Russischer Doping-Skandal: Profitieren Schweizerinnen?

Dienstag, 19. Juli 2016, 12:05 - Maurizio Urech

Der gestern von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) veröffentlichte unabhängige Bericht von Richard McLaren wirft ein schlechtes Licht auf den russischen Sport. Hunderte von positiven Doping-Kontrollen russischer Athleten verschwanden von 2012 bis 2015, darunter auch solche während der Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. 14 der verschwundenen Proben stammen laut dem WADA-Bericht aus dem Eishockey.

Um welche Spieler oder Spielerinnen es sich bei den 14 verschwundenen Tests handelt, ist nicht bekannt. Jedoch hatte im Mai der frühere Chef des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodtschenkow, behauptet, dass unter anderem das gesamte Frauen-Eishockeyteam dem russischen Staatsdoping unterstand. Er war einer der "Whistleblower", die den Fall ins Rollen brachte, und ist aus dem Land geflüchtet. Genützt hat das Doping offenbar wenig. Statt Medaillen gab es einen fünften Rang bei den Männern und einen sechsten Rang bei den Frauen.

Der Doping-Skandal könnte auch Auswirkungen auf die Schweiz haben, denn die Frauen-Nationalmannschaft wurde im April in der Weltrangliste von Russland überholt und verpasste dadurch die direkte Qualifikation for PyeongChang 2018.

Sollten wie in anderen Sportarten auch im Eishockey nachträglich positive Proben in Nachuntersuchungen gefunden werden, droht den Russinnen Ungemach mit nachträglichen Sperren. Bei mehr als zwei Dopingfällen sieht der IIHF-Disziplinskodex gar die Disqualifikation einer Mannschaft vom Turnier vor.

Sollte dies bei den Russinnen für Sotschi 2014 der Fall sein, könnte dies auch Auswirkungen auf die Weltrangliste haben. Könnten dadurch gar die auf Platz 6 zurückgefallenen Schweizerinnen anstelle von Russland nachrücken anstatt durch die Olympia-Qualifikation gehen zu müssen? Nach dem aktuellen Stand würden die Schweizerinnen vom 9. bis 12. Februar 2017 in Arosa ein Qualifikationsturnier bestreiten mit Tschechien, Dänemark und einem Qualifikanten der Vorrunde als Gegner um ein Ticket für PyeongChang.