Muss Andrighetto bei Avangard gehen?

Samstag, 21. März 2020, 12:55 - Martin Merk

Der Schweizer Nationalstürmer Sven Andrighetto ist letzten Sommer mit einem Millionenvertrag über zwei Jahre von der NHL zum KHL-Club Avangard Omsk gewechselt. Öffentliche Kritik vom Club-Präsidenten deutet aber auf ein vorzeitiges Ende hin.

Vor rund 13 Jahren spielte der heutige Nationaltrainer Patrick Fischer kurz beim SKA St. Petersburg. Er traf nicht oft genug und bekam öffentliche Kritik vom allmächtigen Clubpräsidenten Alexander Medwedew. Wenige Tage später war der Vertrag aufgelöst und sein Flugticket nach Zürich gebucht. One-way. Wie schon bei manchem Spieler davor. Das kann in Russland sehr schnell gehen. Wiederholt sich nun die Geschichte für einen anderen Schweizer?

Maxim Suschinski ist politisch zwar kein Schwergewicht wie Medwedew, dafür war der Präsident von Avangard Omsk ein Spitzenspieler und Weltmeister (2008), bestritt viele Spiele in Russlands Top-Liga und auch einige in der NHL und zum Abschluss seiner Karriere für Fribourg-Gottéron.

Weil momentan in der KHL nichts läuft, jagen die fleissigen russischen Journalisten nach jedem Wort. Kurzarbeit kennen sie nicht. So kam Suschinski beim Sportsender MatchTV lange zu Wort – so etwas wie das MySports von Russland – und sprach auch über seine Importspieler.

Ein riesiges Potenzial habe Andrighetto läuferisch, im Spielverständnis und dem technischen Können. Doch er könne eigentlich noch viel mehr.

«Er konnte sich nicht zum Leader spielen, selbst wenn er im Training Wunder vollbrachte. Wir haben wirklich sehr auf ihn gesetzt, doch wir kriegten nicht jenen Sven, den wir bei den Weltmeisterschaften sahen, der in der NHL spielte», sagte Suschinski. «Vielleicht ist es, weil ein Schweizer nach Russland kam. Ein anderes Land, das ist schwierig. Ich weiss nicht, was mit ihm geschah. Aber das Spiel Andrighettos passte uns nicht.»

Auch Taylor Beck bekam sein Fett weg. Der Kanadier und der Schweizer sind die Nummern vier und fünf in der Scorerliste hinter drei Russen. Wenn man ausländische Spieler für siebenstellige Beträge holt, erwartet man Wunder. Mit 13 Toren und 16 Assists in 62 Spielen hat Andrighetto bislang keine vollbracht. Wenn es nicht läuft, reisst der Geduldsfaden in Russland schneller als anderswo.

Brisant: Das Interview wurde auch auf der offiziellen Club-Webseite veröffentlicht. Ein Signal?

Suschinski hat jedenfalls angekündigt, dass man mit einem anderen Ausländer, Rob Klinkhammer, nicht verlängern werde. Und auch weiterlaufende Verträge bedeuten keine Sicherheit. «Andrighetto und Beck verfügen über Verträge bis 2021, jedoch mit besonderen Paragraphen. Deshalb werden wir sprechen», kündigt Suschinski an. Womit Andrighetto das gleiche Schicksal drohen könnte wie einst Fischer, dem letzten Schweizer Stürmer in Russland. Die Manager der Schweizer Spitzenclubs könnten sich nach diesem Artikel schon bald bei seinem Agenten melden.

Sven Andrighettos Zeit in der KHL droht zu Ende zu gehen. Foto: Andreas Robanser