Champions Hockey League am Spengler Cup?

Der HC Davos dreht am grossen hockeypolitischen Rad: HCD-Verwaltungsrat Gaudenz Domenig bestätigt, dass die Verhandlungen laufen, um den Spengler Cup zum Ersatz für die gescheiterte Champions Hockey League auszubauen.

Von Klaus Zaugg

Eishockey. – Alle Versuche, einen europäischen Klubwettbewerb nach dem Vorbild des Fussballs zu machen, sind im Eishockey gescheitert. Zuletzt im Juni dieses Jahres das Projekt Champions Hockey League (CHL). Wahrscheinlich bleiben die ZSC Lions die ersten und einzigen Sieger. Es gibt nur eine funktionierende europäische Klubkonkurrenz: Den Spengler Cup. Konstant erfolgreich seit 1923. Mit Ausstrahlung und TV-Präsenz bis hinüber nach Amerika.

Meister aus den Top-Nationen

Nichts wäre also logischer als die Bühne des Spengler Cups für die Kür eines europäischen Klub-Champions zu nutzen. Gaudenz Domenig bestätigt auf Anfrage, dass entsprechende Verhandlungen mit den in der Organisation «Hockey Europe» zusammengeschlossenen wichtigsten europäischen Ligen begonnen haben: «Die Idee ist ja nicht neu. Sie wird aber jetzt, nach dem Scheitern der Champions Hockey League, wieder interessanter.» Der Grundgedanke: Ein erweiterter Spengler Cup mit den Meistern aus Schweden, Finnland, Russland, Tschechien, der Schweiz – eventuell mit einem Entscheidungsspiel um die Teilnahme gegen den deutschen Meister – plus dem organisierenden HC Davos, aber ohne Team Canada. Domenig sagt: «Der Modus könnte in etwa so aussehen, ist aber noch keineswegs festgelegt, und auch die Anzahl Teilnehmer ist offen.» Die Verhandlungen sind heikel, weil es neben den wichtigen Ligen und Verbänden in Europa auch die Zustimmung der verschiedenen Partner (Vermarkter, Schweizer Fernsehen) braucht. Eine Umsetzung wäre frühestens für den übernächsten Spengler Cup 2010 möglich.

Fasels Zurückhaltung

Bis heute konnte sich René Fasel, der Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF), mit einer solchen Idee nicht anfreunden. Er sagt zwar: «Wir wissen um die Wichtigkeit des Spengler Cups.» Aber er stellt auch klar: «Einer Erweiterung im Sinne eines Ersatzes für die Champions Hockey League können wir nicht einfach so zustimmen, und Verhandlungen hinter dem Rücken der IIHF wären kontraproduktiv. Es gibt Instanzenwege, die einzuhalten sind. Wenn schon ist es Sache des Schweizerischen Eishockeyverbandes, mit einem entsprechenden Vorschlag an uns zu gelangen; erst dann können wir uns mit dieser Idee befassen.»
Die IIHF ist allerdings in einer heiklen Lage. Fasels unwirsche Reaktion ist nicht viel mehr als Theaterdonner. Die Klubs, die mit der Teilnahme an der abgesagten Champions Hockey League 2009/10 gerechnet haben (dazu gehören der HC Davos und der SC Bern als Qualifikant), verlangen von der IIHF eine finanzielle Abgeltung für die annullierte CHL – mindestens in Höhe des Antrittsgeldes von rund 300 000 Franken pro Klub, was die IIHF zwischen drei und vier Millionen kosten würde. Aber Fasel lehnt eine finanzielle Abgeltung kategorisch ab. Deshalb eskaliert der Streit. «Hockey Europe» hat inzwischen die renommierte Berner Anwaltskanzlei Kellerhals mandatiert, um den Fall notfalls vors IOC-Sportgericht in Lausanne zu bringen.

Domenigs Zückerchen

Wenn die wichtigen Ligen Europas den Spengler Cup als Ersatz für eine CHL wollen und eine Lösung mit dem organisierenden HC Davos finden – und so sieht es zurzeit aus -, dann bleibt Fasel wohl nur die wohlwollende Zustimmung, begleitet mit herzlichen Wünschen zum guten Gelingen. Domenig hat noch ein ganz besonderes Zückerchen für die Klubs: «Wir wären dazu in der Lage, ein rechtes Antrittsgeld plus Prämien zu zahlen.» Das tönt freundlicher als die schroffe Ablehnung Fasels in der Frage einer Entschädigung für die abgesagte Champions Hockey League 2009/10.
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