Kloten gewinnt dank Davoser Strafenflut

Von Martin Schlegel

Die Kloten Flyers gewannen das Direktduell um Platz zwei in Davos mit 4:5 nach Verlängerung. Der HCD kassierte knapp 100 Strafminuten, rettete sich mit zwei Treffern doch noch in die Overtime ehe Patrick von Gunten die Partie entschied.

Davos - Nach der Heimniederlage gegen Fribourg-Gottéron konnte sich der HC Davos am Vorabend mit einem 1:3-Auswärtserfolg beim SC Bern rehabilitieren, obschon die Bündner in dieser Phase der Saison weiterhin unbeständig wirken. Die Kloten Flyers konnten ihrerseits den HC Lugano vor eigenem Publikum mit 1:0 bezwingen, wodurch an diesem Sonntag die Sieger der gestrigen Spitzenspiele zwischen den Teams auf den Rängen zwei bis fünf auf einander trafen und im Spiel Zweiter gegen Dritter den Spitzenkampf bestritten.

Nicht nur die spannende Tabellensituation sondern auch die vergangenen Partien dieser beiden Teams versprachen einen weiteren hochklassigen Eishockeymatch. Beide Teams spielen konsequent mit vier Linien und gehen ein enorm hohes Tempo was attraktives Eishockey verspricht. Auch auf den Auftritt von Kloten-Goalie Ronnie Rüeger durfte man gespannt sein, denn er war es, der beim letzten Aufeinandertreffen dieser Teams mit seinem Flop zwölf Sekunden vor der Sirene den 3:2-Siegtreffer für die Bündner ermöglichte.

Die Platzherren starteten denkbar schlecht in die Partie. Nach 2:32 nahm neben Jan von Arx auch noch Robin Grossmann auf der Strafbank Platz, was den Flyers eine 71-sekündige doppelte Überzahl bescherte. HCD-Leitwolf Reto von Arx unterstrich in dieser brenzligen Situation einmal mehr seine Wichtigkeit, als er zusammen mit Sandro Rizzi und Florian Blatter die Flyers mehrheitlich mit Aufbauarbeit beschäftigte.

Davos effizienter

Kurz darauf wurde eben dieser Reto von Arx gefoult, was dem gefürchteten Bündner Powerplay die erste Möglichkeit offerierte. Wie so oft in dieser Saison nahmen diese das Geschenk dankend an und erzielten durch den oft gescholtenen Alexandre Daigle in der 7.Minute das 1:0, was sich für diesen wohl wie eine Erlösung angefühlt haben muss. Nach einer kurzen Davoser Druckphase glich sich das Spielgeschehen wieder vermehrt aus. In der 14. Spielminute spielte Sven Lindemann seinen Teamkollegen Curtis Brown schön frei, welcher zuerst Sandra Rizzi düpierte und anschliessend Leonardo Genoni Backhand zum 1:1 bezwang. Die Freude der Gäste hielt jedoch nicht allzu lang, denn keine Zeigerumdrehung später stellten die Davoser die Führung wieder her. Michel Riesen zog unwiderstehlich hinters Klotener Tor, liess sich auch durch Radek Hamr's Foul nicht stoppen und erzielte per Nachschuss das 2:1, während die Strafe gegen Hamr angezeigt wurde.

Strafen brechen den Davoser Spielfluss

Die mit vielen Emotionen ausgetragene Partie fand auch zu Beginn des Mitteldrittels ihre Fortsetzung. Nach kurzer doppelter Überzahl für die Flyers kehrte ein Davoser zurück doch nur kurz darauf war eine weitere Strafe gegen den HCD angezeigt. Ronnie Rüeger machte einem sechsten Feldspieler Platz und Tommi Santala erzielte in der 26. Spielminute per Direktabnahme ins hohe Eck den Ausgleich. Die Gastgeber wirkten durch die vielen Strafen etwas verunsichert, was den Flyers Anlass gab, sofort nachzusetzen. Lediglich 2:18 später tauchten die Gäste erneut gefährlich vor Leonardo Genoni auf. Diesmal war es Thomas Walser, der für die Klotener erfolgreich war und nach Vorarbeit von Steve Kellenberger HCD-Goalie Lenoardo Genoni in zwischen den Beinen zum 2:3 bezwang

Die Gäste aus Zürich blieben auch in der Folge die spielbestimmende Mannschaft, denn der HC Davos kassierte auch in der Folge weitere unnötige Strafen und fand dadurch nie richtig ins Spiel. Aus Sicht der Davoser war es hauptsächlich Leonardo Genoni zu verdanken, dass die Seiten beim Spielstand von 2:3 gewechselt wurden.

Davos komplett ausser Rand und Band 4817

Was in den ersten beiden Dritteln zu Spielbeginn jeweils ablief, wiederholte sich auch im Schlussabschnitt. Einziger Unterschied: das Strafmass wurde bei Weitem übertroffen. Nach einer Stafe gegen Josef Marha wurdde bei je vier Feldspielern eine Strafe gegen Reto von Arx angezeigt, welche den HCD-Star komplett aus der Fassung brachte. Zuerst schlug er den Stock mit voller Wucht aufs Eis, nachdem dieser aber nicht in die Brüche ging holte er das beim Gang auf die Strafbank nach, als er sein Arbeitsgerät zwei Mal übers Plexiglas donnerte und dafür unter die Dusche geschickt wurde. Sein Sturmpartner Michel Riesen wurde mit einer zehn Minuten Disziplinarstrafe belegt und als das Spiel endlich weiter ging hoben die Schiedsrichter zum Unmut der meisten der 4817 Zuschauer erneut den Arm. Andres Ambühl musste in die Kühlbox und kurz nach Ablauf der ersten Strafe erzielte der Ex-Davoser Beni Winkler das 4:2. Das war für Arno del Curto nach 44:48 genug und er nahm sein Timeout. Doch weder seine Spieler noch die beiden Headschiedsrichter schienen die Botschaft zu verstehen, denn die Davoser Strafenflut ging weiter. Zuerst musste HCD-Captain Marc Gianola raus, anschliessend gesellte sich Peter Guggisberg mit fünf Minuten plus Spieldauer ebenfalls unter die Dusche

Kompensation? Doppelschlag!

Der HC Davos überstand diese Situation und als von Guggisberg's Strafe noch knapp zwei Minuten übrig blieben wendete sich das Blatt. Die Kloten Fflyers nahmen in Person von Thomas Walser, Marcel Jenni und Radek Hamr gleich reihenweise auf der Strafbank Platz. Die dezimierten aber angestachelten Davoser sahen Ihre letzte Chance und wurden vom hitzigen Publikum nach vorne getrieben. Das HCD-Powerplay funktionierte auch ohne Reto von Arx und Michel Riesen und Robin Grossmann verwandelten knapp vier Minuten vor Schluss die Vaillant Arena in ein Tollhaus, als sie innerhalb von nur 50 Sekunden mit zwei Powerplay-Treffern zum 4:4 ausglichen. Die Flyers waren geschockt und Davos hatte durch Sykora, Ambühl, Rizzi und Daigle mehrmals den Siegestreffer auf dem Stock, doch es kam zur Verlängerung. Nach nur 1:23 in der Verlängerung beendete Patrik von Gunten alle Davoser Träume, ein verloren geglaubtes Spiel mit viel Willen doch noch zu gewinnen. Der Verteidiger bezwang Leonardo Genoni mit einem platzierten Schuss aus der Mitteldistanz zum 4:5-Endstand.

Best Player HC Davos: Andres Ambühl

Best Player Kloten Flyers: Marcel Jenni