SCL Tigers mit Liquiditäts-Problemen

Dienstag, 22. Februar 2005, 00:00 - Urs Berger

An der heutigen Pressekonferenz in Langnau wurde ein düsteres Szenario der SCL Tigers gezeichnet. Verantwortlich für den akuten Engpass sei der ehemalige Verwaltungsrat Armin Müller, der mit dubiosen Versprechen ein Loch von zirka 1,5 Millionen Franken in die Kasse der SCL Tigers AG gerissen habe.
Die Verwaltungsräte Hans Grunder und Ruedi Soltermann äusserten sich ebenfalls zu den noch laufenden Verhandlung mit den Sponsoren. Hier sei man bei den meisten Sponsoren zuerst auf Verständnis und auf viel Goodwill gestossen, aber nachdem sich Armin Müller zu Wort meldete, eben so rasch wieder verflogen. Insbesondere sieht sich die Fluggesellschaft Helvetic nicht an die Abmachungen mit den Emmentalern gebunden, heisst es von der Clubseite her. Gemäss den Aussagen der Firmenleitung habe ihnen Armin Müller versprochen, dass sie zu „vergünstigtem Sponsoring“ kommen könnten. Dieses Vorgehen bezweifeln die Verwaltungsräte Grunder und Soltermann vehement, sei doch der Firma Helvetic klar gewesen, dass Sponsoring nicht gratis sein könne. Der Rechtsberater der SCL Tigers AG, Beat Brechtbühl, prüft nun, ob eventuell eine zivilrechtliche Klage gegen die Fluglinie Helvetic eingereicht wird oder nicht. „Denn auch bei den Verantwortlichen der Helvetic hätte klar sein müssen, dass es sich nicht um ein Gratis-Sponsoring handeln könne.“ Weiter meinte er: “Die Fluglinie Helvetic wie auch wir wurden von Herrn Armin Müller belogen!“
Gemäss Dr. Beat Brechtbühl wurde vor zwei Wochen ein Strafverfahren gegen Armin Müller durch die zuständigen Behören eröffnet. Desweiteren planen die SCL Tigers den privatrechtlichen Weg zu beschreiten. In dieser Klage wird der ehemalige Verwaltungsrat Müller der ungetreuen Geschäftsführung und der Urkundenfälschung bezichtigt. Die am 5. Februar geäusserten Vermutungen des Betruges, der Hehlerei oder der Bereicherung würden nicht der Wahrheit entsprechen.
Im weiteren orientierte Verwaltungsratspräsident Ruedi Soltermann, dass er nie bei Vertragsverhandlungen zwischen den Sponsoren und Armin Müller anwesend und somit auch nicht involviert war. „Ich will dies hier nur klarstellen, weil ich in gewissen Medien nun als Buhmann dastehe. Dies stimmt nicht, war ich doch nie bei Vertragsverhandlungen anwesend.“ Ebenfalls entschuldigten sich beide Verwaltungsräte für deren Gutgläubigkeit gegenüber Armin Müller. „Wir hatten mit ihm bereits letztes Jahr erfolgreich gearbeitet, konnte er uns doch in der Saison 2003/04 850'000 Franken an Sponsoren Gelder erwirtschaften. Zudem war er während 14 Jahren in der Actebis ein angesehener Verkaufsleiter. Somit konnten wir annehmen, das er die Verträge und Abmachungen nach Treu und Glauben führte. Doch dies war offensichtlich nicht der Fall. Wir entschuldigen uns für die Vorkommnisse und sind uns bewusst, das wir nun einen Imageverlust haben werden.“
Zur Zeit sei die Liquidität das grösste Problem bei den SCL Tigers AG. Die Februar-Löhne können überwiesen werden, doch ob die rechtzeitige Auszahlung der späteren Gehälter garantiert werden können, sei noch nicht gesichert. Ende Jahr werden dem Klub, je nach dem in wie weit die Sponsoren mithelfen, zwischen 0,9 und 1,3 Millionen Franken fehlen. Für die SCL Tigers AG brechen nun schwere Zeiten an.