Torfestival im Hallenstadion

Von Andreas Bernhard und Stefan Bosshard

8083 Zuschauer wurden mit 13 Toren unterhalten. Die defensiv verunsicherten Lions konnten sich am Ende einer spannenden Partie durchsetzen. Ein Hattrick von Mark Mowers im Mitteldrittel reichte den Fribourgern nicht, das Spiel zu ihren Gunsten zu drehen

Sean Simpson reagierte nach der späten Niederlage gegen den EV Zug und verweigerte seinen Spielern den freien Mittwoch. Stattdessen mussten sie zu einer Sitzung antraben, an der Simpson seinen Schützlingen seine Sicht der Dinge darlegte. Auf dem Matchblatt mischte der ZSC Lions Trainer für das heutige Spiel gegen Gottéron die Linien kräftig durch. Aus Mangel an Verteidigern erhielt das Geburtstagskind Andé Signoretti heute, wie schon gegen den EVZ, den Vorzug vor Ari Sulander. Sébastien Caron sorgte für die erste Aufregung im Hallenstadion. Bei einem Passversuch spielte er den Puck direkt auf die Schaufel von Jan Alston. Der Topscorer der Zürcher bediente den Rückkehrer Cyrill Bühler, der das leere Tor verfehlte und sich entsprechend ärgerte. Die Lions waren die überlegene Mannschaft, die Führung nur eine Frage der Zeit. In der 10. Minute sorgte Peter Sejna für das verdiente 1:0. Von Alexei Krutov mustergültig angespielt, lenkte er den Puck ins Netz. Sekunden später vergab Thibaut Monnet das 2:0. Die Fribourger blieben schenkfreudig. Shawn Heins musste für seine Attacke gegen Dario Kostovic für 2 plus 10 Minuten auf die Strafbank. Jan Alston nutzte die Überzahl mit einem satten Schuss zum 2:0 aus. Er wurde durch einen riskanten Flippass von Mathias Seger bedient. Beim dritten Zürcher Treffer halfen die Fribourger gleich doppelt. Zum einen gewährten sie den Lions eine doppelte Überzahl, zum anderen konnte Caron den Schuss von Jean-Guy Trudel nicht festhalten. Die Scheibe glitt unter dem Torhüter durch ins Tor. Es war an den Zürchern, sich zu revanchieren. Kurz vor Drittelsende verlor Patrick Schommer die Scheibe an Julien Sprunger. Der Fribourger, der mit dem heutigen Gegner für die nächste Saison leibäugelt, versetzt darauf auch Alain Reist. Lukas Flüeler konnte den Abschluss zwar abwehren. Der Puck fand den Weg via Reist ins Tor.

Hattrick von Mark Mowers

Fribourg kam entschlossen aus der Pause. Peter Sejna rettete als hinterster Zürcher in der 23. Minute gegen Vitaly Lakhmatov und Mark Mowers. Die Fribourger blieben gefährlich. Für Diskussionen sorgte Schiedsrichter Stefan Eichmann in der 26. Minute, als er ein Vergehen von Andri Stoffel gegen Mowers nicht ahndete, dafür aber Fribourg eine Bankstrafe aufbrummte, weil sich Serge Pelletier verbal Luft verschafte. Mehr Fingerspitzengefühl zeigte der Ref kurz darauf. Er liess sich auf eine Diskussion mit Julien Sprunger ein, obwohl dieser weder ein C noch ein A auf der Brust trägt. Es schien, als ob die Zürcher diesmal im Mitteldrittel ihre schwachen 20 Minuten einziehen würden. Die Romands blieben spielbestimmend. Shawn Heins und Serge Aubin scheiterten vorerst noch an Lukas Flüeler. Der fällige Anschlusstreffer erzielte Mark Mowers mit einem Direktschuss nach einem Bullygewinn von Vitaly Lakhmatov. Vier Minuten später hiess es 3:3. Gegen die Schüsse von Mowers und Heins wehrte Flüeler noch ab. Den Schuss von Shawn Heins konnte er nicht blockieren und Mowers erbte. Für die Lions befürchtete man Schlimmes. In solchen Situation zeigen sich die Leader einer Mannschaft. Patrik Bärtschi ein solcher und er sorgte mit einem Energieanfall für die erneute Führung für die Zürcher. 39 Sekunden nach dem Ausgleich schnappte er sich die Scheibe, fuhr ins Angriffsdrittel und liess Sébastien Caron mit einem platzierten Schuss keine Chance. Weitere 25 Sekunden darauf stand es bereits 5:3 für die Lions. Jan Alston traff mit einem Ablenker zum zweiten Mal. Die Lions spielten entfesselt auf, kamen durch Jean-Guy Trudel zu einem Pfostenschuss und Krutov scheiterte alleine vor Caron. Der Fribourger Goalie rettete in der 38. Minute mirakulös gegen Monnet. Die Scheibe prallte von der Bande vors Tor, Thibaut Monnet schoss aufs halbleere Tor und musste staunend mitansehen, wie Caron den Puck mit dem Stock noch auf der Linie abfing. Dazwischen hatten die Fribourger beste Chancen zum Anschlusstreffer. Lukas Flüeler rettete gegen Mark Mowers und Corsin Casutt brachte, mutterseelenalleine vor dem Tor stehend, einen Pass von Mike Knoepfli nicht unter Kontrolle. Sébastien Caron leitete das 5:4 mit einem weiten Pass auf Marc Abplanalp ein. Der Verteidiger passte auf Mark Mowers, der herrlich verwandelte.

Nach dem ereignisreichen Mittelabschnitt, liess man es im Schlussdrittel zunächst etwas gemächlicher angehen. Corsin Casutt lancierte die Schlussphase mit dem Ausgleich zum 5:5 durch einen Ablenker. Lange konnten sich Gottéron über den Spielstand nicht freuen. Nur 43 Sekunden später liess Peter Sejna Sébastien Caron nicht gut aussehen. Er traf, mit dem erst dritten Zürcher Schuss im Schlussdrittel, an der Fanghand vorbei zum 6:5. Der erneute Ausgleich blieb den Fribourgern verwehrt. Sandy Jeannin konnte alleine auf Flüeler losziehen, blieb aber an Lukas Flüeler hängen. Für Gottéron kam es noch schlimmer. Der dritte Zürcher Schuss im Schlussdrittel fand bereits wieder den Weg ins Tor. Jean-Guy Trudel wartete mit dem Abschluss geschickt ab, bis Caron am Boden lag und verwandelte sicher. Blaine Down sorgte mit dem 8:5 ins leere Tor für den Schlusspunkt dieser torreichen und unterhaltsamen Partie.

“Müssen Defensive besser unterstützen“

Captain Mathias Seger fand nach dem Sieg auch kritische Worte über die Leisung der Lions. „Wir zeigten am heutigen Abend nicht das konstanteste Spiel der Saison. Wir dürfen den Gegner nicht leichtfertig ins Spiel kommen lassen.“ Positiv bewertet Seger die Reaktion der Mannschaft auf die Gegentreffer. „Wir liessen uns vom Ausgleich nicht beeindrucken, unsere Reaktion war eindrücklich. Wir müssen jedoch die Defensive mehr unterstützen, damit wir solche Spiele nicht mehr aus der Hand geben.“ Gegen den morgigen Gegner EHC Biel schauten bisher drei deutliche Siege heraus. Seger warnt davor, dieses Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen. „Es wird bestimmt nicht einfach werden gegen diesen Gegner. Auch heute gewann Biel wieder gegen die SCL Tigers. Biel kämpft um einen Playoffplatz und wird alles geben. Wir dürfen Biel nur wenige Chancen zulassen.“

Coach Sean Simpson war froh, dass seine Mannschaft nach der Niederlage gegen Zug ein positives Zeichen setzen konnte. „Am Mittwoch fand eine grosse Sitzung statt. Die heute gezeigte Reaktion war positiv. Wir konnten gut auf den Ausgleich von Fribourg reagieren. Ich bin sehr zufrieden mit den 3 Punkten. Die Spiele gegen diesen Gegner sind unterhaltsam, 10:5, heute 8:5, das sind sehr offene Spiele.“ Simpson hat mit Signoretti und Down gute Ausländer vom Partnerteam ausleihen können. „Wichtige Spieler wie Suchy fehlen. Signoretti macht seine Aufgabe aber sehr gut. Auch Down macht einen sehr guten Eindruck. Er spielt sehr solid. Wir sahen dies ja bereits schon in der Champions Hockey League und am Victoria Cup. Es macht die Sache einfacher, aus mehreren guten Ausländern auslesen zu können.“

Torschüsse: 29:28 (13:5, 11:14, 5:9)

Bully: 25:22 (9:8, 8:5, 8:9)

Icing: 3:2 (2:0, 1:2, 0:0)

Aufstellung:

ZSC Lions: Flüeler (Ersatz: Hermann); Seger, Schnyder; Signoretti, Geering; Reist, Kienzle; Stoffel; Schommer, Down, Bärtschi; Kostovic, Monnet, Trudel; Grauwiler, Alston, Bühler; Sejna, Gardner, Krutov.

HC Fribourg-Gottéron: Caron (Ersatz: Ciaccio); Collenberg, Heins; Birbaum, Abplanalp; Ngoy, Gerber; Leuenberger, Löffel; Lakhmatov, Aubin, Mowers; Plüss, Hasani, Sprunger; Knöpfli, Jeannin, Casutt; Lauper, Botter, Leblanc.

Bemerkungen:

ZSC Lions ohne Pittis, Schelling, Wichser, Müller, Suchy (verletzt) und Sulander (überzählig).

HC Fribourg-Gottéron ohne Wirz, Bykov (verletzt) und Ouellet (überzählig).

36. Pfostenschuss Trudel.

58:03 Caron verlässt Tor für sechsten Feldspieler.