Fribourg gewinnt das Zähringerderby in Bern

Von Rolf Probst

Ein dummer Puckverlust in Überzahl kurz vor der zweiten Drittelspause kippte das Spiel vollends auf die Seite der Fribourger. Christoph Bertschy nahm das Geschenk dankend an. Sein Shorthander zum 1:2 war zugleich das Game-Winning-Goal, welches in Entstehung und Zeitpunkt kaum hätte dümmer sein können. Im dritten Drittel spielte dann nur noch der Tabellenzweite und bei den Berner lief gar nichts mehr. Der SC Bern geht mit null Punkten an diesem Wochenende leer aus und verpasste so, sich eine noch bessere Ausgangslage zu erschaffen.

Spielverlauf

1.Drittel

Der Tabellenzweite aus Fribourg war im Startdrittel die spielbestimmende Mannschaft, hatte mehr Abschlüsse und ein Powerplay. Dennoch blieben die grossen Chancen aus, da die Berner defensiv sehr diszipliniert auftraten. Folgerichtig ging es mit 0:0 in die erste Pause.

2.Drittel

Der SC Bern kam entschlossen aus der Pause und hatte sogleich die erste Chance. In der 23. Minute konnten die Berner zum ersten Mal in Überzahl agieren. Im Gegensatz zu Fribourg nutzen sie diese Möglichkeit. Romain Loeffel zog von der blauen Linie ab und traf zum 1:0. Der SC Bern versuchte gleich nachzusetzen, aber Reto Berra hielt in dieser Phase alles, was auf sein Tor kam. In der 31. Minute hatten die Fribourger die Antwort auf die Berner Führung. Ein schnell vorgetragener Angriff über Christoph Bertschy und Andrey Bykov schloss Jacob De la Rose zum nicht unverdienten 1:1 ab. In der 33. Minute mussten mit Sandro Schmid und Tristan Scherwey je ein Spieler in die Kühlbox. Kurz darauf wanderte dann auch noch Marco Maurer auf die Strafbank. Der SC Bern überstand auch die zweite Unterzahlsituation unbeschadet. Bei Gleichstand suchten die Berner das Heil wieder in der Offensive. In der 40. Minute musste Ryan Gunderson zum zweiten Mal auf die Strafbank. Christoph Bertschy eroberte den Puck und zog auf das Berner Tor und erzielte vier Sekunden vor der Pause das 1:2 für Fribourg in Unterzahl. 

3.Drittel

Der SC Bern konnte das dritte Drittel mit einem Mann mehr in Angriff nehmen, doch waren sie noch vom Shorthander-Goal geschockt. Sie brachten absolut nichts zustande und Fribourg spielte das Boxplay absolut souverän. Der SC Bern brachte keine Energie mehr auf das Eisfeld. Die Fribourger bestimmten das Spiel nun nach Belieben. Das 1:3 durch Julien Sprunger war nur die logische Folge davon. Er reagiert am schnellsten auf einen Abpraller von Adam Reideborn. Gut vier Minuten vor Schluss nahm der SC Bern sein Timeout und sogleich Adam Reideborn zu Gunsten eines sechsten Feldspielers aus dem Tor. Das Risiko wurde nicht belohnt. In der 58. Minute traf Benoit Jecker von ganz hinten ins verlassene Berner Tor. Zum Dessert erzielte Mauro Jörg eine Zehntelsekunde vor Schluss das 1:5-Schlussresultat.

Negativ:

39 Minuten und 55 Sekunden sahen die Zuschauer ein sehr ausgeglichenes Spiel, aber dann erzielte Christoph Bertschy in Unterzahl das Game-Winning Goal für den HC Fribourg-Gottéron. Das war die Knacknuss in diesem Spiel. Von diesem Zeitpunkt an, sah man vom SC Bern nicht mehr.

Stimmen zum Spiel (Interviews von Roman Badertscher):

Jussi Tapola: „In unserem Spiel waren wir nicht gut in der offensiven Zone. Das ist das, wo wir besser sein müssen. Chancen zu kreieren ist die Differenz zu den aktuell besten Teams. Daran müssen wir wachsen. Wir müssen besser mit dem Puck umgehen, defensiv härter spielen, physisch präsenter sein und auch Wege finden, mehr Möglichkeiten zu kreieren. Das 1:2 in Überzahl war zwar ein hartes Tor gegen uns, aber es war nicht entscheidend. Es war ein 1:2-Spiel und wir hatten noch das letzte Drittel vor uns. Gestern in Lausanne war es kein gutes Spiel für uns. Wir haben heute darüber gesprochen, aber es ist alles in der Garderobe vorhanden. Das Spielsystem und die Spieler. Jetzt müssen wir im Spiel besser werden und das ist das, wofür wir arbeiten.“

Marco Lehmann: „In den letzten zwei Spielen haben die Chancen gefehlt. Wir müssen Fehler abstellen, denn in letzter Zeit wurden wir dafür bestraft. Konzentrierter sein im Kopf und das Bewusstsein schärfen. Wir dürfen uns jetzt nicht runterziehen lassen, denn wir sind noch immer in einem guten Spot (Tabellenplatz). Was aber klar ist, wir müssen unsere Leistung steigern. Gestern waren wir nicht zufrieden. Heute haben wir etwas besser gespielt, aber wieder deutlich verloren. Das müssen wir schleunigst ändern.“

SC Bern vs. HC Fribourg-Gottéron 1:5 (0:0 / 1:2 / 0:3)

PostFinance-Arena, Bern – 16'954 Zuschauer

SR/LM: Miroslav STOLC (SVK), Marc WIEGANG; Dario FUCHS, Zach STEENSTRA (CAN)

Tore: 24:25 Loeffel (Lehmann / Ausschluss Gunderson) 1:0 PP; 30:19 De la Rose (Bykov, Bertschy) 1:1; 39:56 Bertschy (Ausschluss Gunderson!) 1:2 SH; 48:42 Sprunger (Dufner, Schmid) 1:3; 57:03 Jecker (Gunderson / ins leere Tor) 1:4 EN; 59:59 Jörg (Diaz) 1:5

Strafen: 

SC Bern 4 x 2 Min.

HC Fribourg-Gottéron 4 x 2 Min.

Strafminuten: SC Bern 8 Minuten – HC Fribourg-Gottéron 8 Minuten

SC Bern: Reideborn (SWE) (Wüthrich); Kindschi, Untersander (A), Kreis, Loeffel, Paschoud, Maurer, Füllemann; T. Scherwey,  Baumgartner, Lehmann; Luoto (FIN), Knight (CAN), Kahun (GER / TS); Bader, Vermin (A), Moser ©; Schild; Ritzmann, Sablatnig; Fahrni, 

Headcoach: Jussi Tapola (FIN)

HC Fribourg-Gottéron: Berra (Rüegger); Jecker, Gunderson (USA), Borgman (SWE), Diaz (A), Dufner, Streule, Seiler; Mottet, Wallmark (SWE), Sörensen (SWE / TS); DiDomenico (CAN), Schmid, Sprunger ©; Bykov, De la Rose (SWE / A), Bertschy; Jörg, Walser, Binias

Headcoach: Christian Dubé (CAN)

Bemerkungen:

SC Bern ohne

Meile, Nemeth (SWE / A), Fuss, Näf, Pokka (FIN), Sceviour (CAN) (verletzt) 

Manzato (überzählig)

Meile, Ryser, A. Henauer, Rhyn (Farmteam)

Honka (FIN) (ausgeliehen an HC Genève-Servette), M. Henauer (ausgeliehen an EHC Kloten)

HC Fribourg-Gottéron ohne

Sutter, Marchon (verletzt)

Schussverhältnis: SC Bern 25 (5 / 13 / 7) – HC Fribourg-Gottéron 47 (13 / 13 / 21)

Goalies:

Adam Reideborn, SC Bern (42 von 46 Schüssen gehalten – Abwehrquote: 91.30% - 1 Schuss war ins leere Tor)

Reto Berra, HC Fribourg-Gottéron (24 von 25 Schüssen gehalten – Abwehrquote 96.00%)

Ereignisübersicht (ohne Tore – diese siehe oben im Bericht):

1.Drittel

10:03 2’ Dominik Kahun, SCB – Beinstellen (seine 1. Strafe in dieser Saison!)

19:38 2’ Julien Sprunger, HCFG – zu viele Spieler auf dem Eis

19:38 2’ Tristan Scherwey, SCB - Behinderung

2. Drittel

22:57 2’ Ryan Gunderson, HCFG – Halten

32:12 2’ Sandro Schmid, HCFG – Behinderung

32:12 2’ Tristan Scherwey, SCB – Cross-Check

32:37 2’ Marco Maurer, SCB – Beinstellen

39:30 2’ Ryan Gunderson, HCFG – Halten

3. Drittel

56:11 Timeout SC Bern

56:11 Adam Reideborn, SC Bern – out

57:03 Adam Reideborn, SC Bern – in

39:56 Game-Winning-Goals: #28 Christoph Bertschy

(TS): Topscorer

©: Captain