Russen legen sich mit IIHF an

Samstag, 2. September 2023, 23:08 - Martin Merk

In Russland wird das Spielverbot für den Torhüter Ivan Fedotov, der in der NHL unter Vertrag steht, ignoriert, weil man der Ansicht sei, das russische Recht darüber stehe. Damit legen sich die Russen offen mit dem internationalen Eishockeyverband IIHF an.

Ivan Fedotov war im Sommer 2022, als er zu den Philadelphia Flyers hätte wechseln wollen, verhaftet und in die Armee geschickt worden. Nun wurde ihm angeboten für den Armeeclub ZSKA Moskau in der KHL zu spielen. Der internationale Eishockeyverband IIHF entschied in diesem Transferstreit, dass Fedotov weiterhin in Philadelphia unter Vertrag steht. Die Russen ignorierten sowohl eine erste Aufforderung wie auch die darauf erfolgte viermonatige Sperre. Fedotov stand bei ZSKA Moskaus 2:5-Niederlage zum gestrigen Saisonstart im Tor – und spielte mässig. Die IIHF hat nun eine Busse über 5000 Franken ausgesprochen und droht den Fall weiterzuziehen falls Fedotov weiter spielen sollte.

Besonders provokant: Der ZSKA Moskau nutzte dabei ein Spezialtrikot für das Kriegsbatallion Espanol, das derzeit in der Ukraine kämpft. Wegen Kriegspropaganda in russischen Ligen führte die IIHF bereits ein Verfahren.

Der Club, die Liga und der Verband begründen, dass eine Sperre russisches Recht widerspräche und man von der Generalstaatsanwaltschaft über mögliche Konsequenzen informiert worden sei. Der eigentlich widerrechtliche Vertrag und die russischen Gesetze stehen aus Sicht der Russen über dem IIHF-Entscheid und Fedotovs vorgängig unterzeichneten Vertrag in den USA.

Damit legen sich die Russen offen mit dem internationalen Eishockeyverband an, wohl auch, weil man glaubt ohnehin nicht viel verlieren zu haben und unglücklich über die Situation ist. Seit Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 sind sämtliche Nationalmannschaften Russlands (und Weissrusslands) von der Teilnahme an IIHF-Turnieren ausgeschlossen, WM-Austragungsrechte entzogen, auch wenn der russische Eishockeyverband formell weiterhin ein normales Mitglied ist.

Als nächste Eskalationsstufe könnte die IIHF dem russischen Eishockeyverband Bussen von bis zu 150'000 Franken pro Spiel ohne internationale Spielberechtigung auferlegen, den Ausschluss des ZSKA Moskau von internationalen Transfers auf zwei Jahre erhöhen und den Spieler für bis zu drei Jahre für IIHF-Turniere sperren.