Zu Beginn der Saison hab ich ZSC, Zug und Fribourg als die Tops gesehen, allenfalls Davos könnte da noch mitmischen. Mit Servette und Biel haben für mich unerwartete Teams die ersten beiden Plätze der RS besetzt. Falls es eines von den beiden in den Final schaffen sollte, dann Biel. Aufgrund den HF-Paarungen hab' ich wohl zu pessimistisch auf den Final zwischen den beiden Zs getippt, und bin froh, dass ich falsch lag. Biel erinnert mich an Kloten 1993. Kloten war früh Leader und behaltete die Position bis zum Schluss der RS. Die Experten behaupteten damals, dass Kloten (ähnlich wie Biel heute "keine Play-Off Mannschaft") spätestens den Halbfinal gegen Lugano verlieren würde (damals wurde nicht nach Rang, sondern nach Finalbaum gespielt - nach jenem Modus wären die HF Begegnungen Servette - ZSC und Biel - Zug gewesen). Stattdessen war das der Anfang einer beeindruckenden Dynastie, erst 1997 ging der Titel wieder an Bern.

Hab' bereits geschrieben, wenn Biel die Zürcher schafft, schaffen sie auch Zug. Wenn aber Servette den amtierenden Meister eliminiert...
Im VF gegen Erz-Rivale SCB war Biels Powerplay mangelhaft. Gegen den Z war das Powerplay in Spiel 3 und 4 massgebend zum jeweiligen Bieler-Sieg (hätte Biel das pp im gleichen Mass wie gegen Bern genutzt, wäre die Serie nach gestern Abend vielleicht ausgeglichen). Der ZSC war kein schwacher Gegner, und er liegt den Bieler einfach besser als der SCB. Ob die Powerplays gegen den Finalgegner auch so gelingen, kann man ja noch nicht sagen, aber eine derartige Steigerung vom VF zum HF hat nicht nur mit dem Bieler-Team selbst, sondern auch mit dem Gegner zu tun. Das ist keine Schwarzmalerei, wie gesagt, Biel ist für mich aktuell Nr. 1. Schliesslich haben die Bieler nun in diesem Viertel- und Halbfinal die erste Serie gegen den SCB und ZSC gewonnen. Wird auf jeden Fall eine interessante Finalserie (genau wie gewünscht, deshalb hab' ich so auf den HF Biel - Rapperswil gehofft), ob gegen Zug oder Servette.

Ein neuer Play-Off Meister - das wäre Nr. 7 nach Lugano, Bern, Kloten, Zug, ZSC und Davos - zum Auftakt der 14er-Liga wäre ein netter "Showdown". Gewinnt Biel auch den Final - das klingt schon fast magisch - werden sie zum 4. Mal Schweizer Meister, nach 40 Jahren! Zug hätte den Hattrick, wäre aber kein neuer Play-Off Meister, hat alle drei Titel in den Play-Off geholt. Servette ist auch noch im Rennen, gewinnt Genf käme sogar ein neues Team auf der Liste der Schweizer Meister.

Ah ja das praktische an den Play-Off ist, dass der Meisterbecher bereits vor Ort ist. Zur Unterhaltung und Beflügelung der Bieler-Euphorie ein historisches Beispiel 1978 -> die Situation vor der letzen Runde (nach 27 Spielen):

1 SC Langnau 40 19 2 6 155-92 +63
2 EHC Biel-Bienne 39 18 3 6 155-92 +63
3 SC Bern 36 16 4 7 156-92 +64

Die letzte Runde war ein Fern-Duell zwischen Biel und Langnau. Der Meisterpokal stand in der Ilfis-Halle bereit, doch zum Entsetzen des Publikums unterlag Langnau in jener Saison zum ersten Mal im Derby gegen Bern gleich mit 3:6, während Biel sein Heimspiel gegen Kloten 4:1 gewinnen konnte. Die Schlussranglieste nach 28 Spielen sah dann so aus:

1 EHC Biel-Bienne 41 19 3 6 159-93 +66
2 SC Langnau 40 19 2 7 158-98 +60
3 SC Bern 38 17 4 7 162-95 +67

Der Helikopter, der den Meisterpokal nach Biel bringen sollte, konnte wegen des Schnees nicht abheben, der Transport musste per Auto erfolgen. Im Bieler Eisstadion warteten das Publikum und die Spieler mehr als zwei Stunden nach Spielende verzückt auf den Pokal, der den ersten Meistertitel des Klubs belohnt hatte, angeführt von der Linie «L» (Lott -Lindberg-Latinovich). Der damalige Präsident Gassmann bot dem gesamten Team einen zweiwöchigen Urlaub auf den Bahamas an.
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2011 doppeltes Jubiläum: 90 JAHRE HC DAVOS - 30 MAL SCHWEIZERMEISTER HC DAVOS;-)