Hallenprojekt Zürich-Flughafen voran

Mittwoch, 11. Januar 2006, 12:33 - Martin Merk

Das Hallenprojekt beim Flughafen Zürich-Kloten für die ZSC Lions und Kloten Flyers kommt voran. Heute ging der Initiator, die Marazzi Generalunternehmung, mit dem Projekt an die Öffentlichkeit. Geplant ist eine reine Eisarena für die beiden Zürcher Clubs mit 10'000 und 13'000 Sitz- und Stehplätzen sowie einer Mantelnutzung. Dass der Eishockeysport dort im Vordergrund stehen soll und das Gelände mit Flughafen, Intercity- und Regionalbahnen, Autobahn, Bus sowie Rad- und Fusswegen ideal erschliessbar ist, begeistert die beteiligten Partner.

(Fotos unten: Marazzi) Das Projekt soll ausschliesslich durch die Mantelnutzung finanziert werden, dadurch wären keine öffentlichen Gelder nötig. Auch dass zwei Clubs gleichzeitig, soll kein Problem darstellen. Schenk verweist etwa auf Tampere, wo Tappara und Ilves im selben Stadion spielen. Nur die Grösse der neuen Halle dürfte nicht ganz den neuen, grossen Stadien Europas entsprechen und der Zuschauerraum auch kleiner sein als im neuen Hallenstadion. Mit 10'000 Plätzen rechnet man, falls ausschliesslich auf Sitzplätze gesetzt wird. Auf Wunsch des Clubs dürfte ein Teil jedoch für Stehplätze eingesetzt werden und dadurch eine Kapazität von rund 12'000 bis 13'000 Zuschauer drinliegen, wie der ZSC-Präsident Walter Frey hofft. Dass diese Kapazität - vergleicht man mit anderen europäischen Grossstädten und ihre Arenen bis zu 18'000 Zuschauer - zu klein sein könnte, darüber macht man sich weder bei den Clubs noch bei Marazzi Sorgen. Man verweist auf die aktuellen Zuschauerzahlen, welche diese Kapazitäten bislang nie überschritten haben.

Neben dem Kernstück sollen ein Trainingseisfeld für 1000 bis 3000 Zuschauer sowie ein Einkaufszentrum mit einer Fläche von 29'000 Quadratmetern zu liegen kommen, ebenfalls 10'000 Quadratmeter an Ausstellungsflächen sowie rund 1900 Parkplätze, welche das Angebot beim Flughafen ergänzen. Insgesamt hätte man drei Ober- und zwei Untergeschosse. Rund 250 Millionen Franken würde das Projekt kosten.

Das Terrain gehört derzeit dem Militär, mit dem man in Verhandlung ist. Es wird derzeit vom Zirkus Natale genutzt. Man hofft auf einen guten Konsens mit Umweltschutz- und Verkehrsorganisationen. "Wenn hier kein Stadion gebaut werden kann, dann nirgens", äussert sich Frey und spricht damit die idealste Erschliessung an, die man im Schweizer Sport bieten würde, sowie dass kein Wohngebiet in unmittelbarer Nähe betroffen wäre. Der Flughafen und der Flughafenbahnhof mit Intercity- und S-Bahn sind zu Fuss erreichbar, doch näher wäre die Stadion "Fracht" der sich im Bau befindenden Glatttalbahn. Die Halle läge direkt zwischen den Ausfahrten Glattbrugg und Flughafen und wäre mit einer neuen Ausfahrt direkt zugänglich. Rad- und Fusswege, welche unter die Autobahn führen, sind bereits vorhanden.

Entsprechend werden die Pläne sowohl von den beiden Clubs wie auch vom Klotener Stadtrat begrüsst, der die neue Eisarena als zur Sportstrategie passend sieht und auch die Erschliessung dieses Bereiches zwischen der Stadt Kloten und dem Flughafen begrüsst. Die Marazzi wird sich nun mit allen staatlichen Ebenen in Verbindung setzen müssen, denn neben der baubewilligung ist auch eine Richtplanänderung nötig wegen der veränderten Nutzung, dies kommunal und kantonal, für die Autobahn spielt auch der Bund eine Rolle. Die Eröffnung für 2008/09 lautet das ehrgeizige Ziel, welches wohl nur bei einem reibungslosen Ablauf erreicht werden kann. Dann wäre auch die WM 2009 darin statt im Zürcher Hallenstadion ein Thema, doch allzu sehr setzen die Initianten nicht darauf.

Die zwei zusätzlichen Eisflächen kämen den beiden Clubs auch für die Nachwuchsförderung entgegen, denn das Eis ist knapp, nicht zuletzt weil die Nachwuchsförderungen bei beiden Clubs wuchsen. Während die Kloten Flyers "ihren" Schluefweg als veraltet sowie als gastronomisch und verkehrstechnisch ungenügend ansehen, gerne mehr Eiszeit für die gesamte Organisation hätten, haben die ZSC Lions im neuen Hallenstadion mit anderen Sorgen zu kämpfen. "Wir sind zufrieden mit dem neuen Hallenstadion, werden jedoch beim Catering an den Rand gedrängt. Wir sind für das Hallenstadion weniger attraktiv als andere Events, die Spielplangestaltung ist sportlich und marketingtechnisch schlecht", so Frey. Sorgen bereitet dem Club, ob die neue Arena tatsächlich bis 2008 fertig gestellt werden kann, denn Ende 2007/08 läuft der Vertrag mit dem Hallenstadion aus, ein gutes Timing wäre wichtig und auch nicht ganz Zufall, denn der ZSC-Geschäftsführer Simon Schenk sowie Bruno Marazzi, beide Berner, sprachen schon länger über diese Möglichkeit. "Das Hallenstadion hat derzeit ein Monopol, dem wir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind", so Frey, der auf Goodwill hofft, sollte sein Club den Vertrag mit der Hallenstadion AG doch noch verlängern müssen.

Wären noch die emotionalen Probleme zu lösen. Während Fans und Junioren der Kloten Flyers es verkehrstechnisch eher einfach haben, müssten die ZSC Lions weiter vom Stadtzentrum wegrücken. Ob die Fans ein gemeinsames Stadion mit dem Erzrivalen goutieren? "Wir haben Verständnis für emotionale Probleme der Fans", äussert sich Schenk zur Situation, dafür würde man auch ihnen bessere Bedingungen sowie einen attraktiveren Spielplan bieten.

Die Goldgrube am Horberg - noch ist es ein Traum vor allem beim ZSC. Ob er sich bis 2008 verwirklichen lässt, wird sich bald zeigen. Noch sind einige Hürden zu nehmen.