Schweizer siegen endlich wieder

Von Martin Merk

Die Serie von 13 Niederlagen in Folge ist zu Ende. Die Schweiz gewinnt ihr erstes Heim-Länderspiel der WM-Vorbereitung in Basel gegen Frankreich 2:0.

«Es tut gut endlich wieder zu gewinnen. Wichtig ist aber, dass wir Schritt für Schritt besser werden», sagte der Schweizer Rekordnationalspieler Andres Ambühl. «Ein Sieg zu holen tut der Moral und dem grossen Ganzen gut. Auf dem lässt sich aufbauen; es war aber auch heute nicht alles perfekt. Dafür ist die Vorbereitung da, damit wir an diesen Sachen schleifen können. Wie in den meisten Spielen war die Chancenauswertung nicht gut und auch defensiv müssen wir einige Sachen verfeinern damit wir offensiv wie auch defensiv als Gruppe gut verheben.»

Lange war es her seit Schweizer Hockeyfans einen Sieg ihrer Herren-Nationalmannschaft feiern konnten. Ambühl erinnerte sich. Vor rund elf Monaten, am 21. Mai 2023, besiegten die Schweizer in Riga im vorletzten Vorrundenspiel Tschechien 4:2. Es folgten Niederlagen gegen den Gastgeber Lettland, im WM-Viertelfinale gegen Deutschland, in neun Spielen der Euro Hockey Tour und letzte Woche als Tiefpunkt in den beiden Spielen in der Slowakei.

Erleichterung war auch beim Nationaltrainer Patrick Fischer zu spüren, der aufgrund der Niederlagenserie in den Medien mehr oder weniger grosser Kritik ausgesetzt war.

«Wenn man ein Spiel gewinnen kann und nach einem Spiel glücklich ist, gibt das positive Energie. Wir gehen in jedes Spiel um zu gewinnen und ich habe es lange nicht erlebt, dass es so lange nicht gelingt. Es tut uns gut», sagte Fischer.

Gegen Frankreich gelang den Schweizern nun der langersehnte Befreiungsschlag. Es war wohl der richtige Gegner zur richtigen Zeit. Die von Philippe Bozon trainierte Nummer 13 der Weltrangliste vermochte zwar zwischendurch Fehler in der Schweizer Hintermannschaft zu nutzen für Einzelangriffe, doch so richtig gefährlich kamen sie selten vors Tor, während die Schweizer rund doppelt so viele Schüsse aufs Tor brachten und sich vor allem die gefährlicheren Tormöglichkeiten erspielten.

In der 12. Minute feierten die Schweizer nach einem knorzigen Start, bei dem Frankreich mit etwas mehr Abschlussglück gut hätte in Führung gehen könnten, ihr erstes Erfolgserlebnis. Mike Künzle erkämpfte sich rechts an der Bande den Puck und tanke sich zum Tor durch. Dort bediente er den Torschützen Tyler Moy, der von links zum Führungstor traf.

Im Mitteldrittel lief anfänglich wenig und nach einigen Minuten hatten die Schweizer auch eine Unterzahlphase zu überstehen als David Aebischer wegen Beinstellens raus musste. Eben dieser Aebischer traf drei Minuten später zum 2:0 nach einem langen Querpass Calvin Thürkaufs vor dem französischen Torhüter Sébastian Ylönen.

«Frankreich begann stark und arbeitete hart. In den ersten fünf Minuten hatten wir Mühe uns anzupassen, doch dann ging es besser. Es war ein solides Spiel, aber es gibt noch einige Dinge zu verbessern. Ein Tor zu schiessen macht Freude, aber unser Ziel war zu gewinnen», sagte Aebischer nach dem Spiel.

Drei Minuten vor Schluss nahm Bozon sein Time-out und die Franzosen spielten zweieinhalb Minuten mit sechs Feldspielern und ohne Torhüter, doch auch so gelang es ihnen kaum Druck auf das Schweizer Tor auszuüben und mussten dem Sieg den Schweizern überlassen. Philip Wüthrich holte sich dabei mit 17 abgewehrten Schüssen einen Shutout.

Mit dem Sieg ist ein Stein vom Herzen gefallen, doch mehr als ein knapper Sieg gegen Frankreich ist es für die WM-Perspektive auf dem Papier nicht. Gegen den bescheidenen Gegner hätte man mit mehr Effizienz höher gewinnen dürfen. Hinten hätte man bei den «Giveaways» bei einem stärkeren Gegner wohl den einen oder anderen Gegentreffer kassiert.

«Wir mussten nach der ersten Woche einige Sachen anschauen. Das Forechecking war zu passiv, die Defensivzone war zu passiv. Wir müssen aggressiver werden. Man merkte, dass ein Ruck durch die Mannschaft geht. Die Trainingsintensität ging einiges rauf, auch das Spielverständnis. Die Franzosen konnten wenig kreieren, das gefiel mir. Es kamen aber zu viele Chancen durch Puckverluste in der neutralen Zone», sagte Fischer. «Vor dem Tor brauchen wir zu viele Chancen, das war auch heute der Fall.»

Den Aufwärtstrend bestätigen können die Schweizer bereits morgen. Um 17:30 treffen sie in der Basler St. Jakob-Arena erneut auf Frankreich.

Klar ist mittlerweile auch, dass mehrere NHL-Spieler kommen dürften. Man darf mit Philipp Kurashev von den Chicago Blackhawks sowie Nico Hischier, Jonas Siegenthaler und Akira Schmid von den New Jersey Devils rechnen. Bei dessen Teamkollege Timo Meier bleibt die Situation offen. Es werden die medizinischen Untersuchungen abgewartet, wobei eine Schulteroperation im Raum steht, die eine WM-Teilnahme verhindern würde. Bei Janis Moser (Arizona/Utah) ist es aufgrund der Vertragssituation schwierig, Kevin Fiala (Los Angeles) wird am 21. Mai Vater und wäre damit auch im Falle eines Ausscheidens fraglich. Kein Thema ist Lian Bichsel (Rögle/SWE), nachdem er für die U20-WM eine Absage erteilt hatte.


Schweiz – Frankreich 2:0 (1:0, 1:0, 0:0)

St. Jakob-Arena, Basel. – 2103 Zuschauer. – SR: Ruprecht/Hürlimann, Stalder/Bürgy.

Tore: 11:30 Moy (Künzle) 1:0. 27:56 Aebischer (Thürkauf, Marchon) 2:0.

Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 1-mal 2 Minuten gegen Frankreich.

Schüsse aufs Tor: 33:17 (12:5, 14:5, 7:7)

Schweiz: Wüthrich (Ersatz: Aeschlimann); Aebischer, Jung; Loeffel, Kreis; Baragano, Le Coultre; Geisser; Kessler, Ambühl, Thürkauf; Marchon, Senteler, Scherwey; Lohmann, Nussbaumer, Künzle; Moy, Bader.

Frankreich: Ylönen (Ersatz: Garnier); Onno, Auvitu; Thiry, Coulaud; Prissaint, Crinon; Bourgeois, Melin; Bertrand, Claireaux, Treille; Valier, Koudri, Farnier; Dair, Ritz, Bozon; Bougro, Colomban, Bruche; Sarlieve.

Bemerkungen: Schweiz ohne Heim (verletzt), Herzog, Simion (beide abwesend), Egli, Fora, Genoni und Haas (alle überzählig). Frankreich ohne Neckar (überzählig). – 56:58 Time-out Frankreich. – Frankreich ab 57:34 ohne Torhüter und mit sechstem Feldspieler.

Calvin Thürkauf (#79, SUI - Schweiz)
Patrick Fischer (HC, SUI - Schweiz)
Tyler Moy (#95, SUI - Schweiz)
Calvin Thürkauf (#79, SUI - Schweiz)
Philipp Wüthrich (#30, SUI - Schweiz)
Sven Jung (#18, SUI -Schweiz)
Tyler Moy (#95, SUI - Schweiz)
Tyler Moy (#95, SUI - Schweiz)
© Christoph Perren

Aktuelle Spiele

Freitag, 19. April 2024

Schweiz - Frankreich

Kalender

<< April 2024 >>
MoDiMiDoFrSaSo
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930