Die schöne neue Welt des HCD

Quelle: tagesanzeiger.ch/Si

Dank einem Powerplaytor und einem Shorthander schlug Davos die ZSC Lions 4:0.

Die erste Begegnung in dieser Saison der beiden Klubs, die sich seit Jahren ziemlich feindlich gesinnt sind, gewannen die Zürcher Meister am vergangenen 11. September, als niemand mehr an Sport denken mochte, 5:2. Zuvor waren die Davoser im Playoff auch schon an den Städtern gescheitert. Seither hat sich einiges geändert. Die ZSC Lions spielen zurzeit mehr schlecht als recht und kämpfen gegen den Strich. Die Davoser nähern sich dagegen mit ihrem Tempospiel der Spitze und erwarben erst noch die beiden Schweizer Rückkehrer aus Nordamerika, Michel Riesen und Reto von Arx.

Die unterschiedlichen Verfassungen und Ausgangslagen wurden auch gestern Dienstag deutlich. Der HCD kreierte sich im ersten Abschnitt deutlich mehr Chancen, scheiterte aber am einmal mehr überragenden Ari Sulander. Jozef Marha und Lonny Bohonos vergaben hochkarätige Möglichkeiten, wie sie sie in dieser Spielzeit auch schon genutzt haben. Es war bezeichnend, dass nach knapp 26 Minuten ein Treffer in Überzahl dem HCD den Weg zum Erfolg wies. Björn Christen traf im Nachschuss.

z: Ein Stochertor knickte die Lions

Es folgte die beste Phase der Zürcher, deren beste Möglichkeiten Dan Hodgson und Paolo Duca aber nicht nutzten. Die Entscheidung fiel in der ersten Minute des letzten Abschnittes: Kevin Miller stocherte in HCD-Unterzahl eine Scheibe über die Linie. Sein zweites Tor war später nur noch eine Zugabe gegen die aufgegebenen Titelverteidiger.

Die ZSC Lions erlitten in Davos bereits ihre achte Niederlage in dieser Qualifikation. Das ist ein bisschen viel für die Mannschaft, die schon bewiesen hat, dass sie es besser kann. Während zweier Drittel stimmten wenigstens die Einstellung und der Kampfgeist. Das ist ein bisschen wenig für die stolzen Zürcher. Bedenklich stimmt, dass eine Änderung in Richtung einer positiven Serie nicht in Sicht ist.

z: Davos und der andere Klassenkampf

"Wenn Ehre, Stolz und Vernunft über den Kapitalismus siegen: Hr. Schenk, SCB und Lugano: Geld allein macht nicht glücklich." Mit diesem Transparent hatten HCD-Anhänger den Klassenkampf im Schweizer Eishockey beschworen und sich in Anbetracht der von ihrem Klub für Reto von Arx aufgeworfenen Lohnsumme ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Die ZSC Lions und Lugano hatten sich am langen Poker um den Center in der vergangenen Woche nicht einmal beteiligt.

z: Miller: 700 000 Franken Strafe?

Als von Arx zu seiner zweiten Davoser Premiere einlief, prangte die Aufschrift bereits nicht mehr am Plexiglas - sie hätte den Zuschauern die Sicht auf den Kampf der vermeintlich Armen und Starken gegen die Reichen und Schwachen geraubt. HCD-Trainer Arno Del Curto hatte für die Integration des zweiten verlorenen Sohnes nach Michel Riesen die Sturmreihen umgestellt. Das ehemalige NHL-Duo erhielt mit Lonny Bohonos den Topskorer an seine Seite, Kevin Miller spielte wie zu Beginn der Saison am Flügel neben Jozef Marha. Der Amerikaner ist zurzeit belastet von einem Gutachten, laut dem er nach der Klage des von ihm verletzten und endgültig ausser Gefecht gesetzten ehemaligen ZSC-Lions-Stürmers Andrew McKim zu einer Zahlung von 700 000 Franken verurteilt werden könnte.