Lausanne gleicht wieder aus

Von Martin Merk

In einer leidenschaftlichen Atmosphäre schafft der Lausanne HC mit einem 5:2-Heimsieg gegen die ZSC Lions den erneuten Ausgleich in der Finalserie. Diese geht damit über mindestens sechs Spiele und wird am Donnerstag in Zürich fortgesetzt.

Lausanne hat die gewünschte Reaktion vor den eigenen Fans gezeigt und auch das nötige Quäntchen Glück gehabt als die Pucks teilweise nach Lausanner Gusto flogen. Die ZSC Lions kassierten erstmals überhaupt in dieser Saison fünf Gegentore – letztmals geschah ihnen das vor über einem Jahr als eine 3:5-Niederlage gegen Biel am 5. März 2023 das Halbfinal-Aus bedeutete. Der Torhüter Simon Hrubec hatte für einmal keinen starken Tag. Seit 16. Februar hatte er in allen Spielen eine Fangquote von über 90 Prozent, nicht so heute und letzten Donnerstag in der Vaudoise Aréna. Dass die wichtigsten Stürmer gleich acht Strafminuten bei Offensivaktionen kassierten, sorgte beim ZSC-Trainer Marc Crawford ebenso für Stirnrunzeln.

Der Lausanne HC sehnte sich nach der Niederlage nach Revanche und wollte wie schon beim letzten Heimspiel umgehend den Ausgleich schaffen. Die Waadtländer wirkten von Anfang an sichtlich bemüht und aktiv, begannen mit mehr Spielanteilen und versuchten sich gute Abschlussmöglichkeiten herauszuspielen, kamen aber in der Startphase nur selten zum Abschluss.

Die erste Strafe des Spiels in der 11. Minute gegen den ZSC-Verteidiger Phil Baltisberger für einen Crosscheck gegen Damien Riat schien etwas Abhilfe zu schaffen, doch am brenzligsten wurde es vor dem eigenen Tor. Justin Sigrist scheiterte aber mit seiner Kontermöglichkeit.

Nach Ablauf der Strafe ging der LHC dann mit dem fünften Schuss aufs Tor doch noch in Führung. Die ZSC Lions verloren im Angriff die Scheibe und waren zu sehr nach vorne orientiert, die Lausanner Stürmer konterten, Ronalds Kenins fand hinten den freistehenden Verteidiger Andrea Glauser und dieser haute mit freier Bahn die Scheibe ins Netz.

Die Lausanner konnten das Mitteldrittel in Überzahl beginnen, blieben dabei aber wirkungslos. Erneut lief es den Gastgebern nach der Strafe besser. Bei einem Eintritt in die offensive Zone fand Jason Fuchs vorne rechts Robin Kovacs freistehend, der aus spitzem Winkel den ZSC-Torhüter Simon Hrubec düpierte.

Die ZSC Lions reagierten aber wie schon in den früheren Spielen und der Paradesturm konnte kurz nach Spielmitte verkürzen als er die LHC-Abwehr mit einem schönen Passspiel ausser Gefecht setzte. Sven Andrighetto spielte über die Spielfeldbreite links Denis Malgin an, der den Torschützen Rudolfs Balcers frei vor dem Tor fand. Endlich konnten auch die ZSC-Fans in der Arena jubeln, doch ihre Freude war von kurzer Dauer. Zwei Minuten später bei einem schnellen Angriff fand Tim Bozon die Lücke im ZSC-Tor – erneut musste sich der sonst so starke Hrubec aus spitzem Winkel bezwingen lassen.

Das Momentum schien zu kippen, denn Lausanne handelte sich innert kurzer Zeit gleich drei Strafen ein. Zuerst erhielt Bozon wegen übertriebener Härte eine eher umstrittene Strafe. Dann traf Cody Almond dem enteilenden Juho Lammikko mit dem Stock im Gesicht und bekam mit 2+2 Minuten die Quittung. Die Zürcher hatten damit ein längeres Powerplay, teilweise mit zwei Mann mehr auf dem Eis. Sie vermochten die Chance aber nicht zu nutzen und als Michael Raffl in Unterzahl hinter dem Tor mit Denis Hollenstein um die Scheibe kämpfe, holte sich der Österreicher eine Strafe wegen Haltens gegen Hollenstein heraus.

Das Schlussdrittel startete mit wenigen Chancen hüben wie drüben, darunter ein Pfostenschuss des LHC-Stürmers Jiri Sekac. Der Tscheche traf dann schliesslich in der 51. Minute als Denis Malgin auf der Strafbank sass. Als wenig später auch Malgins Sturmpartner Andrighetto für ein Foul in der offensiven Zone auf die Strafbank musste, half dies den Zürchern auch nicht sonderlich.

Als die Lausanner Fans den Sieg schon am Feiern waren, kamen die Zürcher zwar noch ran. Ein Schuss von Denis Hollenstein ging via Jason Fuchs ins Lausanner Netz – 4:2 rund zwei Minuten vor Schluss. Doch als Cody Almonds Befreiungsschlag in der Luft angenommen gegenüber ins leere Tor landete, war die Sache erledigt.

Nach vier Spielen mit vier Heimsiegen ist die Serie damit neu lanciert. Aus der best-of-7-Serie wird quasi eine best-of-3-Serie mit Heimvorteil für die ZSC Lions. Können die Stadtzürcher am Donnerstag auf heimischem Eis reagieren?

Lausanne HC – ZSC Lions 5:2 (1:0, 2:1, 2:1)

Vaudoise Aréna. – 9600 Zuschauer (ausverkauft). – SR: Tscherrig/Wiegand, Schlegel/Wolf.

13:28 Glauser (Kenins) 1:0. 24:58 Kovacs (Fuchs, Frick) 2:0. 31:13 Balcers (Malgin, Andrighetto) 2:1. 33:21 Bozon (Raffl, Pilut) 3:1. 50:35 Sekac (Jäger, Rochette / Ausschluss Malgin) 4:1. 57:54 Hollenstein 4:2. 58:35 Almond (ins leere Tor) 5:2.

Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen Lausanne, 7-mal 2 Minuten gegen die ZSC Lions.

Schüsse aufs Tor: 30:26 (13:7, 4:8, 13:11)

Lausanne: Hughes (Ersatz: Pasche); Glauser, Djoos; Heldner, Frick; Pilut, Genazzi; Jelovac; Rochette, Suomela, Sekac; Riat, Fuchs, Kovacs; Bozon, Jäger, Raffl; Holdener, Almond, Kenins; Pedretti.

ZSC Lions: Hrubec (Ersatz: Zumbühl); Weber, Kukan; Lehtonen, Geering; Trutmann, Marti; Phil Baltisberger; Andrighetto, Malgin, Balcers; Frödén, Grant, Hollenstein; Rohrer, Lammikko, Zehnder; Riedi, Sigrist, Schäppi; Bodenmann.

Bemerkungen: Lausanne ohne Marti, Perrenoud (verletzt), Hügli, Haapala, Thévoz, Mémeteau, Bougro und Fuhrer (überzählig). ZSC Lions ohne Chris Baltisberger, Harrington und Baechler (überzählig). – 38:19 Time-out Lausanne. – ZSC Lions von 58:10 bis 58:35 ohne Torhüter.