Nati mit Steigerung und Steigerungspotenzial

13.11.2023 - Von Martin Merk

Die Schweizer Nationalmannschaft startete dieses Jahr ohne Sieg ins erste Saisonturnier, dem Karjala-Turnier anlässlich der Euro Hockey Tour. Sie vermochte sich nach dem schlechten Start zu steigern, hat aber noch viel Steigerungspotenzial vor sich für das nächste Turnier im Dezember in Zürich.

0:4 gegen Finnland, 3:4 gegen Schweden, 0:1 gegen Tschechien. Ab dem ersten Drittel des Schweden-Spiels liess sich zumindest eine Steigerung feststellen.

«Heute war ich zufrieden. Wir haben uns viel vorgenommen. Wir wollten drei Drittel unser Spiel spielen und haben es heute geschafft. Die Tore fehlten», sagte der Nationaltrainer Patrick Fischer nach dem Spiel. «Heute lag es definitiv nur am Abschluss. Wir haben uns sicher viele gute Chancen herausspielt, hinten vieles richtig gemacht. Wir begannen defensiv stark und standen gut und machten die Auslösungen, aber schlussendlich brachten wir den Puck nicht rein. Heute hätten wir sicher mehr verdient gehabt. Es tut mir leid für die Spieler. Wir gingen vor dem Schweden-Spiel hart ins Gericht mit der Mannschaft, haben mehr verlangt von uns. Von der Energie her waren wir bereit, es fehlte aber an der Präzision. Wir müssen die gleiche Energie bringen, aber auch Präzision haben bei der Auslösung.»

Optimisten können aufgrund der Leistungssteigerung etwas für sich gewinnen. Die nackten Zahlen aber sind nicht gut. Null Punkte aus drei Spielen, wobei man in zwei davon keine Tore erzielte. Das alte Manko des Toreschiessens und der Effizienz war plötzlich wieder zurück, nachdem es bei der WM weggefegt war.

«Die Bilanz ist schlecht, wir haben dreimal verloren. Vom Niveau her war das Spiel gegen Finnland das schlechteste. Wir sahen gegen Schweden eine Reaktion. Von der Art und Weise haben wir uns gesteigert», so Fischer.

Trotzdem gingen die Schweizer nicht mehr leeren Händen nach Hause. In Tampere traf man sich auch hinter den Kulissen mit den Verbandsvertretern aus Finnland, Schweden und Tschechien und konnte den Vertrag zur Schweizer Teilnahme an der Euro Hockey Tour um drei Jahre verlängern. Damit gehört die Schweiz in den Länderspielpausen und in Abwesenheit des kriegsbeschäftigten Russlands weiterhin zu den «grossen Vier» Europas.

«Hier hat es nur gute Gegner und das ist das, was uns auf diesem Niveau besser machen wird», sagt Fischer, dessen Nationalteam zuvor vor allem gegen Deutschland und die Slowakei gespielt hatte.

Positiv kann man für die letzten fünf Drittel auch die Defensive hervorheben. Tschechien hatte in den ersten beiden Spielen gegen die Nordländer nicht weniger als zwölf Tore erzielt. Gegen die Schweiz nur eines, auch wenn es ebenso bei den Tschechen es zu den üblichen Änderungen in den Aufstellungen kam.

Fischer konnte beim Zusammenzug sehen, welche Spieler auf diesem Niveau mithalten konnten und sich produktiv zeigen, und welche Mühe bekundeten. Das Gefälle war nicht klein.

«Für uns ist es in dieser Phase wichtig, wie wir spielen. Wir setzten Tschechien unter Druck und sehen, wer in diesen Phasen spielen kann. Das hat mir gefallen», so Fischer.

Über einzelne Spieler wollte sich Fischer wie üblich nicht äussern, ausser dass Marco Lehmann als Nati-Neuling seine Feuertaufe bestand. «Er hatte einen guten Start bei seinem ersten Turnier, hat gut und frech gespielt», so Fischer.

Ebenfalls auffallend: Trotz Anwesenheit des vielfachen Captains Andres Ambühl trug für diesen Zusammenzug Calvin Thürkauf das «C». Wie er dies auch bei seinem Club HC Lugano tut und dort zum Liga-Topscorer gereift ist.

«Er zeigt in Lugano, dass ihm das C gut tut. Er macht das sehr gut. Er war auch bei uns in den letzten paar Jahren Stammspieler und ein wichtiger Spieler», sagt Fischer. Nach internen Diskussionen fiel die Wahl daher auf ihn. «Er ist eine starke Persönlichkeit, ein totaler Teamplayer, der offensiv wie auch defensiv ein sehr wichtiger Teil ist. Und darum ist er Captain.»

Und er gehörte auch abgesehen vom «C» auf der Brust zu den auffallenderen Akteuren. Vorderhand ist aber nur für dieses Turnier entschieden, wer Captain ist.

In einem Monat empfangen die Schweizer dieselben Gegner in Zürich zum Heimturnier. Es dürfte leichte Änderungen geben. Spieler von Teams, die weiter in der Champions Hockey League spielen, könnten geschont werden und möglicherweise auch solche, die beim Spengler Cup geplant sind.

«Wir werden sicher die Spiele analysieren. Es werden wieder ein paar Spieler dazukommen, die jetzt nicht dazukommen konnten, weil sie verletzt oder angeschlagen waren. Wir beobachten die Spieler und dann ist es wichtig, dass wir beim Heimturnier dort weiterfahren, wo wir aufgehört haben und dann ein paar Siege holen daheim», so Fischer.

Letztes Jahr gewannen die Schweizer fünf von zwölf Spielen. Um diese Bilanz zumindest zu erreichen, wird man aufholen müssen. Da bietet sich das Heimturnier bestens an.

«Logischerweise müssen wir in den nächsten neun Spielen zulegen. Wir hatten letztes Jahr auch zwei Turniere, wo wir belohnt wurden und gewannen, und zwei Turniere, bei denen wir leer ausgingen», sagt Fischer. «Für uns sind diese Spiele Gold wert, aber es reicht nicht, wenn man nicht voll da, die Präzision nicht da ist. Es lehrt uns wie wir spielen müssen. Wenn wir nicht so spielen, wie wir wollen oder müssen, dann geht einfach nichts. Und das hilft. Klar war es einfacher früher an anderen Turnieren, da gewann man dann vielleicht auch mal ein Spiel ohne so gut gespielt zu haben. Dass dies hier nicht geschieht, ist auch richtig so.»

Weniger diskussionsfreudig zeigt sich Fischer übrigens über seine Zukunft, über die in den Medien auch hie und da spekuliert wird. «Ich habe zur Zeit null Bock darüber zu diskutieren. Ich habe die Motivation, den Staff und die Mannschaft um an dieser WM Erfolg zu haben. Das ist das Einzige, was zählt. Ich denke keine Sekunde weiter», sagt Fischer und deutet an, dass es auch keine Vertragsdiskussionen benötigen werde bis zur WM.

Hockeyfans können das Nationalteam bald in der SwissLIfe Arena in Zürich sehen. Tickets für die Spiele gegen Schweden (14.12.), Tschechien (16.12.) und Finnland (17.12.) gibt es bei Ticketmaster.

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Nationaltrainer Fischer


Der Schweizer Nationaltrainer Patrick Fischer hinter der Bande beim Karjala-Turnier 2023 mit seinen Spielern Sandro Schmid, Marco Lehmann und Sven Andrighetto im Bild. Foto: Martin Merk