@Rüthemann und Bärenkralle 77

Ich bin kein Fan von KZ, aber bei diesem Artikel muss ich Ihm zu 100% recht geben:

Der Meister leidet unter fehlender Kreativität seiner Verteidiger und schleichender Verlangsamung. Für jedes Tor muss ein viel zu grosser «Rumpel-Aufwand» betrieben werden. Es fehlen die schnellen, präzisen Pässe aus der eigenen Zone heraus. So gesehen ist es nicht gelungen, Roman Josi (wechselte nach Nordamerika) zu ersetzen.

Entweder gelingt es dem Trainer diesen Mangel durch Einüben eines Spielkonzeptes zu beheben. Oder der Sportchef verstärkt die Mannschaft auf dem Transfermarkt durch schnelle, kreative Offensivverteidiger und Stürmer.

Der SCB erweitert seine Abwehr auf nächste Saison mit Martin Höhener (30). Die Statistik sagt uns, dass er kein Offensivverteidiger ist. Er hat in dieser Saison in 29 Spielen null Tore und drei Assists gebucht. Gewiss: Er war einmal einer der komplettesten Verteidiger mit Schweizer Pass. Aber das ist drei Jahre her. Er hat seine Zukunft hinter sich.

Bissig, schnell, jung, smart

Beim SCB macht sich jene schleichende Verlangsamung bemerkbar, die diese Saison bei den ZSC Lions bereits zu einer schweren Krise geführt hat: Zu viele Spieler, die im Denken und Handeln zu langsam und im Laufe ihrer Karriere reich und satt geworden sind und dieses Manko durch viel politische Macht im Klub wettmachen.

Der SCB müsste alles daran setzen, die Mannschaft durch bissige, schnelle, junge, smarte Spieler zu ergänzen und zu erneuern und sich von langsamen, satten Spielern zu trennen. So gesehen sind die Transfers von Biels Stürmer Kevin Lötscher (22) und Johan Morant (24, La Chaux-de-Fonds) richtig. Aber jener von Martin Höhener ist absurd.

Der «Big Bang» auf dem Transfermarkt ist dem SCB-Sportchef nicht gelungen. Peter Guggisberg (25) bleibt in Davos, Rafael Diaz (25) in Zug und Simon Moser (21) in Langnau. Was dem SCB Probleme bereitet, ist gut für die Liga: Wer sich sportlich weiter entwickeln und gutes Geld verdienen will, muss nicht mehr wie noch in den 1990er Jahren zu einem Grossklub wechseln. Sehr oft ist es für die sportlichen Perspektiven sogar besser, in einem mittelmässigen Team eine dominierende Rolle zu spielen, als in einem Spitzenteam die Eiszeit mit mehreren Alphatieren zu teilen.

Schlagkraft darf nicht verloren gehen

Das abschliessende Urteil über die SCB-Transferpolitik wird indes erst möglich sein, wenn alle Ausländerpositionen besetzt sind. Die Ausländer können die schleichende Entwicklung in Richtung ZSC Lions nachhaltig korrigieren. Der SCB hat genug Geld, um auf diesen Positionen durch drei hochkarätige, offensiv starke Spektakelspieler die sich abzeichnende Fehlentwicklung zu korrigieren. Drei? Sind mit Travis Roche (32) und Joel Kwiatkowski (33) nicht schon zwei der vier Ausländerlizenzen besetzt? Gewiss. Aber Kwiatkowski genügt den Ansprüchen in keiner Art und Weise und kann ausbezahlt werden. Das gleiche gilt übrigens auch für den langsamen, faulen Rumpel-Riesen Marc Reichert (24).

SCB-Sportchef Sven Leuenberger steht damit vor der heikelsten Aufgabe überhaupt: Der SCB hat die letzten Jahre trotz der Aussetzer in den Playoffs dominiert und in fünf Jahren viermal die Qualifikation gewonnen. Nichts ist so schwierig, wie eine erfolgreiche Mannschaft zu erneuern, ohne dass dabei die Schlagkraft verloren geht.