Wird das Veranstaltungsverbot ab 1‘000 Personen aufgehoben? Um die Existenz einiger Profivereine zu garantieren müsste man Zuschauer in den Stadien wieder zulassen, und das nicht auf 1‘000 oder weniger begrenzt. Der Verlauf der Pandemie ist jedoch schwierig einzuschätzen, in verschiedenen Ländern ist das Virus trotz viel strengeren Massnahmen als in der Schweiz seit über drei Monaten am wüten und die Situation wird zum Teil noch schlimmer. In der Schweiz hat der partielle Lockdown die Kurven abgeflacht, also „Social distancing“ ist sehr wichtig, viel wichtiger als Maskentragen, was meiner Ansicht nach nur wenig oder nichts nützt.
Für die Ausmasse der Pandemie gibt es keine richtige Messzahl. Die Kurven zu den Infektionen zeigen nicht die tatsächliche Verbreitung des Virus, sondern lediglich die Anzahl der laborbestätigt positiv getesteten Personen. Also hängt die Zahl der Neuinfektionen davon ab, wieviel getestet wird oder wo nicht getestet wird, keine Neuinfektion. Und wieviel getestet wird hängt von ganz unterschiedlichen Begebenheiten ab. Wer wird getestet? (Während dem Lockdown hat man Personen mit milden Symptomen selten oder überhaupt nicht getestet), wie einfach ist es für jeden zugänglich, getestet zu werden? Was ist die Motivation, Symptome oder wie. z. B. Einreise in ein Land, dass einen maximal 72Std. alten Negativ-Test verlangt. Je nachdem variiert auch das Verhältnis der Fallzahlen gegenüber den durchgeführten Tests. Dazu kommt, dass am Wochenende weniger getestet werden. Gestern waren 105 Neuinfektionen gemeldet worden, seit der Lockerung des Lockdowns das erste Mal wieder im dreistelligen Bereich an einem Montag. Von den 2‘100 Tests sind das exakt 5% positive laborbestätigte Tests. An einem Tag 5% ist sehr viel (im Juni waren es rund ein halbes Prozent, erst ab Juli über 1%, und im Schnitt seit Beginn der Pandemie 4.35% - also laborbestätigte Neuinfektionen, nicht positive Tests von denen bis heute ca. 16% nicht laborbestätigt sind: das BAG spricht 5.2% positiven Tests, das wären bei 847‘325 Tests rund 44‘060 positive Tests, d.H. bisher sind 7‘165 der positiven Tests nicht laborbestätigt, da Total per heute 11.08.20 gem. BAG 36‘895 laborbestätigte Fälle). Daher ist es interessant, das Verhältnis der Fallzahlen zu der Anzahl Tests zu vergleichen. Seit dem 15. Juni, also seit der Grenzöffnung hab‘ ich die Entwicklung aufmerksam beobachtet. Dieser Trend der steigenden Fallzahlen und immer höher werdenden Anteils der Neuinfektionen gegenüber den durchgeführten Tests begann so am 25. / 26. Juni - also rund 10 Tage nach der Grenzöffnung. So gesehen würde ich als Laie nicht von einer zweiten Welle sprechen, sondern eher von einem Corona-Import. Eine Lockerung des Veranstaltungsverbots ab 1‘000 Personen sollte möglich sein, wenn konkrete Schutzmassnahmen umgesetzt würden. Aber eben, politische Logik versteh ich manchmal nicht.
Auf der anderen Seite: Die Politiker haben es nicht leicht. Würden zuwenig Massnahmen ergriffen, würde vorgeworfen werden die Regierung hätte nichts unternommen. Schränken sie zuviel ein, ist es auch nicht recht. Wir müssen begreifen, dass diese Pandemie da ist, und dass es Massnahmen braucht. Aber wenn etwas geäussert wurde, und dann doch nicht richtig war, braucht es eben Transparenz, um wenigstens nachvollziehen zu können, warum das mal so, dann auf einmal anders gesagt wurde. Zum Beispiel wurde zuerst publiziert, dass sich in den Clubs die meisten Leute anstecken. Dann wurde dies korrigiert, nun sollten die Familien die Spitzenreiter sein. Fehler passieren ja immer wieder, das ist alltäglich, nur der Unterschied der Prozente zwischen der ersten und der zweiten Publikation ist derart gross, dass Fehler praktisch ausgeschlossen sein müssten. Drängt sich da nicht der Gedanke auf, dass die erste Publikation aus bestimmten Gründen korrigiert, und allenfalls einen angeblichen Fehler widerlegt wurde? Oder die Maskenpflicht. Zuerst hiess es, dass es nicht nötig sei, Masken zu tragen. Damals waren auch nicht genug Masken vorhanden. Nun gilt Maskenpflicht in den ÖV, aber warum nicht auch anderswo, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann? Das wäre natürlich unpopulär. Der Bundesrat hat argumentiert, man habe ja die Covid-App. Allerdings, wenn das Virus wirklich so gefährlich wäre, sollte nicht das Ziel sein, bereits primär eine Ansteckung zu verhindern? Die App, die Infektionsketten verhindern sollte ist erst sekundär. Auch die Grenzöffnung. Zuerst wurde entschieden, ab 15. Juni die Grenzen zu Deutschland, Österreich und Frankreich zu öffnen. Schon vor der nächsten Lockerung am 8. Juni – bisher hat man mind. zwei Wochen gewartet, wie sich die Pandemie nach der Lockerung verhält – wurde publiziert, dass die Grenzen im ganzen Schengen-Raum geöffnet werden. Das ist eigentlich auch vernünftig, aber wir haben das Virus nun wieder importiert, und zu dem, was jetzt von eingien als 2. Welle bezeichnet wird, wäre es ev. gar nicht gekommen. Man weiss es nicht. Ich glaube jedenfalls nicht an eine zweite Welle, sondern dass das Virus wieder importiert wurde und deshalb – sicher auch weil die Zahlen Ende Mai und Anfang Juni stark zurückgegangen sind, und die Leute verständlicherweise wieder mehr zu alten Gewohnheiten zurückkehrten ;-) - die Fallzahlen wieder angestiegen sind.
Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass der Lockdown ein Schildbürgerstreich war, und irgendwann alle, welche Schweden kritisiert haben, zur Kenntnis nehmen werden, dass Schweden die beste Strategie hatte. Kann natürlich auch sein, dass ich falsch liege…meine Überlegung ist einfach, wir sind jetzt durch die soziale Abschottung eher anfällig auf Krankheiten – auch Covid – als wenn wir wie in Schweden die Eigenverantwortung der Bürger nicht geraubt hätten. Also wenn eine zweite Welle über Europa kommt, dann wird es in Schweden deutlich besser aussehen als im übrigen Europa. Hier ist aber auch das Problem: Je länger das Land mit Massnahmen wartet, desto schwieriger wird es sein, die Pandemie wieder einzudämmen – siehe USA, Russland, Brasilien, auch Grossbritannien. Aber das Beispiel Perú, die haben die Schulen vor uns geschlossen, hatten viel strengere Massnahmen und haben die Pandemie bis heute noch nicht eindämmen können, weil sich das Land einen Lockdown wirtschaftlich nicht leisten konnte und trotzdem verordnet hat. Auch Südkorea ist ein interessantes Beispiel: Massentests, und wer positiv ist isolieren. Sicher ist, solange das Virus irgendwo in der Welt im Umlauf ist, wird es überall auf der Welt immer wieder zu Infektionsherden kommen…das wird noch über Monate, wenn nicht Jahre der Fall sein. Grossveranstaltungen ab 1‘000 müssen zugelassen werden, damit die Vereine überleben können. Und die Zuschauer werden sich strikt an die Schutzmassnahmen halten müssen. Daher wäre ein Gedanke, dass der Gästesektor für Fans der Heimmannschaft genutzt wird, und keine Fans der Gastmannschaft zugelassen sind, vielleicht gar nicht so abwegig.
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2011 doppeltes Jubiläum: 90 JAHRE HC DAVOS - 30 MAL SCHWEIZERMEISTER HC DAVOS;-)