er perfekt ist, aber auch er kann sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen.»

Der Start in diese WM war mit drei Siegen gegen die «Kleinen» perfekt. Habt ihr dadurch viel Selbstvertrauen getankt?

«Wir wussten, dass alle erwarteten, dass wir die ersten drei Spiele gewinnen. Auch wir erwarteten es. Wir sind erst am Schluss angereist und waren nicht schon vorher hier wie andere Teams, aber dies wäre keine Ausrede für eine Niederlage gewesen. Wir wollten gut ins Turnier steigen und dies gelang uns. Und wir wollen uns im Laufe des Turniers steigern. Am Donnerstag kommt die Slowakei – ein sehr guter Gegner. Wir hatten ein gutes letztes Spiel, aber es gibt immer noch Details, die wir verbessern können. Wir haben noch Luft nach oben.»

Aber viel müsst ihr nicht ändern. Auch gegen die «Grossen» ist die Defensive die Basis. Vorne habt ihr genug Talent um Tore zu schiessen.

«Klar haben wir vorne Talent, aber zum Beispiel gegen die Kasachen schossen auch zwei Verteidiger Tore, was uns unberechenbarer macht. Nun wollen wir einen weiteren Schritt nach vorne machen. Gegen Norwegen habe ich meinen ersten Treffer an der WM geschossen, ein persönlicher Erfolg, aber wichtig ist der Teamerfolg. Nach dem annullierten Treffer gegen die Kasachen kam Fiala zu mir und hat sich dafür entschuldigt, dass er den Torhüter touchiert hatte. Natürlich war es schade, aber es geschah beim Stand von 3:0, daher habe ich mir darüber keine weiteren Gedanken gemacht, denn schliesslich haben wir souverän gewonnen.»