Sport
Zauggs Brief
Lieber Etienne
An Etienne Froidevaux, Stürmer der Nationalmannschaft und des HC Lausanne Betreff Transfer zum SCB und Millionen-Vertrag
Du bringst SCB-Sportchef Sven Leuenberger ganz schön in Verlegenheit. Einst wollte er Dir die wichtige Rolle im Team nicht geben, die er Dir damals im Frühjahr 2012 hätte zugestehen müssen. Nun muss er den Tresor sperrangelweit öffnen, um Dich zurückzuholen. Ich gehe davon aus, dass Du Gänge und Läufe beim SCB aus eigener Erfahrung bestens kennst. Und doch möchte ich Dir ans Herz legen, bei den Verhandlungen ein paar Faktoren ja nicht zu vergessen.

Erstens: Du darfst beim SCB nur die Position als Schweizer Center Nummer 1 akzeptieren. Aber so lange Martin Plüss beim SCB spielt, hast Du keine Chance auf diese Position. An diesem Alphatier kommst Du einfach nicht vorbei. Auch dann nicht, wenn Du wochenlang viel besser spielst. Solange nicht klar ist, dass er geht, solltest Du nicht zurückkehren. Es ist in einem solchen Fall besser, in Lausanne zu bleiben, dort eine zentrale Rolle zu spielen, noch besser zu werden und die Rückkehr zu verschieben.

Zweitens: Es ist Zeit für Dich, Millionär zu werden. Für weniger als 2,5 Millionen und 5 Jahre solltest Du beim SCB nicht unterschreiben. Für einen Mittelstürmer mit Deinen Qualitäten sind 500 000 Franken Jahreslohn innerhalb der SCB-Lohnhierarchie das absolute Minimum. Ich würde sogar versuchen, für 5 Jahre 3 Millionen herauszuholen. Du bist im besten Alter und hast Dich in Lausanne zum besten Schweizer Center der Liga neben Luca Cunti entwickelt. Es ist an der Zeit, den angemessenen Lohn zu fordern.

Drittens: Du wirst bei Deiner Rückkehr zum SCB nur ein Alphatier sein und ganz oben in der Hierarchie stehen und dort bleiben, wenn Du den besten Vertrag aller Schweizer Spieler hast. Achte also darauf, dass Du beispielsweise den klar besseren Vertrag bekommst, als etwa Tristan Scherwey, der soeben bis 2020 verlängert hat. Scherwey mag zwar ein Kultspieler sein. Aber im Vergleich zu Dir ist er bloss ein spielerischer Hinterbänkler. Der Respekt, der im arroganten «Bayern München des Eishockeys» einem Spieler entgegengebracht wird, hängt immer auch vom Vertrag ab. Wer teuer ist, muss gut sein und den muss man mit Hochachtung behandeln und auch mal ein paar schwächere Spiele verzeihen. Diese Denkweise ist in Bern gerade bei Marc Lüthi, dem Mann, der immer das letzte Wort hat, viel tiefer verwurzelt als Du denkst. Lass Dich ja nicht aus sentimentalen Gründen zu einem tiefen Lohn und ohne klare Regelung Deiner Rolle zu einer Rückkehr verleiten. Jetzt geht es ums Geschäft. In einer besseren Vertragsposition wirst Du nie mehr sein.

Ich wünsche Dir weiterhin tolle Spiele mit Lausanne und viel Glück und Spass bei den Vertragsverhandlungen mit.

Mit freundlichen Grüssen

Klaus Zaugg