ZSC Lions demütigen Linköping auswärts

Von Andreas Bernhard

Peter Sejna und Thibaut Monnet trafen je zweimal und führten die ZSC Lions zum unerwartet hohen Sieg in Linköping. Gleich 2:7 wurden die schwedischen Vize-Meister abgefertigt. Die Lions machten mit viel Kampf und einer geschlossenen Mannschaftsleistung den Unterschied.

Gleich zu Beginn wurden die Zürcher im eigenen Drittel eingeschnürt. Die Schweden setzten grossen Druck auf. Zunächst konnte zwar noch Jean-Guy Trudel mit einem Schuss Daniel Henriksson leicht beunruhigen, dann ging es vor Ari Sulander zur Sache. Der Finne musste erst gegen Mikael Håkanson abwehren und den Abpraller machte er gegen Jan Hlavac glänzend zunichte. Kurz darauf tauchte Hlavac wieder vor Sulander auf. Wieder blieb der Goalie Sieger und die Zürcher hatten Glück, dass Jaroslav Hlinka über die Scheibe schlug und den Abpraller nicht zum 1:0 verwerten konnte.

Das Tor für die Schweden fiel aber doch. Die Zürcher hatten gerade fliegend gewechselt und ihre Positionen noch nicht gefunden, als Daniel Fernholm mit einem schönen Pass aus dem eigenen Drittel auf die offensive blaue Linie Martin Ylvén einsetzte. Der Schwede liess Ari Sulander keine Chance.

Die Lions liessen sich von diesem Gegentor nicht beeindrucken. Der technischen Überlegenheit von Linköping hielten sie mit Kampf entgegen und kamen vermehrt zu Chancen. Blaine Down konnte in der vierten Minute die Scheibe im Mittelkreis erobern und alleine aufs Tor losziehen. Sein Schuss war aber ungefährlich. In der sechsten Minute konnte Henriksson einen Schuss von Mark Bastl gerade noch mit der Fanghand ablenken. Als die Schweden bei Gleichstand eine Art Powerplay aufzogen, konnte Severin Blindenbacher einen Pass unterbinden und alleine aufs Tor ziehen. Er liess Henriksson mit einem Schuss unter die Latte keine Chance und brachte die gut 60 mitgereisten Zürcher Fans zum jubeln. „Es war am Ende eines langen Einsatzes und ich war nicht mehr wirklich schnell, dass der schwedische Verteidiger auch nicht mehr der Schnellste war, beruhigte mich ungemein“, meinte Blindenbacher nach dem Spiel. Für Sean Simpson war es ein sehr wichtiges Tor: „Nach dem frühen Gegentor hat uns das 1:1 gezeigt, dass wir im Spiel bleiben und unsere Chance waren können.“

Die Schweden blieben zwar weiterhin mehr im Scheibenbesitz, kamen aber kaum mehr zu Chancen, auch im Powerplay nicht. Die Zürcher stellten sich immer besser auf den Gegner ein und zeigten sich ihrerseits im Powerplay kaltblütiger. Thibaut Monnet lenkte in der 18. Minute einen Schuss von Beat Forster unhaltbar zum 1:2 ab. Kurz darauf hatte Jan Alston gar das 1:3 auf dem Stock, doch nur 66 Sekunden nach dem Führungstor der Lions glich Linköping wieder aus.

Starkes zweites Drittel

Das Mitteldrittel gehörte dem ZSC. Zwar setzte Linköping zunächst wieder viel Druck auf, doch die Chancen der Schweden waren weiterhin eher harmlos. Dank der gut organisierten Zürcher Abwehr, die nur zu fünft antreten konnte, da Patrick Geering krankheitshalber ausfiel. Geering hatte das Morgentraining zwar noch mitgemacht, für einen Einsatz im Spiel fühlte er sich aber nicht fit genug.

Die Chancen der Lions wurden immer besser. Zunächst scheiterte Blaine Down noch, als er einen Pass von Trudel nicht verwerten konnte. In der 27. Minute vergassen die Schweden Peter Sejna, der wurde von Adrian Wichser angespielt und liess Henriksson keine Chance. Wieder lagen die Lions in Führung und diese gaben sie nicht mehr preis. Die 7961 Zuschauer konnten nur noch staunen, als die Zürcher gar den vierten Treffer ausliessen. In der 32. Minute kreierten sie eine 3:1-Situation, als Alston gerade von der Strafbank kam. Anstatt selber zu schiessen, machte Peter Sejna den Pass zuviel. Für Alston war der Winkel dann zu eng. Die Lions wurden immer stärker. Nun schnürten sie plötzlich die Schweden ein und Sejna konnte tatsächlich auf 2:4 erhöhen. Nicht einmal ein regelwidriges Halten von Carl Gunnarsson konnte ihn am Torschuss hindern. „Ich fühlte mich gut auf den Schlittschuhen und kämpfte mich vom Verteidiger los“, strahlte der Slowake in der Garderobe. „Ich konnte den Puck gerade noch auf die Vorhand legen und irgendwie abdrücken.“ Die Schweden wurden mit wütenden Buhrufen in die Pause geschickt.

Die erwartete Aufholjagd von Linköping im Schlussabschnitt blieb aus. Die ZSC Lions liessen nichts mehr anbrennen. Sie erhöhten gar noch ihre Führung. Cyrill Bühler schloss einen Konter in der 43. Minute erfolgreich ab und bezwang Henriksson auf der Fanghandseite zum 2:5. Fünf Minuten später knallte Thibaut Monnet den Puck wieder über die Fanghand von Henriksson zur endgültigen Entscheidung ins Tor. Im Powerplay gelang Domenico Pittis das 2:7 und veranlasste die schwedischen Zuschauer, die das Stadion nicht schon nach dem 2:6 verlassen hatten, ihren Platz zu räumen.

Die ZSC Lions haben heute gezeigt, was man mit Kampf und Wille zu leisten im Stande ist. Den technisch besser einzustufenden Schweden wurde der Schneid abgekauft, oder besser abgekämpft. Es wurde tolles Eishockey geboten. Wir können uns auf den ersten Heimauftritt der Zürcher am nächsten Mittwoch gegen Slavia Prag freuen. Spielen die Lions ähnlich kompakt und organisiert, wird es auch für die Tschechen schwierig, Punkte zu gewinnen.

Stimmen zum Spiel:

Sean Simpson: „Endlich ist es uns gelungen, über 60 Minuten konzentriert zu spielen. Das war eine grandiose Leistung der ganzen Mannschaft und mit Sicherheit das beste Spiel der Saison. Wir haben uns sehr seriös auf dieses Spiel vorbereitet. Es ist eine Ehre für uns, gegen Topmannschaften in Schweden und Tschechien anzutreten.“

Severin Blindenbacher: „Heute haben wir gespielt, wie in den Playoffs. Ein grosses Kompliment an die Mannschaft. Jeder hat seinen Job zu 100% erledigt. Wären wir nicht so kompakt aufgetreten, hätte es auch gut 3:0 nach dem ersten Drittel stehen können.“

Slavomir Lener (Trainer Linköpings HC): „Ich bin mit keinem meiner Spieler zufrieden. Ich habe vor und nach jedem Training und vor dem Spiel immer wieder gesagt, dass wir hier auf einen starken Gegner treffen. Offensichtlich haben das meine Spieler nicht ernst genommen. Nach dem 2:4 war die Frustration so gross, dass wir nicht mehr reagieren konnten. Ich entschuldige mich bei den zahlreich erschienenen Zuschauer, die wir mit unserer Vorstellung enttäuscht haben.“

Telegramm

Linköpings HC – ZSC Lions 2:7 (2:2, 0:2, 0:3)

Cloetta Center, Linköping 7961 Zuschauer

Schiedsrichter: Peter Orszag, Jozef Kubus; Tomas Orolin, Rastislav Gajan (alle SVK)

Tore:

02:32 1:0 Martin Ylvén-Laumann (Daniel Fernholm)

06:47 1:1 Severin Blindenbacher

17:53 1:2 Thibaut Monnet (Beat Forster, Alexei Krutov / Ausschluss: Peter Håkanson)

18:59 2:2 Eric Beaudoin (Niklas Persson, Joakim Eriksson)

26:59 2:3 Peter Sejna (Adrian Wichser, Beat Forster)

38:24 2:4 Peter Sejna (Severin Blindenbacher)

42:42 2:5 Cyrill Bühler

47:30 2:6 Thibaut Monnet (Domenico Pittis)

47:51 2:7 Domenico Pittis (Jean-Guy Trudel / Ausschluss: Joakim Eriksson)

Schüsse:

17:28 (7:12, 6:8, 5:8)

Strafen:

Linköpings HC: 4 x 2 min.

ZSC Lions: 3 x 2 min.

Aufstellung:

Linköpings HC: Henriksson (Ersatz: Jonas Fransson); Fernholm, Majesky; Johan Fransson, Saravo; Gunnarsson, Aalto; Bozic; Eriksson, Persson, Beaudoin; Hlavac, Håkanson, Hlinka; Petterström, Zackrisson, Emvall; Frøshaug, Carlsson, Ylven.

ZSC Lions: Sulander (Ersatz: Flüeler); Blindenbacher, Suchy; Forster; Seger, Schnyder; Sejna, Gardner, Wichser; Pittis, Trudel, Down; Monnet, Krutov, Kamber; Bühler, Grauwiler, Bastl, Alston, Gloor.

Bemerkungen

ZSC Lions ohne Patrick Geering (krank).

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Mittwoch, 22. Oktober 2008

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