Jetzt geht es richtig los

Von Lars Gansäuer

Zum ersten Mal war es richtig eng zwischen dem HC Siders-Anniviers und dem HC La Chaux-de-Fonds. Nach einem von Taktik geprägten Startdrittel legten die Walliser im Mittelabschnitt den Grundstein für den knappen aber verdienten 5:4- Heimerfolg im dritten Playoff- Viertelfinal.

Nach zwei deutlichen Siegen für das jeweilige Heimteam war im drittel Viertelfinale zwischen dem HC Siders-Anniviers und dem HC La Chaux-de-Fonds nicht mit einem Torregen zu rechnen. Beide Trainer hatten aus den Spielen ihre Lehren gezogen und so war es wenig verwunderlich, dass die Taktik ganz im Mittelpunkt stand. Aber dennoch: Beide Teams schonten sich nicht, kannten die Grenzen zwischen hart und unfair aber ganz genau und hielten sich an die gebotene Fairness.

Für die Walliser, die neben Lee Jinman auch kurzfristig auf den erkrankten Goalie Martin Zerzuben verzichten mussten, war die Zahl der Ausfälle zweistellig. Bei den Gästen war Karl Fournier erwartungsgemäss der überzählige Ausländer. Für Viele überraschend zeigte Siders-Coach Mongrain seinen Jungs diesmal den Vorwärtsgang und seine Puckjäger arbeiteten konzentriert und hoch stehend gegen den Spielaufbau der Gäste. Die Breakout-Situationen waren daher oft schon ungenau. Die Sonnenstädter kamen dadurch schneller ins Spiel, hatten deutlich mehr Torchancen, doch Mondou und Pochon, die zusammen mit dem zweiten Ausländer Jacques aufliefen, waren dennoch immer wieder in der Lage, den Unterschied zu machen. Entsprechend verdient und beinahe überfällig war daher einerseits die Führung für die Hausherren durch Schäublin (16.), logisch andererseits der 1:1- Ausgleich in Überzahl durch Verteidiger Stephan. Unter kritischen Coaching-Gesichtspunkten war die folgenschwere Strafe gegen Schäublin jedoch vermeidbar. Der Siders-Defender hatte im Shift zuvor ein emotionales Rencontre mit Pasqualino. Sheehan wechselte und Schäublin blieb auf dem Eis – bis der Schiedsrichter nach seinem Foul dann pfiff.

Auch im zweiten Drittel änderte sich wenig an der Physionomie des Spiels: Die Walliser waren offensiver und La Chaux-de-Fonds gut organisiert. Die Chancen auf beiden Seiten waren wenig, doch wenn es gefährlich wurde, dann brannte es gleich lichterloh: Die Jurassier verpassten die Führung in Überzahl – und Sierre verpasste das 2:1 bei 5 gegen 5 gleich mehrfach. Und mit jeder Minute wurde die Partie temporeicher. Erstaunlich, dass Schiedsrichter Daniel Schmutz fortan der Partie nicht mehr gewachsen war. Als dann zunächst die Neuenburger scorten und Siders postwendend ausglich, war es endgültig eine Playoff- Partie. Skandalös dann das 2:3 (Bochatay, 31.), als zuvor Cormier beim Torabschluss sowohl von recht gehakt als auch von links gebeinstellt wurde – und lächerlich die Kompensationsstrafe gegen Kast, während derer Sierre zum 3:3 kam. Schade, dass sich die Partie dann nicht beruhigte, denn die Hektik kam weiter vom Unpateiischen. Die Volksseele kochte wie vielleicht bislang zuvor nur bei den hinterhältigen Aktionen von Desmarais. Nach vielen nicht gegebenen Strafen, teilweise sogar bei richtig groben Fouls, wanderte Daucourt für eine genauso hervorragende wie saubere Rettungsaktion auf die Sünderbank. Sierre nutzte dies zur 4:3- Führung. Dass es mit dieser Führung in der Pause ging, war aus Sicht der Gastgeber verdient, doch Rappi-Goalie Marco Streit, der seinen zweiten Match im Dress des HC Siders absolvierte, hatte einen gehörigen Anteil daran.

Trotz der Führung machten die Sonnenstädter im Schlussabschnitt weiter mit dem aufsässigen Defensivspiel in der gegnerischen Zone. Antoine Todeschini, der viel gescholtene und von seinem Trainer als ein wenig zu unerfahren abqualifizierte Torhüter der Jurassier, bewahrte sein Team mehrfach vor dem fünften Gegentreffer. Dann nahte aber die Zeit der Entscheidung. Beflügelt von einem Lattenschuss von Jacques waren die Gäste nochmal am Drücker, doch als quasi im Gegenzug Schönenberger auf dem Weg zum Tor von Vacheron als letzten Mann gelegt wurde, kreutze Schiri Schmutz, der sich wieder gefangen hatte, seine Hände über dem Kopf. Ein Penalty, den sich Topscorer Cormier nicht entgehen liess und mit dem 5:3 die Vorentscheidung herbeiführte. Einmal noch musste sich Marco Streit bei einem abgefälschten Schuss von Neininger noch bezwingen lassen, doch anschliessend, als Gary Sheehan seinen Torhüter zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis nahm, blieb Siders Herr im Haus und brachte den Sieg in trockene Tücher.

Marco Streit, der von Rappi ausgeliehene Torhüter, freute sich nach seinem Heimdebut sehr über den wichtigen Sieg: "Ich glaube man merkt, dass ich mich hier wohl fühle. Es ist eine tolle Mannschaft. Neben der angespannten Vorbereitung spürte ich aber auch schon vor dem Spiel eine gewisse Freude in mir. Und dann, in der engen Halle, wenn die Zuschauer so nahe am Eis sind, ist es wirklich noch geiler. Natürlich bin ich sehr froh, dass wir gewinnen konnten und dass ich auch meinen Teil dazu beigetragen habe, aber man hat schon auch gesehen, wie eng diese Serie ist. Gerade jetzt ist der Heimvorteil viel Wert, denn nicht nur wir wissen, dass La Chaux-de-Fonds einmal hier gewinnen muss."

HC Siders-Anniviers - HC La Chaux-de Fonds 5:4 (1:1, 3:2, 1:1)

Graben, 3073 Zuschauer

SR: Schmutz (Niquille, Wermeille)

Tore: 16. (15:58) Schäublin (Schönenberger, Claasen) 1:0 ; 20. (19:05) Stephan (Vacheron, Mondou - bei Ausschluss Schäublin) 1:1 ; 27. (26:24) Christian (Membrez) 1:2 ; 29. (28:03) Haas (Cormier, Keller - bei Ausschluss Bochatay) 2:2 ; 31. (30:43) Bochatay (Fuchs, Vacheron) 2:3 ; 33. (32:55) Keller (Cormier, Haas - bei Ausschluss Kast) 3:3 ; 39. (38:03) Sigrist (Métrailler - bei Aussluss Daucourt) 4:3 ; 50. (49:47) Cormier (Penalty - Foul von Vacheron) 5:3 ; 58. (57:39) Neininger (Kast) 5:4

(Korrektur beim Tor zum 2:2)

Strafen: Siders: 5 x 2 Minuten - La Chaux-de-Fonds 6 x 2 Minuten

HC Siders-Anniviers: Streit ; Keller, Lardi ; Dällenbach, O. Schäublin ; Lamprecht, S. Gartmann ; Coppey ; Siritsa, Cormier, Haas ; Schönebberger, Claasen, Reber ; Métrailler, Krebs, Sigrist ; C. Scherwey, Rotzer, Wüst ; Locher - Trainer: Bob Mongrain

HC La Chaux-de-Fonds: Todeschini ; Stephan, Vacheron ; Huguenin, Emery ; Membrez, Daucourt ; Morant, Frutig ; Pochon, Mondou, Jacques ; Fuchs, Pasqualino, Bochatay ; Neininger, Kast, Christen ; Spolidoro, Baur, Masa - Trainer: Gary Sheehan

Bemerkungen: Siders ohne: Jinman, Sammali, Botta, Schena, Jenni, Bielmann (verletzt), Zerzuben (krank), Mottet (bei Fribourg), Mäder (bei Langnau), Nendaz, Delessert, Gueyenet (überzählig) ; La Chaux-de-Fonds ohne: Turler, Ciaccio (verletzt), Hasani, Lauper (beide bei Fribourg), Fournier, Du Bois, Conté Girardin (überzählig) ; Debut des Kanadiers Grag Claasen im Dress des HC Siders ;

49. Lattenschuss Jacques (HCC) ; 59:31 La Chaux-de-Fonds ohne Torhüter ; 59:42 Timeout La Chaux-de-Fonds